Korrektur vor dem neunten Lebensmonat Unfruchtbarkeit durch Hodenhochstand

Köln · Eine Fehllage des Hodens im Leistenkanal oder der Bauchhöhle sollte vor dem neunten Lebensmonat behandelt werden.

Denn die Wahrscheinlichkeit, dass derart falsch positionierte Hoden von alleine in den Hodensack absteigen, ist später als drei bis vier Monate nach der Geburt gering. Darauf weist Ulrich Fegeler, Bundespressesprecher des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) in Köln hin.

Erfolgt die therapeutische Korrektur des Hodenhochstands (Maldescensus testis) erst nach dem zweiten Lebensjahr, ist eine verminderte Zeugungsfähigkeit wahrscheinlich. "Bei einer Fixierung der Hoden im Leistenkanal schädigt die dort vorherrschende Körperkerntemperatur auf die Dauer die Keimzellen der Hoden. Sie benötigen eine niedrigere Temperatur zwischen 32 bis 37 Grad - deshalb befinden sich die Hoden ja auch außerhalb des Körpers", erläutert Fegeler. "Männer, bei denen der Hodenhochstand erst spät oder nicht behandelt wurde, haben ein stark erhöhtes Risiko für Unfruchtbarkeit. Aber auch für Hodenkrebs besteht eine etwas höhere Gefahr."

Für das Kind selbst ist ein Hodenhochstand nicht schmerzhaft. Bei circa zwei bis fünf Prozent der Jungen verlagern sich einer oder beide Hoden nicht termingerecht nach unten. Frühgeborene haben ein besonders hohes Risiko für einen Hodenhochstand: Etwa ein Drittel der frühzeitig Geborenen ist davon betroffen.

Im Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen kontrolliert der Kinder- und Jugendarzt die korrekte Lage der Hoden im Hodensack regelmäßig. Ist ein Hoden nicht tastbar, sind laut Fegeler weitere Untersuchungen nötig. Mithilfe der Ultraschalluntersuchung, eventuell sogar einer Kernspintomographie, kann die genaue Lage des Hodens festgestellt werden.

Ein Hodenhochstand kann heute entweder durch Hormongabe allein oder in Kombination mit einem chirurgischen Eingriff therapiert werden. Die Behandlung sollte vor dem ersten Geburtstag abgeschlossen sein. "Auch nach der Therapie sind regelmäßige Kontrollen durch den Kinder- und Jugendarzt erforderlich", ergänzt Fegeler.

(dpa)
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