UV-Strahlen kommen immer durch Hautkrebs trotz Sonnenmilch

Düsseldorf (RP). UV-Bombardement mit Konsequenzen: Immer mehr Hautkrebs-Fälle sind Folgen von Sonnenanbeterei. Sonnenmilch ist zwar ein probates Mittel, wiegt aber viele Benutzer in einer Scheinsicherheit. Außerdem zeigen Studien, dass Sonnencremes auch schaden können.

Sonnenlicht - das schützt die Haut vor Krebs
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Foto: Timur Emek, dapd

Noch vor 30 Jahren war das Melanom hierzulande eine echte Seltenheit. Mittlerweile jedoch hat jeder Bundesbürger ein Risiko von mehr als einem Prozent, im Laufe seines Lebens an dem lebensgefährlichen Hautkrebs zu erkranken. Hauptverursacher sind die UV-Strahlen der Sonne. Deren Risiko ist zwar mittlerweile vielen Menschen bekannt, doch es hindert sie nicht an ausgiebigen Sonnenbädern. Zu verlockend ist die Aussicht auf die Tiefenbräune.

"Die lange Zeit herrschende Vorstellung von Braunsein gleich Gesundsein konnte trotz vieler Aufklärungskampagnen nicht ausreichend korrigiert werden", klagt Dermatologe Axel Hauschild von der Deutschen Krebsgesellschaft. Die Aufklärungsaktionen der letzten Jahre haben lediglich dazu geführt, dass sich die Sonnenanbeter literweise Sonnenmilch mit hohen Lichtschutzfaktoren auf die Haut schmieren. In der trügerischen Hoffnung, damit auf der sicheren Seite zu sein.

Sonnenmilch bietet keinen absoluten Schutz

Eckhard Breitbart von der Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Prävention warnt jedoch: "Auch Sonnenmilch mit hohem Lichtschutzfaktor bietet keinen absoluten Schutz, ein Teil der UV-Strahlen kommt immer durch." Wissenschaftliche Erhebungen geben zudem deutliche Hinweise darauf, dass die ausgiebige Anwendung von Sonnenmilch das Hautkrebsrisiko sogar erhöht. So berichtet Rüdiger Greinert vom Dermatologischen Zentrum in Buxtehude, dass sich die Anwender von Sonnenmilch "oft in einer Pseudosicherheit" wiegen und dadurch zu lange der Sonne aussetzen.

Außerdem neigen sie dazu, den Wirkungseintritt ihres Hautschutzmittels falsch einzuschätzen. Denn die brauchen in der Regel mindestens 15 Minuten, bis sie wirken. Wer sich also erst dann eincremt, wenn er bereits am Strand liegt, setzt seine Haut immerhin eine Viertelstunde ungeschützt der Sonne aus. Ganz zu schweigen davon, dass selbst wasserfeste Sonnencremes den Kräften eines Meerwasserbades nicht gewachsen sind und dabei von der Haut fortgespült werden.

Sonnenmilch als Schädling?

Eine Studie der University of California konnte nachweisen, dass Sonnenmilch unter bestimmten Umständen sogar direkte Schäden in der Haut auslösen kann. Die Chemiker um Kerry Hanson entdeckten, dass die auch in Deutschland für Sonnenmilch zugelassenen UV-Filter Octylmethoxycinnamat, Benzophenon-3 und Octocrylen relativ schnell in tiefere Hautschichten eindringen. Was zur Folge hat, dass die oberen Schichten den Sonnenschutz verlieren. Zudem verwandeln sich die UV-Filter in den Tiefen des Gewebes zu Produzenten hochreaktiver Sauerstoffverbindungen. Was bedeutet: Sie produzieren am Ende genau das, wovor sie eigentlich im Bombardement der UV-Strahlen schützen sollten, nämlich oxidativen Stress.

"Sonnenschutzmittel machen an sich einen guten Job", betont Hanson, "doch wenn sie die Haut-Epidermis durchdringen, schaden sie eher, als dass sie nützen". Die Lösung: Man trägt sie alle zwei Stunden neu auf, und immer dann, wenn man schwimmen war oder schweißtreibenden Sport betrieben hat. Die Kosmetikindustrie ist zudem gefordert, Sonnenschutzprodukte zu entwickeln, deren UV-Filter weniger schnell in der Tiefe verschwinden. Eine weitere Möglichkeit bestünde nach Hanson darin, die Filter mit wirkungsvollen Antioxidantien wie etwa Beta-Carotin, Vitamin C und grünem Tee zu kombinieren.

Nichtsdestoweniger sollte man trotz leistungsstarker Sonnenmilch nicht vergessen, dass kein Sonnenschutz preiswerter und stabiler ist als Schatten. Wobei hier wirklich der Schatten im Haus oder unter einem Baum gemeint ist, und nicht etwa ein wolkenverhangener Himmel. Denn an einem bedeckten Sommertag kann man sich durchaus einen Sonnenbrand zuziehen und damit einen weiteren Schritt Richtung Hautkrebs gehen. Wenn am Himmel die lockeren, weißen Cumuluswolken schweben, kann die UV-B-Bestrahlung sogar um 15 Prozent höher sein als bei klarem Himmel, weil die "Schäfchenwolken" die Strahlen zerstreuen und auf die Erde reflektieren.

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