Zu Ostern an den Strand? So schützen Sie sich vor Hautkrebs

Düsseldorf · Hautkrebs gehört zu den häufigsten Krebsformen in Deutschland - und zu den am meisten gefürchtetsten. Denn vor allem im Urlaub legen sich viele gerne in die pralle Sonne. Wir erklären, wie Sie sich schützen können und zeigen in einem Video alles Wichtige über das Hautkrebs-Screening.

 Das maligne Melanom ist eine besonders aggressive Form des Hautkrebses. Sie lässt sich jedoch gut behandeln, wenn sie rechtzeitig erkannt wird.

Das maligne Melanom ist eine besonders aggressive Form des Hautkrebses. Sie lässt sich jedoch gut behandeln, wenn sie rechtzeitig erkannt wird.

Foto: Prof. Thomas Dirschka

Es war vor einigen Jahren, da veränderte meine Hautärztin für zehn Sekunden ihre Stimme. Mein ganzer Körper war bei der Hautkrebs-Vorsorgeuntersuchung unauffällig geblieben, aber unter meinem rechten Rippenbogen sah sie einen Fleck, der sie störte. Sie hob ihre Augenbrauen und sagte: "Ist das hier etwa ein hässliches Entlein?"

Das "hässliche Entlein", ein gängiger Begriff aus der dermatologischen Praxis, entpuppte sich bei der genaueren Inspektion als diskretes Muttermal, dass sich an den Rändern bereits verändert hatte: Zwar war es noch nicht groß, aber unscharf in der Kontur, und es ragte leicht erhaben hervor. Es war suspekt.

Die Ärztin nahm das Auflichtmikroskop und bestätigte mit dieser genaueren diagnostischen Methode den Erstbefund des Augenscheins: "Es ist kein malignes Melanom, könnte aber mal eins werden. Ich würde es rausholen — zur Sicherheit." Sie betäubte die Stelle, schnitt es heraus und nähte die Wunde zu. Die Gewebeprobe schickte sie in ein Speziallabor nach Offenbach; das Ergebnis kam wenige Tage später zurück und war eindeutig: Es hatten sich Vorstufenzellen für schwarzen Hautkrebs, das maligne Melanom, gebildet. Nun jedoch bestand keine Gefahr mehr. Gut, dass das Ding raus war. Die Narbe ist zu klein, als dass man mit ihr prahlen könnte.

Was Sonnencremes bringen In der Fachliteratur sehr kontrovers wird die Frage diskutiert, ob Sonnencremes — auch solche mit hohem UV-Schutzfaktor — die Entstehung von Hautkrebs verhindern können. Es mangelt an Studien, die auch wasserfeste Cremes mit neuester Rezeptur und hohen Schutzfaktoren berücksichtigen. In Mäusetests gab es widersprüchliche Ergebnisse. Unstrittig ist, dass moderne Cremes besser schützen als gar keine Sonnenmilch. Die Frage ist, wie stark sie das Risiko mindern.

Sonnenlicht ist zweifellos der stärkste Faktor für die Entstehung von Hautkrebs. Das betrifft auch die Fälle von weißem Hautkrebs (Basaliome und Plattenepithel-Karzinome), die seltener Metastasen bilden. Der "weiße Hautkrebs" wird gelegentlich unterschätzt; das Plattenepithel-Karzinom der Haut ist das Musterbeispiel für einen durch Sonnenlicht ausgelösten Tumor, und auch bei diesem zweithäufigsten bösartigen Krebs der Haut kann es zu einem lebensbedrohlichen Organbefall kommen.

Konsequenter Schutz hilft Daher ist nicht nur für Menschen mit einem Risikoprofil die vor Jahrzehnten propagierte "vornehme Blässe" durch konsequenten Sonnenschutz die beste Vorbeugung gegen Hautkrebs. Das gilt übrigens für Menschen jeden Alters, zumal die Haut ein ungewöhnliches Langzeitgedächtnis besitzt. Einen heftigen Sonnenbrand merkt sie sich manchmal über Jahrzehnte — und mancher ältere Mensch, der in jüngereren Jahren in der Sonne badete, erkrankt plötzlich im Gesicht an einer sogenannten aktinischen Keratose.

Dies ist eine chronische Schädigung der verhornten Oberhaut, die nur langsam fortschreitet, aber nach Jahren ins Stadium eines Plattenepithel-Karzinoms eintreten kann. Man nennt die aktinische Keratose deshalb eine Vorstufe von Krebs, eines Präkanzerose. Lieblingsorte sind Gesicht, Handrücken, Stirn, Glatze, Nase, Ohr, aber auch Unterarme und Dekolleté — jene Bereiche des Körpers, die der Sonne leicht zugänglich sind.

So sehen die wichtigsten Hautveränderungen aus
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Foto: Shutterstock/Stephen VanHorn

Die tückischen Muttermale Der schwarze Hautkrebs entsteht sehr häufig aus entarteten Muttermalen. Von diesen sogenannten Pigmentflecken (genannt Nävuszellnävus) tragen viele Menschen etwa 20 Exemplare auf der Haut. Wer weniger davon vom Scheitel bis zur Sohle versammelt hat, dessen Risiko für ein Melanom sinkt deutlich.

Ist ein Melanom noch dünn und wächst nur in der Oberhaut, liegen die Heilungschancen bei 100 Prozent. Dringt der Tumor dagegen in die zweite Hautschicht, die sogenannte Lederhaut, vor, bekommt er möglicherweise Zugang zu den Blut- und Lymphgefäßen und kann sich dadurch im ganzen Körper ausbreiten. Die Krebszellen können vom Blut in andere Organe (etwa Lunge, Knochen, Leber, Gehirn) und von der Lymphe in die Lymphknoten transportiert werden. Dort wachsen dann Tochtergeschwülste.

Je tiefer ein Tumor in die Haut eingewachsen ist, desto höher ist das Risiko, dass er Krebszellen gestreut hat. Der weitere Verlauf der Erkrankung wird dann von der Wachstumsgeschwindigkeit dieser gestreuten Krebszellen bestimmt.

Vorsorge ist lebenswichtig Ähnlich wie die Darmspiegelung ist das Hautkrebs-Screening eine effektive Methode, um einen Krebs sicher zu vermeiden. Für Menschen ab 35 Jahren ist diese Untersuchung beim Hautarzt eine Kassenleistung; sie umfasst aber nur die Diagnostik mit bloßem Auge. Sobald der Patient einwilligt, dass der Dermatologe das Auflicht-Mikroskop verwendet, ist das eine private Leistung — eine sogenannte IGeL-Leistung (für individuelle Gesundheitsleistung). Laut Gebührenordnung der Ärzte (Ziffer 750) bringt sie dem Hautarzt etwa 16 Euro. Eine Lappalie für die Rettung eines Menschenlebens.

Leider bezahlen die Krankenkassen diese ungleich genauere Untersuchungsmethode zur Krebs-Vorbeugung nicht, dabei sind Hautärzte hier alles andere als Beutelschneider. Kaum ein seriöser Dermatologe, der ein einsames "hässliches Entlein" findet, wird für die einmalige Benutzung des Auflicht-Mikroskop die Hand aufhalten. Aber die flächendeckende Inspektion der Haut mit diesem sicheren Instrument ist zeitintensiv, zumal wenn die Bilder zu Kontrollzwecken gespeichert werden. Keiner sollte daran sparen, auch die Kassen nicht. Wichtig ist, dass Menschen mit vielen Muttermalen selbst genau hinschauen (oder von Verwandten oder Bekannten hinschauen lassen) und die Male nach der A-B-C-D-E-Regel inspizieren. Wer eine Veränderung registriert, sollte den Hautarzt aufsuchen. Zur Entwarnung: Die OP ist ein kleiner Rupfer, dauert fünf Minuten und tut nicht weh.

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