Vorsicht ansteckend! Warzen — wie Sie die Wucherungen los werden

Köln · Warzen sind für die meisten ein beschämender Makel, den sie sofern es möglich ist in Socken und unter Shirts verstecken. An Händen und Fingern treten sie jedoch für jedermann sichtbar zu Tage und stellen dort ein großes Risiko für andere dar. Denn die Hautwucherungen sind ansteckend und ungeheuer treu.

Das Warzenlexikon
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Foto: Shutterstock/Maksym Bondarchuk

Der Ärger beginnt mit einer Infektion. Auf Schwimmbadböden, in Saunen oder sogar an der Hand des besten Freundes kleben die Viren, die Warzen hervorrufen können: In selteneren Fällen ist es eine Unterart der Pockenviren, weitaus häufiger hingegen Humane Papillomaviren, die sich auf der Haut ausbreiten und bei Menschen, deren Hautbarriere nicht ganz intakt ist, Hautwucherungen wachsen lassen.

"Rund 750.000 Menschen erkranken jedes Jahr neu an HP-Virusinfektionen", beziffert Dr. Uta Schlossberger, Sprecherin des Berufsverbands Deutscher Dermatologin und Hautärztin in Köln die Zahl der Betroffenen. Von über hundert verschiedenen HP-Viren sind jedoch nur wenige für die Erkrankung der Haut maßgeblich.

Mosaikwarzen — Herde auf der Haut

Besonders oft bilden sich die zum Teil schmerzhaften, aber gutartigen Hautwucherungen an den Füßen, an Händen und Fingern. Als so genannte Gemeine Warzen übersäen sie als hautfarbene Erhabenheit oder treten direkt neben dem Nagelbett auf. Da sie häufig in mosaikartiger Anordnung mit vielen Warzen auftreten, werden sie auch Mosaikwarzen genannt. Unangenehm können vor allem Dornwarzen unter der Fußsohle sein. Sie bilden einen Dorn, der in den Fuß hineinwächst und sich beim Gehen sehr schmerzhaft bemerkbar machen kann. Optisch kann man sie an ihrer sehr starken Verhornung erkennen und einem schwarzen Pünktchen, das sich meist in der Mitte zeigt.

Besonders leicht fangen sich Hautkranke das unerwünschte Übel ein. Neurodermitiker zählen dazu, Personen, die unter Ekzemen leiden und Kinder. Denn deren Immunsystem ist noch nicht voll ausgereift und damit anfälliger gegen Viren-Attacken. Zudem tragen Raucher und Diabetiker ein höheres Infektionsrisiko. "Nicht jeder aber, der sich mit HPV angesteckt hat, bekommt automatisch Warzen", sagt die Dermatologin. Dazu bedürfe es meist begünstigender Faktoren: "Wer zum Beispiel leicht schwitzt, nicht atmungsaktive Schuhe trägt oder oft feuchte Hände bekommt, neigt eher zu Warzen. Auch ein geschwächtes Immunsystem kann Schuld sein", so die Expertin.

Viren lauern oft Monate auf ihre Chance

Wer sich mit einer Erkältung ansteckt, der merkt nach wenigen Stunden bereits das Unheil über sich kommen. Anders hingegen nach einer Infektion mit den Warzenviren. Die besiedeln zwar den Körper, warten aber auf ihre Chance. Über winzige Risse oder Verletzungen können sie dann in die oberste Hautschicht eindringen, infizieren dort Zellen und lassen sie wuchern. Die Inkubationszeit also die Zeit zwischen Ansteckung und Ausbruch — kann bis zu acht Monate betragen.

Wenn sich dann die unschönen Hautwucherungen zeigen, die mitunter jucken oder auch schmerzen, heißt es erst einmal, sich in Geduld zu üben. Denn schnell los ist man die Dellen auf der Haut meist nicht wieder. Wenn sie auch an einer Stelle verschwinden, so werden sie an anderer sichtbar. Das hängt mit ihrer hohen Infektiösität zusammen. Die bezieht sich nicht nur auf Mitmenschen, die Kontakt zu Warzenviren haben, sondern auch die eigene Person. In manchen Fällen bilden sich um existierende Wucherungen dichte Warzenherde.

Weitergegeben werden kann das Virus an zweite mit einem bloßen Händeschütteln, denn die auslösenden Erreger übertragen sich von Mensch zu Mensch, durch Kratzen auf der eigenen Haut wie auch auf dem Wege einer Schmierinfektion. HP-Viren finden sich also auch auf Gegenständen oder in der Umwelt: Prädestinierte Orte, an denen die Erreger wachsen und gedeihen sind zudem Schwimmbäder und Saunen.

So schützen Sie sich

Aus diesem Grund raten die Hautexperten dazu, in Schwimmbädern, aber auch Sporthallen, Hotelzimmern und anderen Gemeinschaftsanlagen auf das Barfußlaufen zu verzichten. Badelatschen werden zum Schutzschild an den Füßen und eine gründliche Hygiene sowie aufmerksames Abtrocknen nach dem Aufenthalt in Bädern verhindert, dass sich die Erreger zwischen Fingern und Zehen breit machen. Denn feuchte Haut ist anfälliger für eine Infektion mit den Warzenviren.

Zu den Tabukrankheiten zählt die Infektion mit Warzenviren im Genitalbereich. Auch hier sind es HP-Viren, die als Auslöser bekannt sind und sogenannte Feigwarzen an den Genitalien wachsen lässt. Einige HPV-Typen erhöhen zudem das Risiko für Frauen, an Gebärmutterhalskrebs zu erkranken. Gegen sie kann man ab einem Alter von neun Jahren Mädchen impfen lassen.

Vorbeugend raten die Dermatologen dazu, an Orten, an denen man wie zum Beispiel in Saunen, direkten Kontakt zu solchen Warzenviren haben kann, Handtücher unterzulegen und diese mehrmals zu wechseln.

Warzen durch Pockenerreger

Dellwarzen sind die einzige Warzenart, die von einem Pockenerreger hervorgerufen werden. Sie stechen auf in ihrem Erscheinungsbild aus der Menge der verhornten, knotigen Erhebungen. Stecknadelkopfgroß wachsen sie aus der Haut und weisen in ihrer Mitte eine Delle auf. Drückt man auf diese Warze, dann entleert sie sich mit einer breiigen Flüssigkeit, die auf der Haut zu neuen Infektionen führen kann. Typischerweise kommen diese Warzen bei Kindern vor, die unter Neurodermitis leiden. Oftmals ist nach einiger Zeit ihr ganzer Körper von den kleinen Dellen geplagt. Meist verschwinden sie — wie übrigens fast alle Warzen — nach einiger Zeit von selbst wieder. Statistisch gesehen tritt bei 60 Prozent der Patienten eine Spontanheilung nach zwei Jahren ein.

Wer den knotigen Hauterscheinungen an den Kragen will, der sollte genau überlegen, in welcher Form er es versuchen möchte. Denn Fakt ist: behandeln lassen sich immer nur die Exemplare, die bereits sichtbar sind. Mit keiner der zur Verfügung stehenden Therapieformen werden die auslösenden Viren beseitigt. Darum kann es auch nach dem Entfernen einzelner Warzen mit durch Vereisen, Tinkturen, Weglöffeln oder mit dem Laser jederzeit zu neuen Wucherungen kommen.

Eine Sache der Abwägung

Aus diesem Grund sollte man sich eher für möglichst wenig eingreifende Methoden entscheiden. Dazu zählen Tinkturen und Pflaster, die Substanzen wie Salizyl- oder Milchsäure enthalten. Sie weichen die verhornte Haut auf, die sich dann schichtweise abtragen lässt. Allerdings sind solche Behandlungen langwierig und können mehrere oder Monate in Anspruch nehmen.

Der Rat der Expertin dazu: "Wer Tinkturen daheim aufträgt, sollte die gesunde Haut vor den aggressiven Mitteln schützen. Deshalb am besten die Haut um die Warze herum mit einer fetthaltigen Salbe abdecken." Außerdem sollte man nach der Behandlung seine Hände und alle verwendeten Gegenstände gründlich desinfizieren, damit sich die Viren über sie nicht weiter verteilen.

(wat)
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