Hilfe bei Reizhusten und Bronchitis Wann hilft welcher Hustensaft?

Düsseldorf · Von Reizhusten wach gehalten und Hustenkrämpfen geschüttelt – das raubt einem den letzten Nerv. Chemische und pflanzliche Hustensäfte sollen das Leid verkürzen. Stellt sich nur die Frage: Warum müssen wir so furchtbar keuchen und welche Arzneimittel helfen gegen welchen Husten?

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Foto: dpa, Karl-Josef Hildenbrand

Es kitzelt im Kehlkopf oder brennt auf den Bronchien. Das alleine zeigt: Husten ist nicht gleich Husten. Entgegen der früher gängigen Meinung, er komme immer von den Bronchien, weiß man heute, dass die Ursache für das Keuchen und Brodeln in zwei verschiedenen Etagen der Atemwege zu suchen ist. Kehlkopf und Rachen bilden die obere Etage, die Bronchien hingegen werden auch als die unteren Atemwegen bezeichnet.

Meist lösen Viren den Husten aus

"Husten geht in 90 Prozent der Fälle auf einen viralen Infekt zurück", sagt Peter Kardos, Lungenfacharzt (Pneumologe) und Mitautor der Leitlinie zum Thema Husten. Was dann in keinem Fall hilft, sind Antibiotika. Trotzdem werden sie häufig verordnet, denn so sagt er weiter: "60 Prozent der Antibiotikaverordnungen gehen zu Lasten von Atemwegs- und Harnwegsinfekten." Zu 90 Prozent aber seien sie nicht nötig und das selbst nicht bei Bronchitis. Werden sie trotzdem genommen führt das zu Resistenzen.

Ein Kratzen oder Brennen im Hals kündet als erstes Symptom von ihrer Anwesenheit und lässt ahnen, dass es dabei nicht bleiben wird. Schaut der Arzt zu diesem Zeitpunkt in den Schlund, blickt er auf eine geschwollene, entzündete und darum stark gerötete Rachenschleimhaut. Sie wird oft zum Wegbereiter einer Bronchitis.

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Foto: Shutterstock.com/ Heike Rau

Von der Rachenentzündung zum Husten – Darum keuchen wir

Wie ein Feuermelder schlagen in den oberen und unteren Atemwegen die Hustenrezeptoren Alarm, sobald etwas die Atmung stört. Das können eiskalte Winterluft, aber auch Rauch, Staub, chemische Reize wie Gas oder Viren und Bakterien sein. Die sensiblen Rezeptoren schicken daraufhin über die Nervenbahnen Botenstoffe zu Gehirn und alarmieren das dort angesiedelte Hustenzentrum. Das wiederum wirft den körpereigenen Reinigungsmechanismus an. Ergebnis: Man hustet.

Husten ist also nichts anderes als ein wichtiger Schutzreflex der Atemwege. Durch ihn werden Fremdkörper mit mehreren hundert Stundenkilometern Geschwindigkeit aus dem Körper geschleudert. Das hält die Atemwege sauber.

In vielen Fällen ist es die breite Gruppe der sogenannten Rhinoviren die uns Husten beschert. Ihr Wegbereiter ist die trockene Heizungsluft im Winter, die Schleimhäute im Nullkommanichts zu Trockensavannen macht. Diese Chance nutzen die Viren zunächst zum gemeinen Angriff auf die oberen Atemwege.

Das hilft bei Kratzen im Hals

Wer noch nur über einen kratzenden Hals und ein brennendes Gefühl am Kehlkopf klagt, der beruhigt die Situation am besten durch "Trinken, regelmäßige Spaziergänge, oder etwas zum Lutschen", sagt der Düsseldorfer Apotheker Thomas Vogel. Hier kann man neben Wasser auf Arzneitees mit Wirkstoffen wie zum Beispiel Spitzwegerich, Thymian oder Anis zurückgreifen. Das hält nicht nur die Schleimhaut feucht, sondern bringt zugleich durch darin enthaltene ätherische Öle eine beruhigende Wirkung. Einen ähnlichen Effekt haben Bonbons mit Eukalyptus oder entzündungshemmenden Salbei. Ganz nebenbei regt das Lutschen zudem den Speichelfluss an, der ebenfalls für ein Plus an Feuchtigkeit sorgt.

Schnell aber besiedeln die Viren zuerst den Rachen und breiten sich von dort aus auf die umliegenden Schleimhäuten aus. Der trockene Husten lässt dann meist nicht mehr lange auf sich warten. Viele bezeichnen ihn fälschlicherweise als "festsitzenden Husten". Tatsächlich aber sitzt weder im Rachen, noch im Kehlkopf etwas fest. Denn erst in der nächsten Phase des Hustens – nach etwa nach zwei bis drei Tagen – bildet sich überhaupt Schleim.

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Was man gegen Reizhusten tun kann

In der Phase des Reizhustens helfen sogenannte Schleimdrogen wie Isländisch Moos oder Eibischwurzel. "Sie legen sich wie ein Film auf die Schleimhaut", sagt der Pharmazeut. Auch Thymian, Spitzwegerich, Drosera und auch Wollblumen zählen zu den Inhaltsstoffen, die dem nervigen Kitzeln im Hals ein Ende bereiten können. "Reine Schleimlöser sind hingegen bei Reizhusten nicht sehr hilfreich", sagt Kardos.

Hustenblocker hingegen unter Umständen schon. Denn fortwährender Husten führt wiederum durch seine mechanische Gewalt zu Entzündungen und schwächt den Körper zusätzlich. Nimmt das Keuchen also Überhand, und kommt man auch nachts nicht zur Ruhe, raten die Experten auf einen sogenannten Hustenblocker (Antitussiva) zurückzugreifen.

Wann Hustenstiller sinnvoll sind

Hustenstiller erhöhen die Hustenreizschwelle im Gehirn. Der Husten tritt dadurch erst später auf. Frei verkäuflich sind Pentoxyverin oder Dextromethorphan. Vom Arzt verordnet werden muss hingegen Codein oder Morphinsulfat. Da man von beiden abhängig werden kann, empfiehlt sich die Einnahme nur kurzfristig.

Tritt die Erkrankung nach einigen Tagen aus der Phase des unproduktiven Reizhustens in die des produktiven Hustens mit Schleimproduktion über, ist es sinnvoll das Abhusten durch die Einnahme von Hustenlösern (Expektorantien) zu unterstützen. Besonders dann, wenn die Krankheitserreger nun auch die Bronchien in Mitleidenschaft gezogen haben. Die bekanntesten chemischen Wirkstoffe sind hier Ambroxol und ACC, sagt Apotheker Vogel.

Pflanzliche Mittel sind den chemischen Keulen nicht unterlegen

Daneben gibt es laut Kardos pflanzlicher Arzneimittel, mit Inhaltsstoffen wie Anis, Myrtol, Pfefferminz, Thymian, Efeublätter oder Primelwurzel, die eine sehr komplexe Wirkung zeigen und dem nervigen Husten Einhalt gebieten. Sie können wie Pfefferminze, Eukalyptus oder Sternanis als Einreibungen als Balsam auf der Brust Linderung bringen. Reizlindernd sind sie auch, wenn man sie inhaliert – entweder klassisch über ein Dampfbad oder als Erkältungszusatz in der Badewanne. Wer lieber auf Saft oder Kapseln setzt, kann Efeuextrakt oder Primelwurzel ebenso wie Thymian oder Cineol beispielsweise auch einnehmen.

"Eine Reihe von placebokontrollierten Studien zeigt, dass hustenlösende und antivirale Wirkstoffe die Gesamtdauer des Hustens verkürzen können und bei wie Thymian-Efeu-Sirup und Thymian-Primelwurzel-Extrakt beispielsweise die Zahl der Hustenanfälle um 70 Prozent reduziert werden konnten", sagt Kardos.

Auch wenn sie den Husten schneller ausbremsen – ein Wunder bewirken auch sie nicht. Eine akute Bronchitis braucht zwischen sieben und zehn Tagen, um kuriert zu werden. Dauert der Husten deutlich länger an, sollte man ihn vom Arzt abklären lassen. Dann kann beispielsweise ein Infekt-Asthma der Grund sein. Es geht meist nicht mit akuter Luftnot einher, macht aber dennoch den Einsatz bronchialerweiternder Medikamente wie Salbutamol oder entzündungshemmendes Kortison notwendig.

Hier sehen Sie im Kompaktüberblick, was Ihnen bei Hsten hift.

(wat)
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