Paul-Ehrlich-Preis Pioniere erhalten Sonderpreis für Immuntherapie bei Krebs

Frankfurt/Main · Das eigene Immunsystem als Waffe gegen schwere Krankheiten einzusetzen ist eine der großen Hoffnungen in der Medizin. In der Krebstherapie haben diesen Ansatz zwei amerikanische Forscher bedeutend vorangebracht. Jetzt werden sie für ihre Leistungen zur Heilung von schwarzem Hautkrebs und Leukämie ausgezeichnet.

Schwarzer Hautkrebs gilt als eine der gefürchtetsten Krebsformen.

Schwarzer Hautkrebs gilt als eine der gefürchtetsten Krebsformen.

Foto: Prof. Thomas Dirschka

Zwei Pioniere der Immuntherapie gegen Krebs haben in der Frankfurter Paulskirche den Paul Ehrlich- und Ludwig Darmstaedter-Preis erhalten. Die US-Amerikaner James P. Allison (66) und Carl H. June (61) teilen sich das Preisgeld in Höhe von 100 000 Euro. Von den 119 Preisträgern, die diese Ehrung seit 1952 bekommen haben, erhielten 22 später einen Nobelpreis.

Immuntherapie gegen Tumore sei "der Ansatz, der uns in die Zukunft führt", sagte Harald zur Hausen, Nobelpreisträger und Stiftungsratsvorsitzender der Paul Ehrlich-Stiftung, am Samstag. Dies sei "ein aufregender neuer Weg in der Krebsbehandlung". Allison vom Anderson Cancer Center in Houston und June von der Universität Pennsylvania in Philadelphia hätten entscheidend dazu beigetragen, diesen Weg zu ebnen.

Statt die Krebszellen mit Giften oder Röntgenstrahlen zu attackieren, wird das Immunsystem dabei in die Lage versetzt, selbst gegen den Krebs vorzugehen. Allison hat die "Checkpoint-Hemmung" zur Behandlung von schwarzem Hautkrebs entwickelt, June die "CART-19-Therapie" gegen Leukämie. Beide Verfahren werden bereits klinisch eingesetzt.

Beide Forscher hätten gezeigt, dass heute möglich sei, was man bis vor kurzem nicht für möglich gehalten habe, sagte der emeritierte Prof. Rolf Zinkernagel (ehemals Universität Zürich) in der Laudatio. "Wir stehen vor einem echten Durchbruch in der Krebsbehandlung - wenn auch nicht für alle Patienten, so doch für viele."

Der mit 60 000 Euro dotierte Nachwuchspreis geht an Raja Atreya (39), Juniorprofessor am Universitätsklinikum Erlangen. Er hat ein Spray aus Antikörper und Leuchtmittel entwickelt, mit dem sich die Zielmoleküle einer Immuntherapie bei Morbus Crohn nachweisen lassen, einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung. Damit könne man vor Beginn der Behandlung herausfinden, ob die Therapie wirke, sagte Laudator Prof. Jürgen Schölmerich (Uniklinikum Frankfurt) - und falls nicht, dem Patienten Nebenwirkungen und dem Gesundheitssystem Kosten ersparen. Atreya hat in Mainz studiert.

Der Paul Ehrlich- und Ludwig Darmstaedter-Preis gilt als eine der wichtigsten Auszeichnungen für Mediziner in Deutschland. Überreicht wird traditionell am Geburtstag von Ehrlich. Der Begründer der modernen Chemotherapie gegen Krebs bekam 1908 den Nobelpreis.

(dpa)
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