Lebensgefährliche Herz-Kreislauferkrankung Schaufensterkrankheit — Wenn die Beine schmerzen

Berlin/Aachen · Bohrende, krampfartige Schmerzen machen sich in der Wade, im Oberschenkel oder sogar im Po breit. Kraft zum Auftanken finden Betroffene nur, in einer kurzen Rast. Die so genannte Schaufensterkrankheit plagt 4,5 Millionen Deutsche.

Schaufensterkrankheit – Welcher Arzt wann hilft
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Foto: Andreas Endermann

Scheinbar interessiert schauen sie sich die Auslage an, wollen damit aber in Wahrheit nur über ein unerträgliches und sogar lebensgefährliches Problem hinwegtäuschen: die Schaufensterkrankheit. Dabei sind die Schlagadern der Beine durch Verkalkungen in den Gefäßen so verengt, dass schon leichte Anstrengungen zu Durchblutungsstörungen führen. Zu Beginn zumindest ist das so. Unbehandelt wird bei fortschreitender Gefäßverengung der Schmerz immer da sein — selbst im Ruhezustand.

Ausgedehnte Spaziergänge oder gar Wanderungen sind für die Betroffenen unmöglich. Dennoch sucht nur jeder Dritte wegen der Einschränkungen und Schmerzen einen Arzt auf. Unwissend, dass er damit sein Leben aufs Spiel setzt.

Eine der gefährlichsten Herz-Kreislauferkrankungen

"Im Vergleich mit anderen Herz-Kreislauferkrankungen haben Patienten mit einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK) das höchste Sterberisiko", sagt Prof Dr. Karl-Ludwig Schulte, Internist und Angiologe am Gefäßzentrum Berlin. Denn beim Patienten mit pAVK gilt es immer als sehr wahrscheinlich, dass auch andere Gefäße im Körper verkalkt sind und weitere Verengungen vorliegen. "Das Risiko eines Herzinfarktes und Schlaganfalles ist auf jeden Fall erhöht", so die Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin.

Es werden immer mehr Menschen, die sich mit der Gefährdung auseinander setzten müssen: Forscher der Universität Edinburgh ermittelten jüngst, dass die Erkrankungszahlen seit dem Jahr 2000 drastisch nach oben geschnellt sind. Ein Viertel mehr Menschen, weltweit über 202 Millionen, leben mit der Gefahr. Die Gründe dafür liegen in der ebenfalls wachsenden Zahl von Diabeteserkrankungen, Bluthochdruck oder ein hoher Cholesterinspiegel. Sie sind neben dem Rauchen Auslöser für die Schaufensterkrankheit.

Bei den ersten Schmerzen reagieren

Schon erste Beschwerden in den Beinen sollte man ernst nehmen, raten die Experten. Verschließen die Arterien völlig, wird das Gewebe nicht mehr mit Sauerstoff versorgt und stirbt ab. Eine lebensgefährliche Blutvergiftung kann man dann nur verhindern, wenn man es entfernt. Im schlimmsten Fall muss ein ganzes Bein amputiert werden, manchmal ist es nur ein Zeh oder die Ferse.

Sichtbar werden die Anzeichen für die so nett klingende, aber sehr gefährliche Krankheit erst mit der Zeit. Im ersten Stadium bemerkt der Betroffene von der Gefäßverengung noch gar nichts. Es sind Zufallsbefunde, die Medizinern ermöglichen, frühzeitig aktiv zu werden. Erst im zweiten Stadium fällt dem Patienten beim Gehen auf, dass etwas nicht in Ordnung ist. Schnell gelangt er an einen Punkt, der es ihm nur noch ermöglicht 200 Meter weit schmerzfrei zu gehen. "Für die Extremitäten gefährlich wird es ab Stadium 3", informiert die Klinik für Gefäßchirurgie der Uniklinik Aachen. Selbst bei hoch gelegten Beinen vor dem Fernseher bohrt der Schmerz in der Muskulatur. Schon dann besteht Amputationsgefahr.

Verhindern lassen sich solch harte Konsequenzen nur durch eine möglichst frühzeitige Behandlung. Im Anfangsstadium kann man medikamentös gegen die Krankheit vorgehen. Ist sie erst fortgeschritten, können die Mediziner die Durchblutung lediglich operativ — entweder durch einen Bypass, gefäßstützende Stents oder die Weitung per Ballonkatheter — wiederherstellen. Nicht ganz einfach ist es dafür, den richtigen Arzt zu finden, denn Durchblutungsstörungen und Bluthochdruck betrifft viele medizinische Fachgebiete. Vom Internisten über den Phlebologen, Kardiologen bis hin zum Radiologen berührt das Krankheitsbild viele Disziplinen. Wenn Sie Klarheit darüber bekommen möchten, wer sich womit auskennt, lesen Sie hier weiter.

(wat)
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