Tod von Miriam Pielhau Wie Krebs unbemerkt wiederkommen kann

Düsseldorf · Die Moderatorin Miriam Pielhau hatte erst - wie es schien - den Brustkrebs besiegt, dann bekam sie Leberkrebs. Nun ist die Moderatorin gestorben. Wie kann es sein, dass eine Krebserkrankung an einer anderen Körperstelle wiederkommt? Und wie stehen dann die Überlebenschancen?

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Mit 70.000 Neuerkrankungen pro Jahr ist Brustkrebs die mit Abstand häufigste Krebserkrankung bei Frauen in Deutschland. Dank dem medizinischen Fortschritt werden inzwischen 80 Prozent von ihnen geheilt. Ein Sieg, der für viele Patienten eine lebensverändernde Erfahrung darstellt. Umso schwieriger ist es deshalb zu verkraften, wenn Jahre später erneut die Diagnose Krebs gestellt wird. Wie bei Moderatorin Miriam Pielhau.

2008 war bei ihr Brustkrebs diagnostiziert worden. Nach einer Chemotherapie galt ihre Krankheit als geheilt, bis 2015 Leberkrebs festgestellt wurde. Die genauen Umstände ihres Todes sind nicht bekannt; laut dem Management der Moderatorin, erlag sie jedoch einer Krebserkrankung.

Aber wie kann es sein, dass der Krebs an einer anderen Stelle zurückkehrt, und handelt es sich um ein Versagen der Medizin? "Wenn der Krebs nach ein paar Jahren zurückkommt, dann war er niemals wirklich weg", sagt Andreas Schneeweiss, Leiter der Sektion "medikamentöse gynäkologische Onkologie" am Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen in Heidelberg. "Das Problem ist, dass bei einer Krebserkrankung wie zum Beispiel Brustkrebs, mikroskopische Tumorzellennester über die Blutbahn an andere Stellen des Körpers gelangen und sich dort festsetzen können."

Man spricht in einem solchen Fall von Mikrometastasen, die so klein sind, dass sie teilweise über Jahre hinweg in bildgebenden Verfahren wie dem CT (Computertomografie) nicht festgestellt werden können. "Irgendwann beginnen sie dann zu wachsen und werden zu sichtbaren Tumoren", sagt Schneeweiss.

Neue Erkenntnisse in der Krebsmedizin

Was Schneeweiss hier beschreibt, ist kein Versagen der Medizin und auch keine falsche Behandlung der ersten Krebserkrankung, sondern ein neues Verständnis davon, wie sich Tumoren entwickeln: Früher dachte man, Krebs sei etwas Lokales, das langsam vor sich hin wuchert und punktuell behandelt werden muss. Heute weiß man, dass dem nicht so ist. "Nur 50 bis 60 Prozent der Brustkrebspatientinnen kann man durch lokale Therapien wie Operationen und Bestrahlung heilen, bei den restlichen 40 bis 50 Prozent entstehen solche Mikrometastasen, die aber bei 20 bis 30 Prozent durch Medikamente therapiert werden können." Patientinnen mit Brustkrebs werden deshalb inzwischen vorsorglich auch immer medikamentös behandelt. "Bei den noch verbleibenden 20 bis 30 Prozent greifen die medikamentösen Behandlungen allerdings nicht, und die Mikronester entwickeln sich zu sichtbaren Metastasen", sagt Schneeweiss. So kann es sein, dass eine Patientin Brustkrebs scheinbar überwunden hat, der Krebs tatsächlich aber in ein anderes Organ abgewandert ist - unbemerkt.

Eine Gewebebiopsie zeigt den Ärzten in einem solchen Fall, um was für eine Art Tumor es sich bei einem Krebsrückfall an einer anderen Körperstelle handelt. Wird keine eigenständige Neuerkrankung festgestellt, sondern Brustkrebsgewebe, das sich in anderen Organen inselartig festgesetzt hat, sind die Mediziner machtlos. "In diesem Fall ist die Krebserkrankung so weit fortgeschritten und hat so viele Krankheitsherde entwickelt, dass man bestenfalls den Verlauf verlangsamen kann, heilen kann man den Krebs dann aber nicht mehr."

(ham)
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