Sprechstunde: Ulrich Kania Hämorrhoiden müssen untersucht werden

Bei Blut im Stuhl muss stets ausgeschlossen werden, dass die Ursache nicht sonstwo im Darm liegt.

Hämorrhoiden – welche Hausmittel helfen wirklich?
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Unser Leser Lothar B. (65) aus Viersen fragt: "Seit Jahren habe ich Blut auf dem Stuhl. Mein Hausarzt sagt: Das sind Hämorrhoiden. Was ist zu tun?"

Ulrich Kania Bei jedem Blutabgang beim Stuhlgang muss die Ursache gesucht werden. Zu diesem Zweck ist stets eine Darmspiegelung notwendig. Auch die sichtbare Blutung aus einer Hämorrhoide schließt nicht aus, dass eine weitere Blutungsquelle an anderer Stelle im Verdauungstrakt vorliegt. Grundlage der Behandlung ist also zunächst einmal die Diagnostik: eine komplette Darmspiegelung und anschließend die Enddarmspiegelung mit einem Gerät, das die letzten Zentimeter des Enddarmes übersichtlich darstellt.

Hämorrhoiden-Symptome – wie Sie sie erkennen und was dann zu tun ist
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Warum können Hamörrhoiden entstehen? Der sichere Abschluss des Darmtraktes erfolgt unter anderem durch spezielle Schwellkörper. Deren Speisung mit Blut wird durch kleine Schlagadern (Arterien) sichergestellt, die bei geschlossenem Darmausgang zu einer leichten Blutstauung führt. Die lässt den Schwellkörper größer werden, dadurch ist der Feinabschluss des Enddarmes als Kontinenzorgan gegeben. Nun kann es durch die spezielle Anatomie im Enddarmbereich dazu kommen, dass der Schwellkörper krankhaft vergrößert ist. Dann spricht man von Hämorrhoiden.

Der Schwellkörper bleibt bei fortschreitender Erkrankung nicht mehr an dem ursprünglichen Platz, sondern kann nach außen vorfallen (Prolaps). Neben diesem sichtbaren Zeichen können Juckreiz, Nässen und Schmerzen Symptome sein. Das Hämorrhoidalleiden teilt man, abhängig von der Größe des Schwellkörpers und von der Frage, ob der Schwellkörper vorfällt oder nicht, in vier Grade ein. Die frühen Stadien ohne Vorfall werden nicht operativ behandelt. Man gibt symptomlindernde Salben oder Zäpfchen sowie Mittel, die den Blutstrom vermindern (Injektionstherapie). Es können auch Wärme (Infrarottherapie) oder Kälte (Kryotherapie) helfen. Daneben kann durch die Unterbindung der zuführenden Schlagader die Blutzufuhr gedrosselt werden.

Ist das Leiden bereits weiter fortgeschritten, so kommt in vielen Fällen nur die operative Therapie infrage. Hierzu gibt es verschiedene Methoden. Gemeinsam haben sie die Verkleinerung des Schwellkörpers (ohne ihn komplett zu entfernen). Die Methoden können entweder in "offener Technik" angewendet werden oder mit Hilfe eines Klammernahtapparates (endoskopisch). Erfahrungsgemäß ist die Anwendung der offenen Methoden (Ausschneiden nur des vergrößerten Anteiles der Schwellkörper) in den allermeisten Fällen die Methode der Wahl. Die Operation mit dem Klammernahtapparat ist in geübter Hand eine ebenfalls anerkannte Methode. Bei Vorliegen einer Stuhlhalteschwäche sollte man hinsichtlich einer Operation sehr zurückhaltend sein. Sie könnte sonst eher verschlimmert werden.

Wichtig ist die richtige Ernährung und die Vorbeugung: Die Stuhlregulation (fester, aber nicht zu harter Stuhl) kann bereits in vielen Fällen frühe Stadien der Erkrankung günstig beeinflussen oder gar die Entstehung des Leidens verhindern.

Professor Ulrich Kania ist Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie an den Kliniken Maria Hilf in Mönchengladbach.

(RP)
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