Guido Westerwelle an Blutkrebs erkrankt Was passiert bei Leukämie?

Düsseldorf · Rund 11.500 Menschen erkranken pro Jahr in Deutschland an Leukämie, auch Blutkrebs genannt. Wie seine Partei jetzt bekannt gab, ist der frühere Bundesaußenminister und FDP-Vorsitzende Guido Westerwelle ebenfalls betroffen. Wir erklären, was Sie über die Krankheit wissen müssen.

 Bei Leukämie kommt es zu einer krankhaften Entartung und starken Überproduktion weißer Blutkörperchen.

Bei Leukämie kommt es zu einer krankhaften Entartung und starken Überproduktion weißer Blutkörperchen.

Foto: Sebastian Kaulitzki/ Shutterstock.com

Was passiert bei einer Leukämie im Körper?

Leukämie ist ein Sammelbegriff für verschiedene Erkrankungen des blutbildenden Systems. Aus diesem Grund spricht man auch von "Blutkrebs". Allen gemeinsam ist eine krankhafte Veränderung der weißen Blutkörperchen (Leukozyten). Die Mutation der Leukozyten führt dazu, dass sie ihre Hauptaufgabe, die Abwehr von Krankheitserregern, nicht mehr ausführen können. Außerdem kommt es zu einer rapiden Vermehrung der weißen Blutkörperchen. In der Folge werden andere Anteile des Blutes immer weiter verdrängt. Dazu gehören gesunde Leukozyten, aber auch rote Blutkörperchen (Erythrozyten) und Blutplättchen (Thrombozyten). Dem stark erhöhten Anteil an weißen Blutkörperchen im Blut verdankt die Krankheit auch ihren Namen: Leukämie bedeutet übersetzt "weißes Blut".

Wie kommt es zu der Erkrankung?

Jährlich erkranken etwa 11.500 Menschen in Deutschland an Leukämie. Dabei sind Männer etwas häufiger betroffen als Frauen. Die meisten Patienten sind mittleren Alters. Nur etwa ein Drittel der Patienten sind unter 60. Die genaue Ursache der Leukämie konnte bislang jedoch nicht geklärt werden. Vermutlich spielen verschiedene genetische Faktoren eine Rolle.

Welche Symptome zeigen sich?

Durch die Verdrängung gesunder Blutbestandteile entsteht mit der Zeit eine Blutarmut, auch Anämie genannt. Es treten Störungen der Blutgerinnung auf. Die Patienten zeigen starke Blässe und ihre Leistungsfähigkeit sinkt. Da die Blutzellen auch Teil des Immunsystems sind, wird die Abwehr stark geschwächt. Es kommt zur Anfälligkeit für Erkrankungen und erhöhter Blutungsneigung. Durch den Blutfluss verteilen sich die entarteten weißen Blutkörperchen von Anfang an im gesamten Organismus, weshalb Leukämie auch als bösartige Systemerkrankung bezeichnet werden.

Gibt es verschiedene Formen von Leukämie?

Ja. Zum einen gibt es unterschiedliche Verläufe: chronisch oder aktut. Zum anderen kann die Krankheit verschiedene Teile im Körper befallen. Eine lymphatische Leukämie betrifft, wie der Name besagt, vor allem das Lymphsystem des Körpers, das eng mit dem Immunsystem verbunden ist. Alternativ spricht man von einer myeloischen Leukämie. Dabei sind Stammzellen im Knochenmark betroffen, die sich mit der Zeit in bestimmte weiße Blutkörperchen verwandeln (Granulozyten) und sich ebenfalls fast ungebremst vermehren.

Bei einer chronischen Leukämie ist der Krankheitsverlauf langsam und tritt über mehrere Jahre ein. Dadurch bleibt der Blutkrebs zu Beginn oft unbemerkt. Das trifft auf beide Formen der Erkrankung zu. Allerdings kann es bei einer lymphatischen Erkrankung eher zu Symptomen wie geschwollenen Lymphknoten, Fieber und reduzierte Abwehrkräfte kommen. Da die akute Form der lymphatischen Form in den meisten Fällen nur bei Kindern vorkommt, ist davon auszugehen, dass Guido Westerwelle an einer akuten Form der myeloischen Leukämie leidet. Sie macht bei Erwachsenen etwa 80 Prozent der akuten Leukämien aus und betrifft vor allem Menschen ab einem Alter von 60 Jahren. Hierbei werden die gesunden Zellen im Knochenmark in einem relativ kurzem Zeitraum von krankhaften Zellen (Myoblasten) ersetzt, sodass sich keine gesunden weißen Blutkörperchen mehr bilden können.

Wie wird die Krankheit diagnostiziert?

Da die Symptome auch bei vielen anderen Krankheiten auftauchen können, dauert es oft lange, bis der Arzt die richtige Diagnose stellt. Untersucht wird Leukämie durch einen Bluttest und eine Knochenmarksuntersuchung.

Wie wird die Krankheit therapiert?

Alle Formen von Leukämie werden mit Chemotherapie behandelt. Gerade bei der akuten myeloischen Form wird außerdem oft eine Stammzell- und Knochenmarkstransplantation durchgeführt. Insgesamt hat sich die Prognose verbessert: Fünf Jahre nach der Diagnose leben von den erwachsenen Patienten noch rund 40 Prozent. Trotzdem lässt sich keine sichere Aussage treffen, da die Patienten sehr unterschiedlich auf die Therapie reagieren. Darüber hinaus spielt das Alter eine Rolle: Rund zwei Drittel der Erwachsenen unter 65 Jahren werden wieder gesund, bei älteren sind es etwa die Hälfte.

(ham)
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