Haltbarkeit von Kosmetik So erkennen Sie, ob Ihre Sonnencreme noch gut ist

Düsseldorf/Köln · Langsam aber sicher naht der Sommerurlaub. Grund für viele sich zu fragen: Kann ich eigentlich die restliche Sonnenmilch aus den letzten Ferien nochmal benutzen? Und woran erkennt man überhaupt, ob Kosmetik noch gut ist oder nicht? Wir geben Antworten.

Sonnencreme: So sieht abgelaufene Kosmetik aus
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So sieht abgelaufene Kosmetik aus

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Foto: Shutterstock/bofotolux

Zum Sommerurlaub wird Sonnenmilch meist in rauhen Mengen gekauft und auch benutzt. Doch danach dümpeln die Reste im Badezimmerschrank vor sich hin. Ähnlich ist es auch mit auf Vorrat gekaufter Bodylotion, dem Ersatzlippenstift, der beim Frühjahrsputz in der lange unbenutzten Handtasche auftaucht, oder auch dem Feuchtigkeitsserum, das nur selten benutzt wurde, weil es so teuer war. Aber was davon sollte man besser nicht mehr an die Haut lassen, und was ist noch haltbar?

Grundsätzlich unterscheidet die EU-Kosmetikverordnung zwei verschiedene Fälle:

  1. „Was weniger als 30 Monate haltbar ist, muss ein Mindesthaltbarkeitsdatum tragen“, erklärt Kerstin Etzenbach-Effers, Chemikerin und wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der Verbraucherzentrale NRW. Man erkennt das an dem Text „Mindestens haltbar bis“ oder auch einem Sanduhr-Symbol auf dem Tiegel oder der Flasche.
  2. „Auf Kosmetikprodukten, die ungeöffnet länger als 30 Monate haltbar sind, wird kein Mindesthaltbarkeitsdatum, sondern die Haltbarkeit nach dem Öffnen angegeben“, sagt die Chemikerin. Ablesen kann man diese in einem kleinen Cremetopf-Symbol. Die Zahl darunter gibt an, wie viele Monate (mit M gekennzeichnet) man das Produkt dann noch verwenden kann.
  3. Das Problem daran: Wer notiert sich schon, wann er seine Augencreme erstmals benutzt hat? Darum rät die Expertin von der Verbraucherzentrale: „Es empfiehlt sich, beim Anbruch das Öffnungsdatum mit einem wasserfesten Stift oder einem Klebeetikett auf dem Behältnis zu vermerken“, sagt Etzenbach-Effers. Beinahe unbegrenzt verwendbar sind hingegen Dusch- und Schaumbäder oder Haarshampoos.

Wann Sie Ihre Sonnenmilch ausrangieren sollten

Was die Sonnenmilch aus dem Vorjahr angeht, gilt: „Ist das Sonnenspray oder die Sonnenmilch noch ungeöffnet, würde ich sie nur dann weiterverwenden, wenn sie sich optisch nicht verändert hat, nicht riecht und sich auch nicht in die verschiedenen Phasen aufgeteilt hat“, sagt Dr. Julia Hölker, Dermatologin aus Köln.

Allerdings macht sie auch darauf aufmerksam, dass die Hersteller selbst den in den Supermarkt- und Apothekenregalen verbliebenen Sonnenschutz nach einem Jahr zurückordern und durch neuen ersetzen. Denn sie garantieren den auf der Flasche angegebenen Sonnenschutz nur für ein Jahr — und das auch nur dann, wenn die Produkte nicht zu heiß geworden sind. Beides kann sich nachteilig auf den Lichtschutz auswirken. Wer im Folgejahr auf die Sonnenmilchvorräte des Vorjahres zurückgreift, sollte darum beim Auftragen damit nicht geizen.

In den Mülleimer gehört Sonnencreme, deren Öffnung voll Sand vom letzten Strandurlaub ist. „Dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sich Keime oder Bakterien in der Creme befinden und das Produkt stark verunreinigt ist“, sagt Hölker. Ihr sollten auch die Sonnensprays und Lotionen Gesellschaft leisten, die älter als zwei Jahre sind. Auch dann, wenn sie ungeöffnet sind.

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Bei Kosmetikartikeln wie Gesichtscreme, Augenserum oder Bodylotion verkürzt sich die Haltbarkeit mit dem Öffnen enorm. Oft kann man Kosmetika dann nicht mehr länger als sechs Monate verwenden. Positiv beeinflussen kann man die Haltbarkeit dadurch, dass man die tägliche Cremeportion statt mit dem blanken Finger mit einem Spatel oder Wattestäbchen entnimmt.

Wasserhaltige Cremes sind Bakterienfallen

Grundsätzlich gilt die Regel: „Je mehr Wasser ein Produkt beinhaltet, desto kürzer ist seine Haltbarkeit“, sagt die Kölner Dermatologin. Der Grund: Bakterien und Keime fühlen sich in Wasser besonders wohl und vermehren sich dort explosionsartig. Lotion sollte man also schneller aufbrauchen als fetthaltige Salben. Zu den wasserhaltigen Kosmetika zählen außerdem Wimperntusche, Gesichtscreme oder flüssiger Eyeliner. Wer abgelaufene oder verunreinigte Pflegeartikel dennoch verwendet, riskiert bei sensibler Haut eine Hautreaktion oder gar ein handfestes Ekzem.

Diese Produkte gehören in den Müll

Verlassen Sie sich bei der Beurteilung ihrer Creme auf Ihre Sinne: Riecht sie ranzig oder hat sie ihre Konsistenz verändert, gehört sie in den Müll. Vorsicht auch, wenn ein Produkt in seine einzelnen Phasen zerfällt. „Kommt aus dem Spender zunächst die ölige Phase und dann erst die Creme, sollte man sich von der Creme trennen. Der Emulgator, der beides verbindet, funktioniert dann nicht mehr. Auch Schütteln bringt in diesem Fall Waser und Öl nicht wieder zusammen“, sagt die Hautärztin. Wer das Produkt trotzdem aufträgt, kann nicht abschätzen, wie viel er von welchem Cremebestandteil aufgetragen hat. Das kann laut Hölker zu Hautreaktionen oder bei Sonnenmilch zu mangelndem Lichtschutz führen.

„Zudem können beispielsweise Duftstoffe in Kosmetik durch den Luftsauerstoff oxidieren und stärker allergieauslösende Stoffe bilden“, warnt die Chemikerin der Verbraucherzentrale NRW. Sie rät außerdem eher zu kürzer haltbaren Produkten mit einem Mindesthaltbarkeitsdatum. „Die lange Haltbarkeit von mehr als 30 Monaten wird durch Konservierungsstoffe erreicht, die teilweise ebenfalls Allergien auslösen können. Oder es werden Mineralöle eingesetzt, die im Gegensatz zu vielen pflanzlichen Ölen nicht verderben. Mineralöle sind jedoch umstritten, weil sie sich im Körper anreichern und möglicherweise krebserregende Bestandteile enthalten können“, sagt Etzenbach-Effers.

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