Hintergrund Die gefährlichsten Kinderkrankheiten

Anders als der harmlos klingende Name „Kinderkrankheiten” vermuten lässt, können diese oft gefährliche bis lebensbedrohliche Folgen haben, wie der Bundesverband der Kinder- und Jugendärzte betont.

Diphtherie
Diphtherie ist eine hochansteckende lebensgefährliche bakterielle Krankheit. Typisch ist eine Entzündung des Rachens, die zu Erstickungsanfällen mit Todesfolge führen kann. Daher wurde Diphtherie früher, als es noch keine Impfung gab, als „Würgeengel der Kinder” bezeichnet. Heute tritt sie wieder verstärkt in der früheren Sowjetunion auf.

Hepatitis B
In Deutschland infizieren sich jährlich 50.000 Menschen mit dem Hepatitis B-Virus. Dazu reichen winzige Verletzungen der Haut. Hepatitis B kann chronisch werden. Im schlimmsten Fall kann die Leber massiv geschädigt werden, dies führt nicht selten zum Tode.

Masern
Eine Ansteckung mit den Erregern erfolgt vor allem über Speicheltröpfchen. In bis zu 20 Prozent der Fälle treten zusätzlich Komplikationen wie Mittelohr- und Lungenentzündung auf. In einem bis zwei von 1000 Masern-Fällen kommt es darüber hinaus zu einer Entzündung des Gehirns.

Keuchhusten
Die Krankheit ist hochansteckend und führt zu heftigen Hustenanfällen. Folgeerkrankungen können Lungenentzündungen und Gehirnerkrankungen sein. In Deutschland werden jedes Jahr durchschnittlich mehrere Tausend Keuchhustenfälle registriert. Säuglinge können daran sterben.

Hib
Das Bakterium Haemophilus influenzae Typ b (Hib) verursacht bei Kindern bis zu drei Jahren eine besonders schwere und rasch fortschreitende Hirnhautentzündung mit fatalen Folgen, denn die Sterblichkeit beträgt bei unbehandelten Patienten bis zu 80 Prozent. Bei Kindern bis fünf Jahren kann sich der Kehldeckel lebensbedrohlich entzünden.

Kinderlähmung
Die Ansteckung mit Polio-Viren erfolgt meist durch die Aufnahme von mit Fäkalien verseuchtem Trinkwasser oder per Tröpfcheninfektion (Husten). Sie führt zu einer Lähmung einzelner Muskelgruppen. In bis zu zehn Prozent der Fälle kommt es zur Atemlähmung, die zum Tod führen kann.

Mumps
Die im Volksmund „Ziegenpeter“ genannte Krankheit wird durch Viren ausgelöst. Häufig sind Entzündungen anderer Drüsen die Folge. Jungen können Hodenentzündungen erleiden, spätere Unfruchtbarkeit kann die Folge sein.

Pneumokokken
Viele gesunde Menschen tragen den Erreger in sich. Gefährlich wird es, wenn die Bakterien nach einer Grippe-Infektion eine Kapsel um sich bilden. Sie können dann zu Lungenentzündungen und Hirnhautentzündung führen.

Röteln
Die durch Viren hervorgerufen Krankheit verläuft meist ohne Komplikationen. Werden jedoch Schwangere in den ersten drei Monaten infiziert, sind ihre Babys in Gefahr. Über 60 Prozent der Kinder kommen mit Schäden zur Welt.

Windpocken
Die Virus-Erkrankung verläuft meist harmlos. Mögliche seltene Folgen sind eine Gehirn-, Lungen- oder Leberentzündung. Jedoch riskiert jeder einmal an Windpocken Erkrankte, später eine Gürtelrose zu entwickeln.

Wundstarrkrampf (Tetanus)
Die Erkrankung, die durch das Gift eines Bakteriums (Clostridium tetani) hervorgerufen wird, verursacht jährlich 600.000 Todesfälle auf der Welt. Das Bakterium sitzt in der Erde und in Fäkalien und lässt sich nicht ausrotten. Es gelangt über Wunden in den Körper. Dort kann es zu Muskelstarre und qualvollen Schmerzen führen.

Der Impfkalender für Kinder
Die erste Impfung sollten Säuglinge bereits im 2. Monat erhalten, und zwar als Sechsfachimpfung gegen Wundstarrkrampf (Tetanus), Diphterie, Keuchhusten, Kinderlähmung, Hepatitis B und Hib (Haemophilus Influenza). Außerdem empfiehlt sich zusätzlich die Impfung gegen Pneumokokken.

Dreimal wiederholen
Die erste Impfung für Kleinkinder mit 2 Monaten muss drei Mal wiederholt werden: im Alter von drei Monaten, vier Monaten und zwischen dem 11. und 14. Monat. Im vollendeten ersten Lebensjahr sollte die Impfung gegen Meningokokken stattfinden.

Dreifach-Impfung
Ab dem 12. vollendeten Lebensmonat empfiehlt sich die Dreifach-Impfung gegen Masern, Mumps und Röteln sowie die Einzel-Impfung gegen Windpocken. Die Dreifach-Impfung muss im Alter zwischen 15 und 23 Monaten wiederholt werden. Gleiches gilt für den Windpocken-Schutz, falls bei der ersten Impfung ein Kombi-Impfstoff verwendet wurde.

Empfohlene Auffrischungen
Die Tetanus-Impfung steht für Kinder nach der Erstimpfung wieder mit 5 oder 6 Jahren bzw. im Alter von 9 bis 17 Jahren an. Ab dem 18. Lebensjahr muss die Impfung alle 10 Jahre aufgefrischt werden. Gleiches gilt für Diphterie. Keuchhusten muss nur bis zum 17. Lebensjahr zweimal alle zehn Jahre aufgefrischt werden.

Kinderlähmung
Kinderlähmung (Polio) sollte im Alter von 9 bis 17 Jahren erneut per Impfung aufgefrischt werden. Im gleichen Alter empfiehlt sich eine Grundimmunisierung gegen Hepaptitis B für Kinder und Jugendliche, die bisher nicht dagegen geimpft wurden.

Erinnerungs-Service
Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte bietet einen kostenlosen Online-Erinnerungsservice für Impf- und Vorsorgetermine von Kindern. Eltern brauchen nur Namen und Geburtsdatum ihre Kindes sowie eine Mail-Adresse anzugeben. Anmeldung über www.kinderaerzte-im-netz.de (Stichwort: Impfen schützt/Terminerinneriung).

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