Selbst verträgliche Präparate Zu viele Antibiotika schädigen Darmfauna
Washington (RPO). Wer immer wieder Antibiotika einnimmt, schädigt seine Darmfauna stärker als bislang angenommen. Einer US-Studie zufolge reichen bereits zwei Durchgänge eines als verträglich geltenden Präparates, um die Bakterienkolonien im Verdauungstrakt für mehrere Monate zu verändern.
Im Darm eines gesunden Menschen tummeln sich rund 1000 verschiedene Mikrobenarten. Die Mediziner um David Relman von der Stanford Universität hatten in einer früheren Studie beobachtet, dass sich die Darmfauna nach einem Antibiotika-Durchgang erstaunlich schnell binnen Wochen wieder erholt. Bei wiederholter Einnahme fällt die Regenerierung dagegen wesentlich schwerer.
Dies zeigt eine neue Studie, in der die Wissenschaftler Dutzende Stuhlproben von drei Frauen analysierten. Die Teilnehmerinnen nahmen binnen zehn Monaten zwei Mal für jeweils fünf Tage das als verträglich geltende Antibiotikum Ciproflaxin. Der erste Durchgang ließ die Populationen von etwa einem Drittel bis der Hälfte der Darmbakterien deutlich schwinden, während andere Mikroben florierten.
Nach einer Woche war bei zwei Frauen die Fauna wieder einigermaßen intakt. Nur bei der dritten Probandin war die Bakterienbesiedlung des Darms noch sechs Monate später stark verändert. Nach dem zweiten Durchgang stellten die Forscher bei allen Frauen dauerhafte Veränderungen über mindestens zwei Monate fest.
"Wiederholte Einnahme von Antibiotika hat scheinbar einen zunehmende Wirkung auf unsere inneren mikrobiellen Ökosysteme, mit möglichen schädlichen Folgen", betonen die Wissenschaftler im Fachblatt "PNAS".
(Quelle: "Proceedings of the National Academy of Sciences", Online-Vorabveröffentlichung)