Forscher entwickeln Software Husten — Analyse per Telefon?

Oldenburg (RPO). Oldenburger Forscher haben eine Software entwickelt, die die Art eine Hustens per Telefon erkennen kann. Die Patienten könnten somit schneller und sichere Beratung in Apotheken bekommen.

Hilfen gegen Husten
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Foto: pixelio.de / Hofschläger

Deike Schipper hustet kräftig in den Telefonhörer und wartet. "Bei Ihnen scheint es sich eher um einen trockenen Husten zu handeln", ertönt sogleich eine freundliche Frauenstimme. "Lassen Sie sich jedoch vom Arzt oder Apotheker beraten, wie Sie Ihren Husten zuverlässig zuordnen und richtig behandeln können. Wir wünschen Ihnen eine gute Besserung." Schipper legt den Hörer auf. Dank des von Oldenburger Forschern entwickelten bundesweit ersten Hustenerkennungstelefons weiß die 27-Jährige nun, unter welcher Art von Husten sie wahrscheinlich leidet und kann sich entsprechende Medikamente aus der Apotheke besorgen.

Bei dem Hustentelefon gehe es darum, den Patienten eine erste Einschätzung über ihren Husten zu geben und ihnen bewusst zu machen, dass es unterschiedliche Arten von Husten gibt, sagt Stefan Goetze vom Fraunhofer-Institut, Abteilung für Digitale Medientechnologie, der gemeinsam mit drei Kollegen die Technik für das kostenlose Telefon entwickelte. "Einen Besuch beim Arzt oder in der Apotheke soll es nicht ersetzen." Tatsächlich wüssten aber laut einer aktuellen Umfrage nur etwa die Hälfte aller Deutschen, dass es überhaupt verschiedene Formen von Husten gibt, fügt Goetze hinzu.

Hustenaufnahmen in Fußgängerzone gemacht

Ruft ein Patient nun an und hustet in den Hörer, erkennt die Software, ob es sich um einen schleimigen - auch produktiven Husten genannt - oder einen trockenen Reizhusten handelt. Ist der Husten nicht eindeutig zuzuordnen, wird dem Anrufer auch dies entsprechend mitgeteilt.

Für diese Analyse hatten die Forscher, die bereits seit mehr als zwei Jahren an Projekten in der Hustenforschung arbeiten, im vergangenen Jahr zunächst Hustenaufnahmen in Fußgängerzonen in Hamburg und Oldenburg sowie einer Lungenarztpraxis gesammelt. Anschließend wurden diese dann auf Merkmale untersucht, die spezifisch für die verschiedenen Hustenarten sind, und dann kategorisiert.

Hustet nun jemand in das Telefon, werden diese Merkmale automatisch aus dem akustischen Signal bestimmt. Und das offenbar mit Erfolg. "In 80 Prozent der Fälle erhalten die Anrufer eine richtige Einschätzung", sagt Goetze. Als das Erkennungstelefon Anfang November freigeschaltet wurde, hatten Goetze und sein Team mit maximal 30 Anrufern pro Tag gerechnet. "Tatsächlich rufen aber täglich mittlerweile rund 200 Leute an."

Mediziner sind skeptisch

Obwohl ausdrücklich darauf hingewiesen wird, dass die Hustenanalyse via Telefon nicht den Gang zum Arzt oder zur Apotheke ersetzen soll, wird die Erfindung von Medizinern skeptisch beäugt. "Ich halte das Hustentelefon für eher problematisch, da die Hustencharakteristik zu sehr von verschiedenen Faktoren wie Alter, Gewicht, Geschlecht abhängt und sich entsprechend ständig ändert", sagt der Erste Vorsitzende des Hausärtzeverbandes Niedersachsens, Heinz Jarmatz. Zudem moniert er, dass ein solcher Anruf zu mehr Eigendiagnostik der Patienten führe, was nur bedingt gut sei. Erst ein Mediziner könne letztlich den Husten und den Allgemeinzustand des Patienten sicher einschätzen. Seinen Patienten will Jarmatz das Hustentelefon daher nicht empfehlen.

Auch die von Husten geplagte Oldenburgerin Schipper ist von dem Telefon nicht überzeugt. "Ich finde das ganz witzig, aber bin mir nicht sicher, ob man sich darauf unbedingt verlassen sollte", sagt sie. Mit ihrem derzeitigen Husten will sie daher lieber zum Arzt gehen.

(DDP/felt)
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