Einer von 1000 Männern betroffen Brustkrebs bei Männern oft unerkannt

Chicago · Auch Männer können an Brustkrebs erkranken. Weil sie bei weitem aber nicht so für mögliche Warnsignale sensibilisiert sind, reagieren sie oft auch dann nicht, wenn bei Frauen schon alle Alarmglocken schrillen. Selbst bei Ärzten gebe es Nachholbedarf, beklagt der Mediziner John Greif aus Oakland in Kalifornien, unter dessen Ägide nun die bislang umfassendste US-Studie zu Brustkrebs bei Männern entstand.

Sieben Fakten zu Brustkrebs
Infos

Sieben Fakten zu Brustkrebs

Infos
Foto: ddp

"Es war bisher nicht wirklich auf dem Radar, bei Männern an Brustkrebs zu denken", stimmt Brustkrebsspezialist David Winchester aus Chicago zu. Er behandelt jährlich mindestens 100 an Brustkrebs erkrankte Frauen und einige wenige Männer. Nach Schätzungen der Amerikanischen Krebsgesellschaft ACS bekommt durchschnittlich eine von acht Frauen Brustkrebs, bei Männern ist es einer von 1.000. Zum Vergleich: Einer von sechs Männern erkrankt an Prostatakrebs.

Der Studie analysierte Daten aus den Jahren 1998 bis 2007. Sie umfasste fast 13.500 männliche Patienten und rund 1,4 Millionen weibliche. Die Forscher konnten unter anderem ablesen, dass zum Zeitpunkt der Diagnose die Tumore bei Männern schon deutlich größer waren und sich der Krebs schon eher verbreitet hatte. Die Diagnose bei Männern erfolgte im Durchschnitt im Alter von 63 Jahren, bei Frauen lag ein Durchschnittsalter von 59 Jahren vor.

Auf Knötchen achten

Ein Ergebnis der Untersuchung könnte nach Ansicht von Ärzten darauf hindeuten, dass Tumore bei Männern anders ausgeprägt sein könnten als bei Frauen. Denn selbst bei frühzeitiger Krebserkennung bezwangen mehr Frauen als Männer die Krankheit. Andererseits könnte auch das höhere männliche Durchschnittsalter bei der Diagnose eine Rolle für eine geringere Überlebensquote spielen, erklärt Greif.

Die Ursachen für Brustkrebs bei Männern sind nur wenig erforscht. Doch einige Risiken, die für Frauen gelten, treffen offenbar auch für Männer zu: Alter, bestimmte genetische Mutationen, Brustkrebs in der Familiengeschichte und starker Alkoholkonsum.

Die Erkrankung zeigt sich in der Regel zunächst als Knötchen unter oder nahe einer Brustwarze. Absonderungen aus der Brustwarze oder unförmige Brüste können ebenfalls ein Alarmzeichen sein, das abgeklärt werden sollte.

"Wir sind aus demselben Holz geschnitzt"

Robert Kaitz vermutete eine harmlose Zyste, als er eine Verhärtung unter seiner linken Brustwarze entdeckte. Solche waren ihm schließlich schon am Rücken entfernt worden. Als er damit fast zwei Jahre später zum Arzt ging, hatte der Knoten angefangen zu schmerzen. Die Diagnose Krebs kam völlig unerwartet. "Ich hatte überhaupt keine Ahnung, dass Männer Brustkrebs kriegen können", sagt Kaitz. Nach einer Brustamputation und dem Entfernen von mehr als 20 Lymphknoten folgten Chemotherapie und Bestrahlung. Jetzt unterzieht sich der 52-Jährige jährlich einer Mammographie.

Männer müssten sich bewusst machen, dass "wir nicht immun sind", betont Kaitz. "Wir sind aus demselben Holz geschnitzt."

(APD)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort