Vorsicht Sonne Hautreaktionen durch Medikamente, Gemüse und Sonnenmilch?

Berlin/Oldenburg · Die Sonne hat auch ihre Schattenseiten: Sie sorgt nicht nur für schmerzhafte Sonnenbrände, sondern kann in Kombination mit rund 300 Medikamenten und bestimmten Nährstoffen auch üble Hautreaktionen hervorrufen: Knötchen, Schwellungen oder Flecken inklusive. Was Sie wissen müssen.

Heiße Haut und ein brennendes Gefühl, das hört sich nach einem klassischen Sonnenbrand an. Der muss aber nicht dahinter stecken. Denn überraschend viele Medikamente vertragen sich überhaupt nicht mit der UV-Strahlung und machen üble Nebenwirkungen, die viele als fälschlicher Weise als Sonnenbrand abtun. Manchmal aber sind die Symptome wie Pigmentstörungen oder juckende Hautveränderungen so stark, dass kein Weg am Hautarzt vorbeiführt. Und der kann die Ursache schnell ausmachen.

300 Medikamente reagieren mit der Sonne

Es sind die üblichen Verdächtigen: Ein bisschen ungeschützter Sonnengenuss auf Balkonien oder ein wenig Gartenarbeit in praller Sonne und schon hat man den Salat. Rund 300 Medikamente weiß Dermatologin Prof. Silvia Schauder zu benennen, die in Zusammen hang mit UV-Strahlung üble Hautreaktionen hervorrufen können. Darunter sind einige, die häufig und zum Teil rezeptfrei in der Apotheke zu haben sind.

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Foto: Helios Kliniken

Wer sich beispielsweise gegen seinen Heuschnupfen mit dem Antiallergikum Loratadin eingedeckt hat, könnte Probleme mit der Haut bekommen, wenn er sich ungeschützt dem Sonnenlicht aussetzt. Schmerzmittel wie Naproxen hat nach Informationen von Professor Erhard Hölzle von der Hautklinik des Klinikums Oldenburg unter der UV-Einstrahlung einen für manche Menschen problematischen Effekt. In geringerem Umfang gehören auch Diclofenac und Ibuprofen dazu, ebenso dazu wie die antibiotischen Wirkstoffe Tetracyclin oder Doxycyclin oder Herzmedikamente, darunter vor allem solche mit dem Wirkstoff Amiodaron. "Dieses Mittel kann eine lang anhaltende grau-violette Pigmentierung verursachen", sagt Dr. Ursula Sellerberg von der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände.

Das sind die Anzeichen einer Sonnenreaktion

Dass das so ist, liegt an in den Arzneimitteln enthaltenen photosenibilisierenden Substanzen, die sich auch in der Haut anreichern. Treffen nun UV-Strahlen darauf, können sie dort eine Entzündung hervorrufen, so wie das auch beim Sonnenbrand der Fall ist. Allerdings kommt es — sind Medikamente der Auslöser — viel schneller zu einer solchen Reaktion.

Brennen oder ein prickelndes Gefühl auf der Haut können die ersten Anzeichen sein. Kurz danach "werden kleine Knötchen oder Bläschen sichtbar, die Haut schwillt in manchen Fällen an, juckt und spannt", beschreibt der Dermatologe Hölzle die Symptome.

Wie schnell solche Reaktionen sichtbar werden, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Die Dosierungsstärke des Arzneimittels spielt eine Rolle und auch der Hauttyp. Besonders gefährlich kann sich das für hellhäutige Menschen auswirken, deren äußeres Organ ohnehin schnell und stark auf die Sonnenstrahlen reagiert. Sie werden noch lichtempfindlicher. Was im Winter keine Probleme macht, zeigt sich in den sonnenreichen Monaten unter anderem darin, dass die Betroffenen einen anderen Hauttyp bekommen, also sensibler reagieren. Daneben bestimmen auch Hautdicke, Behaarung und Grad der Vorbräunung, wie stark sich das Problem individuell ausprägt, hält Sellerberg fest.

Hautreaktion und Krebs durch Obst und Gemüse

"Neben Arzneistoffen können auch Gemüse und viele weitere Substanzen die Lichtempfindlichkeit der Haut erhöhen, beispielsweise Sellerie und Pastinaken, Parfumbestandteile wie Bergamott-Öl und Moschus", so Sellerberg weiter. In einer aktuellen Mitteilung warnt die Universität Boston vor der Hautreaktionen, die nach dem Verzehr von Zitrusfrüchten wie Apfelsinen oder Grapefruits in Zusammenhang mit Sonnenbestrahlung entstehen können. So soll demnach auch das Risiko für den gefährlichen schwerzen Hautkrebs steigen.

Einen gewissen Schutz bieten Sonnenschutzmittel mit hohem Lichtschutzfaktor oder vorbeugende Maßnahmen wie lange Ärmel, ein breitkrempiger Hut oder im schlimmeren Falle eine UV-undurchlässige Folie auf den Fenstern.

Jeder Vierte leidet an Sonnenallergie

Deutlich häufiger, aber beinahe ebenso unbekannt sind Hautreaktionen, die durch eine Sonnenallergie entstehen. "Jeder Vierte leidet an einer sogenannten Lichtdermatitis", sagt der Oldenburger Hautspezialist Hölzle.

Was für ein Hauttyp sind Sie? Wie lange in die Sonne?
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Foto: dpa/Clara Margais

Nur wenige Stunden nach dem Sonnenbad zeigen sich juckende Knötchen oder rote Flecken. Sie bilden sich durch eine Immunreaktion, die auch Wissenschaftler noch nicht zweifelsfrei erklären können. Soviel allerdings weiß man: Auch wenn sich das Phänomen im Volksmund "Sonnenallergie" schimpft, ist es keine wirkliche Allergie. Was es zur Pseudoallergie macht, ist das fehlende Allergen, auf das die Haut reagiert. Möglicherweise ist es eine genetische Unverträglichkeit der Haut gegen freie Radikale, die die überschießende Immunantwort provoziert.

Oft beginnt die Krankheit im Kindesalter und wiederholt sich jedes Jahr aufs Neue. "Betroffen sind meist das Dekolleté, die Oberarme oder Ellbogen", sagt Prof. Hölzle. Den meisten macht die UVA-Strahlung zu schaffen, die auch Glas durchdringen kann und damit nicht nur Sonnenanbetern, sondern auch Bürohengsten und Schattenhockern gefährlich werden kann. Was zunächst mit juckenden Hautflecken und Pusteln endet, nimmt im Laufe des Sommers, oder aber über Jahre hinweg irgendwann einen milderen Verlauf und verschwindet meist ganz, sobald die Haut einen Gewöhnungseffekt erlebt.

Sonnenmilch und Cremes verursachen Akne

Bleibenden Schaden hingegen hinterlässt die sogenannte Mallorca-Akne, oder Acne aestivalis. Die durch die Kombination aus Sonnenmilch, Hautpflegelotionen, Kosmetika, eigenem Hauttalg und UVA-Licht entstehenden Pickel und Papeln können im schlimmsten Fall unschöne Narben, statt der oft herbeigewünschten gebräunten Sommerhaut nach sich ziehen.

Typischerweise macht sich die Akne dort breit, wo fleißig gecremt und besonnt wird, nämlich auf der Brust, auf Oberarmen, Schulter, Nacken oder Rücken. Im Unterschied zur Sonnenallergie tritt sie eher an den Haarfolikeln auf. Wer derart auf das Sonnenlicht reagiert, der sollte den Schatten suchen und dort auch bleiben. Unterstützend können kalte Umschläge das quälende Jucken reduzieren. Zinklotionen bringen neben einem kühlenden auch einen antientzündlichen Effekt. Nicht zuletzt wegen der Gefahr eines bleibenden narbigen Hautbildes, sollte hier aber der Fachmann ran.

(wat)
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