Pflanzenextrakte aus der Sägepalme Keine Wirkung bei Prostatabeschwerden

Chicago (RPO). Pflanzenextrakte aus der Sägepalme helfen nicht gegen Prostatabeschwerden. Das besonders in Europa häufig von Ärzten und Heilpraktikern empfohlene Mittel sei selbst in extrem hohen Dosen nicht wirksamer als ein Placebo, berichten US-amerikanische Forscher im Fachmagazin "Journal of the American Medical Association" (JAMA).

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Foto: Werner Gabriel, RP

"Männer sollten ihr Geld nicht an dieses Pflanzenmittel verschwenden, um ihre Symptome einer vergrößerten Prostata zu lindern. Denn es wirkt eindeutig nicht besser als eine Zuckerpille", sagt Gerald Andriole von der Washington University School of Medicine in St. Louis, einer der Autoren der Studie.

Der aus getrockneten Früchten der Palme gewonnene Extrakt soll die Symptome einer gutartigen Vergrößerung der Prostata lindern, wie sie bei älteren Männern häufig vorkommt. In den letzten Jahren haben Studien bereits mehrfach widersprüchliche Ergebnisse zur Wirksamkeit des Sägepalmenextrakts geliefert. Einige sprachen für eine - wenn auch schwache - Wirkung, andere widerlegten dies.

Jetzt habe man die Wirksamkeit des Präparats erstmals auch mit überhöhten Dosen überprüft, sagen die Wissenschaftler. Die mehr als 300 Probanden nahmen bis zum Dreifachen der üblichen Dosis ein. Gegenüber einer Kontrollgruppe mit einem Placebo, einer wirkstofflosen Pille, ließ sich auch nach 17 Monaten der Einnahme kein Unterschied feststellen, berichten die Forscher um Studienleiter Michael Barry vom Massachusetts General Hospital in Boston.

Prostataleiden trifft jeden Zweiten über 50

Nach Angaben der Wissenschaftler leiden rund die Hälfte aller Männer über 50 an einer gutartigen Vergrößerung der Prostata. Mit zunehmendem Alter erhöhe sich dieser Anteil auf bis zu 90 Prozent. Die Prostata drückt auf Harnwege und Blase, behindert das Wasserlassen, erzeugt aber gleichzeitig ein unangenehmes Gefühl des "Müssens".

Um diese Symptome zu lindern, greifen viele Patienten zu pflanzlichen Mitteln wie dem Sägepalmenextrakt. Dieses aus den ölhaltigen, getrockneten Früchten der Pflanze gewonnene Pulver soll das Harnlassen erleichtern. In Deutschland empfiehlt die Sachverständigenkommission für pflanzliche Arzneimittel des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) eine Dosierung von 320 Milligramm pro Tag.

Zuckerpille versus Pflanzenmittel

An der an elf Forschungseinrichtungen in den USA durchgeführten Studie nahmen 369 Männer im Alter von 45 Jahren und mehr teil. Sie alle litten unter leichten bis mittelschweren Symptomen, wie sie für eine vergrößerte Prostata typisch sind. Eine Hälfte der Probanden erhielt eine Zuckerpille, ein Placebo, die andere Hälfte eine identisch aussehende Tablette mit zunächst 320 Milligramm Sägepalmenextrakt. Weder die Studienteilnehmer noch die verabreichenden Ärzte wussten, welcher Proband welcher Gruppe angehörte.

Nach 24 Wochen setzten die Wissenschaftler die Dosierung des Sägepalmenextrakts auf 640 Milligramm täglich herauf, nach 48 Wochen auf 960 Milligramm - dem Dreifachen der empfohlenen Tagesdosis. Während der gesamten Studiendauer von 17 Monaten wurden Harnfluss und weitere Symptome der Teilnehmer regelmäßig kontrolliert.

Die Symptome hätten sich am Ende dieser Periode bei beiden Gruppen leicht verbessert, berichten die Forscher. "Patienten berichten häufig eine Verbesserung der Symptome, wenn sie etwas dagegen einnehmen, selbst wenn es nur ein Placebo ist", sagt Andriole. Allerdings sei der lindernde Effekt in diesem Fall beim Placebo stärker gewesen als beim Wirkstoff. Eine signifikant erhöhte Wirksamkkeit für den Sägepalmenextrakt habe man nicht gefunden.

(DAPD/sgo)