Vor- und Nachteile im Überblick Kontaktlinsen — ja oder nein?
Berlin/Homburg a.d. Saar (RPO). Kontaktlinsen sind eine unsichtbare Sehhilfe, die für fast jeden geeignet ist. Dennoch greifen nur rund zwei Prozent der Deutschen zu dieser Lösung. Das ergab eine Umfrage der GfK Marktforschung Nürnberg. Dabei würden viele der Brillenträger aus Gründen der Eitelkeit gerne darauf zurückgreifen. Das sind die Unterschiede sowie Vor- und Nachteile der Linsen.
Ohne Probleme sehen zu können, egal in welcher Situation, das ist heute kein Kunststück mehr. Dennoch trennen sich die Welten an der Entscheidung für Kontaktlinsen oder eine Brille. Viele begründen ihren Griff zur Brille mit Problemen, die sie beim Tragen der feinen Kunststoffschalen haben. Ein Drittel der Umfrageteilnehmer gaben an, die Linsen nicht zu vertragen. Dabei würden sich etwa zehn Prozent mit Kontaktlinsen attraktiver als mit ihrer Brille fühlen.
Vorteile der Kontaktlinse
Kontaktlinsen sind kleine, auf der Tränenflüssigkeit schwimmende Kunststoffschalen, die eine Fehlsichtigkeit korrigieren. "Tragen kann sie jeder, der keine Tränenzusammensetzungs-Störung hat", erklärt Prof. Dr. Berthold Seitz, Direktor der Klinik für Augenheilkunde am Universitätsklinikum des Saarlandes. Fehlsichtigkeiten, die durch Unregelmäßigkeiten auf der Hornhaut hervorgerufen werden, lassen sich durch Kontaktlinsen besonders gut korrigieren. Genau wie eine Brille sorgen sie dafür, dass auf der Netzhaut ein scharfes Bild entsteht, wir also klar sehen können. Während Brillen alles entweder stark vergrößern oder aber verkleinern, zeigt sich dieses Phänomen bei Kontaktlinsen kaum.
Weiterer Vorteil der Kontaktlinsen ist, dass sie das Blickfeld nicht so einengen, wie es durch die Brillenfassung geschieht. Je stärker ein Brillenglas zudem ist, desto unschärfer wird die Abbildung am Rand des Glases. Haftschalen hingegen sorgen nach Informationen des Berufsverbands der Augenärzte Deutschlands (BVA) für eine scharfe Rundumsicht. "Bei starker Kurzsichtigkeit kann man mit Kontaktlinsen besser sehen, weil der Verkleinerungseffekt durch das Brillenglas entfällt", erklärt Prof. Seitz. Linsen beschlagen nicht und sie verstauben auch nicht beim Tragen. Viele schätzen sie vor allem beim Sport, denn ohne Brille ist man weniger verletzungsgefährdet und kann sich freier bewegen.
Nachteile der Kunststoffschale
Allerdings bringen die "unsichtbaren Brillen" auch Nachteile mit sich: Besonders weiche Linsen kann man nicht unbegrenzt tragen, denn die Kunststofflinsen stören die Sauerstoffversorgung der Hornhaut. Das ist auch bei den neueren "sauerstoffdurchlässigen" Materialien so. In jedem Fall benötigt also ein Linsenträger zusätzlich auch eine Brille. Denn in Erkältungszeiten oder bei Heuschnupfengeplagten rät der Augenarzt vom Uniklinikum klar von Kontaktlinsen ab. "Die Bindehäute im Auge sind dann ohnehin schon gereizt oder entzündet", eine Kunststofflinse würde das Auge zusätzlich irritieren.
Wichtig ist zudem die sorgfältige Hygiene und Pflege der Haftschalen. Pflegefehler und Verunreinigungen können schnell zu bakteriellen Infektionen und Pilzinfektionen führen. Verwenden sollte man für die Pflege nur die Produkte, die der Augenarzt oder Optiker empfiehlt. Denn nicht jede Kunststoffschale verträgt jedes Hygienesystem.
Tipps für die Suche nach der passenden Linse
Ob Mensch und Linse eine gute Verbindung eingehen können, hängt entscheidend von der richtigen Wahl der Haftschale ab. Der Markt hält eine für den Laien zunächst unüberschaubare Vielfalt an Möglichkeiten bereit: Harte oder weiche Linsen, Linsen für Hornhautverkrümmung, Tages- oder Monatslinsen — für welchen der kleinen Sehhelfer man sich entscheidet, sollte man zusammen mit dem Fachmann entscheiden. Das kann der Augenarzt sein oder ein auf Kontaktlinsen spezialisierter Optiker.
Bei der falschen Wahl der Linse ist die Scheidung schon quasi vorprogrammiert. Bei einer Hornhautverkrümmung empfiehlt der Chef der Augenklinik in Homburg formstabile, also harte Linsen. Weiche Linsen würden sich der irregulären Hornhautoberfläche anpassen, erklärt Seitz. Das aber können nur Hinweise bei der Suche nach der passenden Linse sein, denn erst beim Tragen zeigen sich die jeweiligen Vor- und Nachteile für den Träger. Grundsätzlich raten Augenärzte eher zu harten Linsen, meint Prof. Seitz, denn sie sind günstiger für die Sauerstoffversorgung der Hornhaut, weil sie nicht so fest aufliegen wie die weichen Linsen. Sie schwimmen mehr auf dem Auge, wodurch es nicht so schnell trocken wird.
Was sind Tages-, Wochen- oder Monatslinsen?
Allerdings empfinden die meisten Menschen weiche Linsen als angenehmer. Sie sind in vielerlei Ausführung als Tages-, Wochen- oder Monatslinsen auf dem Markt. Wie lange sie mit Blick auf den Hygienezustand jeweils getragen werden dürfen, verrät ihr Name. Die optische Qualität dieser Linsen sei aber schlechter als die der harten Variante, sagt Prof. Berthold Seitz. Weiche Linsen fördern zudem das Einsprießen von Blutgefäßen von der Bindehaut in die Hornhaut. Zudem kann es zu chronischen Bindehautentzündungen kommen.
Geschätzt liege das Infektionsrisiko beim Tragen weicher Linsen um zehn bis zwanzig Prozent höher gegenüber dem bei formstabilen Linsen. Grund ist das porösere Material, an dem sich Erreger leichter einnisten. Klar rät er zudem vom Kauf der Linsen im Internet ab. Die Qualität der dort häufig angebotenen Kunststofflinsen sei oft zu schlecht. Zudem rät er dringend, die Linsen vom Fachmann anpassen zu lassen, damit sie optimal aufs Auge passen.
Wie wichtig die Hygiene ist
Das größte Risiko sieht der Augenarzt für Kontaktlinsenfans generell in Infektionen, die durch hygienisch nicht einwandfreie Linsen hervorgerufen werden können. Mancher verwendet die Desinfektionsflüssigkeit mehrmals, in die die Linsen über Nacht kommen, oder nimmt statt speziellem, destilliertem Wasser Leitungswasser. Damit Kontaktlinsen gut vertragen werden, müssen sie regelmäßig gereinigt und desinfiziert werden. Dazu genügt es nicht, sie nur in Desinfektionslösung zu legen. Sie müssen auch mechanisch von oberflächlichen Ablagerungen aus der Umwelt oder Stoffen aus dem Tränenfilm gereinigt werden.
Eingewöhnungszeit für Linsen einplanen
Kontaktlinsenträger sollten es langsam angehen lassen, rät das Kuratorium Gutes Sehen. Oft bräuchten Auge und Linse ein bisschen Zeit, um miteinander warm zu werden. Bei weichen Linsen ist diese Schnupperphase relativ kurz, harte Linsen hingegen fühlen sich zu Beginn etwas ungewohnt im Auge an. Entscheidend für ein harmonisches Miteinander von Auge und Kontaktlinse ist, die täglich empfohlene Tragezeit einzuhalten. Hat man sich erst einmal an die Linsen gewöhnt, können diese nach Angaben des Facharztes für zwölf Stunden im Auge bleiben. Mehr über das Thema Linsenwahl, Antworten auf Fragen zu Sport, Beruf und Urlaub mit der Kontaktlinse oder zur Hygiene erfahren Sie hier.
Wichtig ist für Kontaktlinsenträger die halbjährliche Kontrolle beim Augenarzt und das auch, wenn man keine Beschwerden hat. Der überprüft, ob die Linse noch gut sitzt, sie sich ausreichend im Tränenfilm bewegt und das Auge ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird.