Erkältung Warum es nicht egal ist, wie Sie husten

Düsseldorf · Husten ist ein wahrer Quälgeist. Wer ihn schnell wieder loswerden will, sollte darauf achten, richtig zu husten. Denn falsches Husten führt in einen Teufelskreis, der sogar mit Rippenbrüchen enden kann.

 Eine Frau hustet in ihre Ellenbeuge. (Symbolbild)

Eine Frau hustet in ihre Ellenbeuge. (Symbolbild)

Foto: Shutterstock/Billion Photos

Im Winter erwischt es beinahe jeden: Diverse Erreger arbeiten sich über die Schleimhäute in die oberen Atemwege vor. Das fällt ihnen jetzt besonders leicht, weil die Schleimhäute nicht mehr feucht und gut durchblutet sind, sondern durch Heizungsluft ausgetrocknet sind.

Husten ist nichts weiter als ein effektives Gegenmittel, um Fremdkörper und Erreger mit sehr hoher Geschwindigkeit aus den Atemwegen zu befördern. Um das zu erreichen, müssen wir nichts aktiv tun. Denn Husten ist ein Reflex.

Ein heftiger Reflex allerdings, der oft zu regelrechten Hustensalven führt. Diese sind nicht nur anstrengend für die Muskulatur und das Zwerchfell. "Durch den hohen Druck im Bauchbereich können Muskelfaserrisse oder sogar Rippenbrüche entstehen", sagt Johannes Uerscheln, Pneumologe am Lungen- und Allergiezentrum in Neuss und Düsseldorf. Solche Knochenbrüche bezeichnen die Mediziner auch als Hustenfraktur. Ein besonders hohes Risiko dafür haben Menschen, die unter Osteoporose leiden.

Entzünden sich die Schleimhäute durch den Erregerangriff, will das Keuchen und Hüsteln erst recht nicht mehr vergehen. Typisches Anzeichen hierfür ist ein nerviger Reizhusten. Nach wenigen Tagen wird der meist produktiv. Bedeutet: In den Atemwegen bildet sich Schleim, der abgehustet wird. Auf ihn folgt in der abklingenden Phase oftmals erneut von Hustenattacken begleiteter Reizhusten.

Reizhusten ist nicht nur unangenehm, weil er einem den Schlaf raubt, sondern auch ungünstig, weil er das verästelte und sehr feine Bronchialsystem weiter schädigt. Denn beim Husten befördern wir die Luft mit einer Geschwindigkeit von rund 100 Kilometern pro Stunde nach draußen. Das entspricht in etwa der Wucht eines Orkans, der imstande ist Bäume zu entwurzeln. Solcher Druck befreit die Atemwege zwar effektiv von Fremdkörpern, doch ist die Luft einmal entwichen, entsteht zunächst ein Vakuum. Dann kollabieren die feinen Bronchialstrukturen.

Die Folge dieses abrupten Zusammenfallens: Die Bronchien bekommen feinste Risse. Diese können nicht abheilen, wenn gleich weitere Hustenanfälle folgen. Die Bronchien werden immer weiter geschädigt. Ist man einmal in diesem Teufelskreis gefangen, erhält der Husten sich selbst.

Kleinste Reize von außen — wie beispielsweise ein Temperaturwechsel, Feuchtigkeitsunterschiede oder Staub — sind ebenfalls in der Lage, Hustensalven auszulösen. Auch bestimmte Körperlagen im Bett können das Problem provozieren: "Viele berichten von besonders heftigen Attacken, sobald sie sich in die Liegeposition begeben oder auf der rechten Seite lagern", sagt Uerscheln.

Vor allem bei Menschen mit bronchialer Überempfindlichkeit kann es zudem dazu kommen, dass sie nach Abklingen des durch Erreger ausgelösten Hustens weiterhusten. In solchen Fällen kann laut Uerscheln die Inhalation mit einem Kortison hilfreich sein. Über zwei bis drei Wochen verordnet, kann dieses die unabhängig vom ursprünglichen Infekt auftretende Entzündung beruhigen.

Um nicht hilflos in die nächste Hustenattacke zu steuern, kann man versuchen, seinen Hustenreflex zu kontrollieren. Der Trick: mit aufgepusteten Wangen zurückhaltend in die Ellbogenbeuge husten. Das schafft ein Luftpolster in den Lungen und verhindert, dass die Häute der feinen Bronchialverästelungen gegeneinanderschlagen und erneut geschädigt werden.

Was die meisten nach Erfahrung des Pneumologen falsch machen: Sie husten zu engagiert und versuchen in der produktiven Phase den Schleim geradezu herauszupressen. Besser ist es, für kurze Zeit inne zu halten und dann aufrecht sitzend bewusst zu husten.

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Dauert der Atemwegseffekt länger als zwei bis vier Wochen, sollte man einen Arzt aufsuchen. "Denn Husten ist keine Krankheit, sondern ein Warnsignal des Körpers, dem man dann nachgehen sollte", sagt Uerscheln. Nicht immer werde das Leiden durch harmlose Erreger verursacht. Ein Beispiel dafür sei Keuchhusten. Er komme häufiger vor als angenommen.

Das Robert-Koch-Institut verzeichnete in den letzten Jahren einen steten Anstieg der Infektionskrankheit. 2016 wurden rund 22.200 Erkrankungsfälle gemeldet. Typische Symptome sind ein bellender, trockener Husten. Alle zehn Jahre sollten darum auch Erwachsene ihren Impfschutz gegen Keuchhusten auffrischen lassen.

Starker Reizhusten kann daneben auch ein Hinweis auf eine Lungenentzündung sein. Jedes Jahr erkranken in Deutschland rund 750.000 Menschen daran. In Westeuropa gilt die Lungenentzündung als häufigste zum Tode führende Infektionskrankheit. Diese kann jedoch meist gut behandelt werden, wenn sie rechtzeitig diagnostiziert wird.

(wat)
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