Risiko Aluminium Debatte über Krebsgefahr durch Deo

Düsseldorf · Die Diskussion um Gesundheitsschäden durch die Benutzung von aluminiumhaltigen Antitranspirantien verunsichert Verbraucher. Dabei gibt es weder für den Zusammenhang mit Brustkrebs noch mit Alzheimer stichhaltige Belege.

Ein kleines @-Zeichen hat die dm-Filiale in Mönchengladbach auf manche Preisschilder gedruckt. Vor dem Deo-Regal können die Kunden anhand dieses Symbols nun schneller erkennen, welche Produkte keine Aluminiumsalze enthalten. Denn die sind im Moment sehr gefragt. "In den letzten Wochen können wir eine verstärkte Nachfrage nach Deodorants ohne Aluminium feststellen", bestätigt Petra Schäfer, Geschäftsführerin bei der Drogeriekette dm.

Mit steigender Sommerhitze gewinnt in diesen Tagen ein Thema erneut an Temperatur, das bereits seit vielen Jahren regelmäßig für Schlagzeilen sorgt: der Zusammenhang zwischen der Nutzung von aluminiumhaltigen Deodorants und einem erhöhten Risiko sowohl für Brustkrebs als auch für die Alzheimer-Krankheit.

Das Leichtmetall Aluminium wird vor allem durch die Nahrung und das Trinkwasser aufgenommen und bei gesunden Menschen über die Niere wieder ausgeschieden. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat einen wöchentlichen Grenzwert errechnet, der nicht überschritten werden sollte. Er liegt bei einem Milligramm je Kilogramm Köpergewicht. Durch eine zusätzliche Aufnahme des Metalls über die Haut - vor allem wenn sie nach einer Achselrasur geschädigt ist - könnte dieser Wert überschritten werden und sich Aluminium im Körper anreichern.

Studien der britischen Wissenschaftler Philippa Darbre aus dem Jahr 2011 und Christopher Exley aus dem Jahr 2007 legen nahe, dass das angereicherte Aluminium Brustkrebs auslösen könnte. Sie fanden sowohl in der Brustwarzenflüssigkeit von Brustkrebspatientinnen (Darbre) als auch in dem befallenen Gewebe (Exley) erhöhte Aluminiumkonzentrationen.

Der Verdacht, Aluminium könne auch Alzheimer auslösen, stammt bereits aus den 80er Jahren, wurde aber 2013 durch eine Studie des Italieners Pasquale de Sole untermauert. Er fand heraus, dass die Moleküle des Proteins Ferritin bei Alzheimer-Patienten sieben Mal mehr Aluminium aufweisen als bei gesunden Menschen.

Andere Wissenschaftler bezweifeln allerdings, dass das Aluminium die Ursache ist. Sie glauben, dass sich das Aluminium vielmehr als Folge einer Erkrankung vermehrt anreichert. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) weist deshalb in einer Stellungnahme darauf hin, dass ein Zusammenhang zwischen der Aluminiumaufnahme durch Antitranspirantien und Alzheimer und Brustkrebs "wissenschaftlich bisher nicht belegt" werden konnte. Es gebe einen "dringenden Forschungsbedarf".

"Wir haben im Moment keine Beweise für ein Risiko", sagte auch Jürgen Thierkundke, Sprecher des Instituts. Dafür müssten erst weitere Studien durchgeführt werden. Das könne allerdings noch Jahre dauern. "Bis dahin sollten die Verbraucher das Risiko selbst einschätzen und für sich entscheiden, ob sie ein aluminiumfreies Produkt verwenden möchten", sagt Thierkundke.

Auch der Gynäkologe Karl Schulze-Hagen, der in Mönchengladbach eine Praxis betreibt, wurde von besorgten Patientinnen bereits auf das Thema angesprochen. "Das ist ein sehr schwieriges Thema", sagt er. "Wir können ein Risiko nicht gänzlich ausschließen." Positiv sei aber, dass es eine Wahlmöglichkeit gebe: "Natürlich kann man auch die Treppe herunterfallen und gelähmt sein. Trotzdem sind wir alle gezwungen, Treppen zu nutzen. Bei den Antitranspirantien haben wir die Wahl und können uns überlegen, ob wir das wirklich brauchen." Diese Meinung teilt auch die Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie, der die Düsseldorfer Direktorin der Universitätsfrauenklinik, Prof. Tanja Fehm, vorsitzt. "Wir raten grundsätzlich nicht von aluminiumhaltigen Deos ab", betont Fehm.

Die Hersteller der Antitranspirantien nutzen die Debatte, um ihre Produkte zu bewerben. Auf vielen Flaschen kleben Aufkleber mit den Worten "Ohne Aluminiumsalze" oder "Null Prozent Aluminium". Noch sind bei genauer Betrachtung der Regale indes die aluminiumhaltigen Produkte in der Überzahl.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort