Akupunktur, Kneipp und Co. Mit diesen Heilverfahren trotzen Sie den Infekten

Reizhusten, Kratzen im Hals und Triefnase – wie schön wäre es, sie gleich durch ein geeignetes Mittelchen verschwinden zu lassen. Tatsächlich lässt sich einiges tun, um Fröstelanfällen und anderen Erkältungsanzeichen den Garaus zu machen. Hier erfahren Sie, wie Ihnen natürliche und alternative Heilverfahren durch die Infektzeit helfen.

Ingwer gilt als wahres Wundermittel bei beginnenden Infekten.

Ingwer gilt als wahres Wundermittel bei beginnenden Infekten.

Foto: Shutterstock/Maya Kruchankova

Reizhusten, Kratzen im Hals und Triefnase — wie schön wäre es, sie gleich durch ein geeignetes Mittelchen verschwinden zu lassen. Tatsächlich lässt sich einiges tun, um Fröstelanfällen und anderen Erkältungsanzeichen den Garaus zu machen. Hier erfahren Sie, wie Ihnen natürliche und alternative Heilverfahren durch die Infektzeit helfen.

Zwei Allgemeinmediziner mit Schwerpunkten in Naturheilverfahren verraten, wie Lebensmittel gezielt helfen können, Keime in die Flucht zu schlagen.

Auch mit pflanzlichen oder homöopathischen Mitteln kann man Infektionskrankheiten gleich bei den ersten Anzeichen Beine machen. Hier finden Sie von Akupunktur bis Kneipp eine Übersicht der Dinge, die Ihnen helfen können.

Hühnersuppe gegen Erkältung, das kennt man hierzulande als altes Hausmittel. Was den besonderen Wirkeffekt ausmacht, haben Wissenschaftler der Universität Nebraska untersucht.

Zu welchem Ergebnis sie dabei kamen erklärt Dr. Thomas Rampp, Oberarzt der Klinik für Naturheilkunde und Integrative Medizin der Kliniken Essen Mitte: "Sie fanden heraus, dass Hühnersuppe im Körper bestimmte weiße Blutkörperchen, die für Entzündungsprozesse mitverantwortlich sind, in ihrer Bewegung blockiert."

Weitere Studien deuten zudem darauf hin, dass sich das in der Hühnerbrust enthaltene Carnosin positiv auf unsere Immunabwehr auswirkt. "Dadurch können Krankheitserreger besser abgewehrt und bekämpft werden", ergänzt er.

Wenn es draußen kälter wird und man das Gefühl hat, durchgekühlt oder fröstelig zu sein, hält die chinesische Medizin einige Tricks vor. "Milchprodukte sind dann gar nicht angezeigt. Sie kühlen und verschleimen zudem. Auch Rohkost geht im Winter gar nicht", sagt Dr. Michael Blondin. Jedenfalls nicht für typische Frostbeulen. Blondin ist Allgemeinmediziner und Vizepräsident des Deutschen Naturheilbundes und rät solchen Patienten zur Verwendung von Gewürzen wie Curry, Kardamon oder Ingwer.

Aus ein paar Ingwerscheiben und heißem Wasser lässt sich schnell und günstig ein Tee aufgießen. "Der wärmt und hebt die Durchblutung an", erklärt Rampp. Die Abwehr läuft dadurch auf Hochtouren. "Denn pro Grad Körpertemperatur erhöht sich die Geschwindigkeit in der das Immunsystem arbeitet um das Vierfache."

Auch Akupunktur hilft bei beginnenden Erkältungsleiden. "Jeder Nadelstich wirkt immunstimulierend", sagt Dr. Rampp. Daneben kann der TCM-Mediziner gezielt Punkte nadeln, die Heilungsprozesse in bestimmten Körperbereichen unterstützen. "Zwischen Daumen und Zeigefinger liegt ein Punkt, der einen Bezug zum Kopf hat. Massiert man ihn, hat man dadurch auch einen Effekt auf die Nasennebenhöhlen", erläutert der Essener Mediziner.

Einen weiterer nützlicher Akupunktur- und Akupressurpunkt liegt an der äußeren Daumennagelfalz. Dieser Lungenpunkt ist nützlich bei beginnenden Atemwegsinfekten, sagt Dr. Michael Blondin. Aktiviert man ihn, hilft das die Atmungsvorgänge zu regulieren und kann bei Symptomen wie Schnupfen und Bronchitis die Behandlung unterstützen.

Ebenfalls aus der chinesischen Medizin kommt das Schröpfen. Es regt als ausleitendes Verfahren den Organismus an, sein verlorenes Gleichgewicht wieder zu finden. Der Vorstellung nach sind bestimmten Hautarealen Organe zugeordnet. Übt man nun einen äußeren Reiz auf die Haut aus, wird dieser über das Rückenmark gezielt an das entsprechende Organ weitergeleitet und regt dieses an.

"So kann man beispielsweise gezielt die Lungenzone auf dem Rücken schröpfen, wenn es Probleme an den Atemwegen gibt", erläutert der Leiter des Essener Instituts für Naturheilkunde. Ähnlich wirkt auch die sogenannte Münzmassage. Bei ihr wird mit Alltagsgegenständen wie Münzen, Löffeln oder Marmeladendeckeln ein gezielter Stimulus gesetzt. Die Haut zeigt an diesen Stellen für einige Tage eine Hautirritation, die jedoch schmerzlos ist und dann von selbst wieder verschwindet.

Schon die Römer setzten auf die vorbeugende Wirkung von Wasseranwendungen und Saunen und besuchten darum regelmäßig ein Thermalbad. Auch heute empfehlen Ärzte präventiv solche Anwendungen. "Neben ansteigenden Fußbädern zeigen vorbeugende Saunabesuche oder Kneipp-Güsse ihre Wirkung", so Dr. Blondin. Vorausgesetzt allerdings, man macht das regelmäßig. Darum rät Blondin dazu, einmal in der Woche einen Besuch in der Sauna zu planen.

Für welche Art des Saunierens man sich entscheidet, ist dabei nicht nur eine Sache der Vorliebe, sondern auch eine der Gesundheit. "Bluthochdruckpatienten sollten besser nach Rücksprache mit ihrem Arzt in eine Biosauna gehen und länger saunieren", empfiehlt er. Denn dort steigt die Temperatur nicht über 60 Grad. Eine finnische Sauna erreicht Temperaturen zwischen 80 und 100 Grad Celsius.

"Verzichten sollte der Patient mit erhöhtem Blutdruck auf jeden Fall auf das kalte Tauchbecken im Anschluss", rät Dr. Thomas Rampp. Der Grund dafür: Unter der Wärmewirkung der Sauna öffnen sich die Blutgefäße. Der normal gewünschte Kälteschock durch eiskaltes Abduschen oder Abtauchen führ dann zu einer reflexartigen Verengung der Gefäße. "Dadurch schießt der Blutdruck in die Höhe", so Rampp.

Wer jedoch regelmäßig sauniert, der nutzt diesen Trainingseffekt für Gefäße und Kreislauf und stärkt die Abwehrkräfte. Ähnlich ist das bei Kneipp-Güssen. Die sind schon als Armguss über dem Waschbecken möglich. "Wichtig ist, dass man nie mit kalten Extremitäten beginnt, sondern diese vorher erwärmt", sagt der Essener Allgemeinmediziner.

Dann heißt es in zwölf bis 18 Grad kaltes Wasser abtauchen. Wenn die Arme dort 30 bis 40 Sekunden geruht haben und ein Kältegefühl spürbar wird, sollte man das Bad beenden, das Wasser abstreifen und sich anziehen. Nach einem ähnlichen Prinzip funktionieren auch Kneippsche Knie- oder Schenkelgüsse.

Bei Abwehrschwächen und chronischen Infekten wird auch der so genannten Eigenbluttherapie Wirkung nachgesagt. Sie gilt als Reiztherapie, die auf den gesamten Organismus wirken soll. Daneben soll sie besonders das Nerven- und Immunsystem regulieren. Es gibt verschiedene Eigenbluttherapien. Bei allen wird dem Patienten zunächst ein wenig Blut entnommen und dieser in unterschiedlichen Mischungen entweder einfach homöopathisch verdünnt oder mit weiteren homöopathischen Mitteln versehen wieder verabreicht.

Ähnlich einer Impfung sollen die im Blut enthaltenen Zellen und Erreger vom körpereigenen Abwehrsystem identifiziert und beseitigt werden. "Dadurch erzielt man eine immunsteigernde Wirkung", sagt Blondin. Allerdings eignet sich diese Therapie nicht für Menschen mit Autoimmunerkrankungen.

Echinacea Auch die Natur hilft immungeschwächten Triefnasen über die Erkältungszeit. Roter Sonnenhut, auch als Echinacea bekannt, wirkt nach Auskunft der beiden Allgemeinmediziner anregend auf die körpereigene Abwehr. Nicht geeignet ist dieser Wirkstoff allerdings für Menschen mit Autoimmunerkrankungen und vielen Grunderkrankungen.

Christrose "Prophylaktische Wirkung hat auch Christrosen-Extrakt. Das gibt es beispielsweise als Lutschtablette oder Tee", sagt Dr. Rampp.

Kappland-Perlagonie Zur Vorbeugung oder auch noch zu Beginn eines Infekts setzen die Naturheilkundler auch das Extrakt der Kappland-Perlagonie ein. "Es erschwert Viren Fuß zu fassen. Es gibt Daten, die seine Wirkung bei Bronchitis, Rachenentzündung und Nebenhöhlenentzündung belegen", so Rampp.

Senföle Hoch im Kurs sind daneben all jene Pflanzen, die Senföle und Schwefelstoffe beinhalten. Zu ihnen zählen Kapuzinerkresse und Rettich, die besonders gemeinsam Wunder bewirken sollen. "Sie sind wirksam gegen Viren, Bakterien und Pilze", betont Rampp eine Besonderheit des Wirkduos, das in dieser Kombination als fertiges Präparat zu bekommen ist. Daneben empfiehlt Dr. Blondin auch Bärlauch und Knoblauch.

Vorbeugend hilft die Homöopathie durch eine Konstituationsanamnese. Ihr Begründer, Samuel Hahnemann, sah verschiedene Mittel repräsentativ für bestimmte Persönlichkeits- und Charaktermerkmale. Eine Behandlung mit dem individuellen Konstitutionsmittel kann — so der homöopathische Grundgedanke — auch positiv Einfluss auf die Immunlage des Patienten nehmen.

Auch bei beginnenden Erkrankungen schwört mancher, damit das Blatt schnell zu wenden. Wenn einem die Erkältung wie auf den Körper fliegt, behandelt Blondin seine Patienten gerne schon einmal mit Aconitum. "Klagen sie über eine Kopfgrippe, kann ihnen Gelsemium helfen, bei einem milden Infekt hingegen Ferrum phosphoricum."

All diesen Heilmethoden ist gemeinsam, dass zwar viele auf sie schwören, doch es für die meisten keine eindeutigen wissenschaftlich anerkannten Wirkungsnachweise gibt. Dennoch finden sie auch in zahlreichen schulmedizinischen Praxen mit naturheilkundlichem Schwerpunkt erfolgreich Anwendung.

(wat)
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