Düsseldorf Hohe Sterberate bei Brustkrebs

Düsseldorf · Italienische Mediziner haben in einer großen Statistik europaweit die Sterberaten beim Brustkrebs verglichen. Deutschland schneidet dabei schlecht ab. Experten bestätigen: Sowohl in der Vorsorge als auch bei der Behandlung kann noch einiges verbessert werden.

Sieben Fakten zu Brustkrebs
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Foto: ddp

Die Zahlen klingen alarmierend. Vertraut man der Studie von italienischen Medizinern, dann werden Frauen mit Brustkrebs in Deutschland schlechter behandelt als in vielen anderen europäischen Ländern. Statistisch werden von 100 000 Frauen europaweit in diesem Jahr knapp 15 an Brustkrebs sterben — bei uns sind es aber zehn Prozent mehr: nämlich 16,5 Frauen. Deutschland bildet demnach das Schlusslicht der großen EU-Staaten. Ganz vorn liegt Spanien mit nur 11,7 Brustkrebs-Toten pro 100 000 Frauen.

Einzig für die jüngeren Frauen scheinen sich Vorsorge und bessere Therapie bezahlt zu machen. Bei den Frauen unter 49 Jahre liegt Deutschland auf Rang 2: binnen zehn Jahren ging die Sterblichkeit für Brustkrebs in dieser Altersgruppe um ein Drittel zurück.

Besonders auffällig sind die Zahlen für die 50- bis 70-jährigen Krebspatientinnen. Deutschland liegt hier gleich 20 Prozent über dem EU-Durchschnitt. Die Wahrscheinlichkeit an Brustkrebs zu sterben ist hierzulande doppelt so groß wie in Spanien. Die Studie erkennt zwar auch Fortschritte in Deutschland, aber die Entwicklung bleibt schlechter als in anderen Ländern.

So beschloss der Bundestag 2005, ein Mammographie-Screening für Frauen im Alter zwischen 50 und 69 Jahre. Etwas mehr als die Hälfte der Frauen ist bislang der Einladung gefolgt und hat ihre Brüste per Röntgengerät auf Tumore untersuchen lassen. Der Sinn des Screenings ist allerdings in der Wissenschaft umstritten. Die aktuelle Statistik spricht dafür, dass diese Maßnahme keine Erfolge zeigt, aber für eine endgültige Bewertung sei es noch zu früh, warnt ein Sprecher des Robert-Koch-Instituts. Erst 2015 werde erkennbar sein, ob die dieses Screening eine weitere Senkung der Sterblichkeitsrate bewirkt.

Die Krankenkassen in Deutschland unterstützen das Screening, kritisieren aber die Organisation. "Wir müssen im Sinne der Frauen verbessern", fordert der Chef der AOK Rheinland/Hamburg, Wilfried Jacobs. Wenn es Befunde gebe, müsse auch der Frauenarzt der Patientin eingeschaltet werden. "Die meisten Frauen wechseln ihren Gynäkologen nur selten." Zudem äußerte Jacobs den Verdacht, dass manch ein Radiologe bei der Überweisung der Frau nicht nach der Qualität der Klinik entscheide, sondern danach, wo welche Ausstattung stehe.

Kritisch sehen die Krankenkassen auch, dass die Frauen im Verdachtsfall zunächst völlig auf sich allein gestellt sind. "Die Phase zwischen der ersten und der zweiten Untersuchung ist psychologisch schwierig", sagte Christine Witte von der Barmer GEK. Die zweite Untersuchung müsse deshalb möglichst rasch folgen.

Bei der Behandlung von Brustkrebs forderte sie mehr Rücksicht für den Einzelfall. "Jeder Tumor hat ein individuelles Profil", sagt Witte. Was die individuelle Behandlung von Brustkrebspatientinnen angehe, müsse in Deutschland noch viel getan werden, betont sie.

Handlungsbedarf sieht sie auch bei der Ursachenforschung für Brustkrebs. Es gebe etliche Theorien, die Erkrankung könne mit der Ernährung, Umwelteinflüssen oder Hormonen im Trinkwasser zusammenhängen, aber noch zu wenig Klarheit. Mit dem bundesweiten Krebsregister könnten künftig noch mehr Aufschlüsse über regionale Unterschiede von Krebserkrankungen gewonnen werden.

(RP/chk)
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