Hitze-Tage Warum Sonnencreme allein nicht vor Hautkrebs schützt

Düsseldorf · UV-Strahlung ist gefährlich. Das wissen die meisten und cremen sich darum mit Sonnenschutzmitteln ein. Doch geschützt sind sie trotzdem nicht gut. Denn es gibt noch mehr schädliche Strahlung. Warum Sie sich nicht allein auf Sonnenmilch verlassen sollten.

 Auch mit Sonnenschutz auf der Haut sollte man sich nicht unbekümmert der Sonne aussetzen. (Symbolbild)

Auch mit Sonnenschutz auf der Haut sollte man sich nicht unbekümmert der Sonne aussetzen. (Symbolbild)

Foto: Shutterstock/Rozhnovskaya Tanya

Rund 220.000 Menschen erkranken jedes Jahr in Deutschland an weißem Hautkrebs, 22.000 bekommen laut der aktuellen Krebsdaten des Robert-Koch-Instituts den aggressiven und schnell streuenden schwarzen Hautkrebs, auch malignes Melanom genannt. Wird er nicht rechtzeitig erkannt und entfernt, ist er fast immer tödlich. Ultraviolette Strahlung (UV-Strahlung) erhöht das Risiko dafür. Denn sie ist zwar für das Auge unsichtbar, dringt jedoch in die Haut ein und richtet dort Schaden an.

Dazu braucht sie nur denkbar kurz: „Nach acht Sekunden hat die UV-Strahlung die DNA in jedem Bereich der Haut kaputt gemacht“, sagt Eckhard Breitbart, Hautarzt und zweiter Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Prävention (ADP). Der Körper erkennt zwar, dass sich der Aufbau der DNA geändert hat, und beginnt mit einer Reparatur der geschädigten Zellen. Bei unvollständiger oder fehlerhafter Reparatur entstehen jedoch mutierte Zellen, aus denen sich Krebs entwickeln kann.

Um Hautkrebs vorzubeugen, reiben sich viele Sonnenschutzmittel auf die Haut und legen sich dann mit gutem Gefühl in die Sonne. Das allerdings sollten sie aus folgenden Gründen besser nicht tun:

  • 1. Sonnencreme allein schützt nicht vor Hautkrebs

Eine Studie der International Agency for Research on Cancer deutete darauf hin, dass Sonnenschutzmittel zwar vor Sonnenbrand schützen, nicht jedoch vor Hautkrebs.

In einer Übersichtsarbeit hat auch Jürgen Lademann, Dermatologe an der Charité in Berlin, diese Frage untersucht. Das Ergebnis: Die heute eingesetzten Lichtschutzfaktoren können zwar vor einer selteneren Form des weißen Hautkrebses – dem Spinaliomen (Stachelzellkrebs) – schützen. Ob die Lichtschutzfaktoren in Sonnenschutzmitteln jedoch auch vor der weit häufigeren Form – dem Basaliom (Basalzellkrebs) – Schutz bieten, ist unklar. Noch widersprüchlicher sei die Studienlage beim Melanom. Man wisse zu wenig über die genauen Mechanismen, die zur Entstehung schwarzen Hautkrebses führen, sagt Lademann. Allerdings nimmt man an, dass sowohl die Häufigkeit von Sonnenbrand wie auch die UV-Dosis über die Jahre eine Rolle spielen.

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  • 2. Nicht nur UV-Strahlung richtet Schaden an

UV-Strahlung, das wissen die meisten, ist nicht gut. Doch im Sonnenlicht trifft nicht nur UVA- und UVB-Strahlung auf unsere Haut. Sie macht sogar mit zehn Prozent den geringsten Teil der Strahlung aus. Weit größeren Anteil haben das sichtbare Licht (VIS) sowie die Infrarot-Strahlung, die wir als Wärme empfinden. „Vor einigen Jahren wurde in Studien gezeigt, dass rund 50 Prozent der freien Radikalen außerhalb des UV-Bereichs im sichtbaren und infraroten Bereich entstehen“, sagt Lademann. Freie Radikale führen zu Zellschädigungen und schließlich zur Entartung von Zellen. Krebs ist die Folge. Darum rät Lademann, beim Kauf von Sonnenschutzmitteln auch auf den Infrarotschutz zu achten, der zum Teil bereits Bestandteil der handelsüblichen Lotionen ist. Der Hinweis auf den Infrarotschutz schließe auch den Schutz vor dem sichtbaren Spektrum mit ein.

  • 3. Viele beachten den UV-Index nicht

Den Wetterbericht kennen die meisten, die UV-Prognose hingegen die wenigsten. Auf der Seite des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS), beim Deutschen Wetterdienst oder in zahlreichen Wetter-Apps lässt sich tagesaktuell für ganz Deutschland die Vorhersage der zu erwartenden UV-Werte abrufen. Sie sind auf einer Skala von eins bis elf erfasst. „Bei Werten bis drei muss man beim Aufenthalt im Freien nichts tun“, sagt Breitbart. Doch zeigt sich: Selbst bei wolkig-bedecktem Himmel wird fürs Rheinland auf der Skala bereits ein Wert von sechs bis sieben erreicht. Das BfS empfiehlt schon dann, entsprechende Sonnenschutzkleidung zu tragen, einen Hut und Sonnenbrille und unbedeckte Haut mit Sonnenschutzmittel einzureiben.

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  • 4. Zu wenig Sonnenschutzmittel benutzt

Eine fünfköpfige Familie, die im Sommerurlaub gemeinsam fast eine Woche mit einer Flasche Sonnenmilch auskommt, hat etwas falsch gemacht. Eigentlich wären für einen ausreichenden Schutz zwei Milligramm Sonnenschutzmittel pro Quadratzentimeter Haut nötig. Ungefähr eine halbe Flasche benötigt man demnach für das Eincremen einer Person, sagt Lademann. Davon sind die meisten weit entfernt. Studien zeigen, dass die meisten Menschen lediglich ein Viertel bis die Hälfte der wirksamen Dosis auf der Haut verteilen.

  • 5. Sonnenschutz überschätzt

Wer sich eincremt, überschätzt die schützende Wirkung von Cremes, Lotionen oder Sprays. In einer Studie zeigte sich, dass eingecremte Menschen rund 20 Prozent länger in der Sonne blieben, als vertretbar wäre. Was viele nicht wissen: Auch Nachcremen verlängert die mögliche, dem Hauttyp angepasste Sonnenverweildauer, nicht. Grundsätzlich gilt: Je heller die Haut, desto kürzere Zeit sollte man sich ungeschützt der Sonneneinstrahlung aussetzen.

Dermatologen und Fachgesellschaften vieler Länder empfehlen Sonnenschutzmittel lediglich als ergänzende Maßnahme zum Schutz vor Hautkrebs. Für wichtiger erachten sie es, die Sonne zu meiden – vor allem in der Mittagszeit zwischen elf und 15 Uhr sowie auf sonnengerechte Kleidung zu achten. Zu ihr zählt laut Breitbart ein Hut mit breiter Krempe, möglichst langärmelige Bekleidung sowie den Fußrücken bedeckende Schuhe. „Wenn man bis zum zwölften bis 18. Lebensjahr ohne Sonnenbrand bleibt, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass einem Hautkrebs erspart bleibt“, sagt Breitbart.

Anmerkung der Redaktion: Dieser Text erschien bereits 2019 auf rp-online.de. Da er weiterhin aktuell ist, bieten wir ihn erneut zum Lesen an.

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