Sodbrennen und Gastritis Wenn der Magen in Flammen steht

Düsseldorf · Jeder zweite Deutsche leidet oft an saurem Aufstoßen, Sodbrennen oder auch Erbrechen. Häufig werden diese Probleme beiseite geschoben, dabei können sie zu ernsthaften Erkrankungen führen. Bei der "RP-Expertenzeit" gaben Ärzte Antworten zum Thema "Gastritis und Sodbrennen".

Foto: Radowski

Wenn nur die Liebe durch den Magen ginge, gäbe es ja kein Problem. Tatsächlich jedoch beeinflussen das Organ - und damit den Menschen - jeden Tag unzählige Dinge: Drei Mahlzeiten, mehrere Tassen Kaffee, mindestens ein Gläschen Wein oder Bier und vielleicht noch Chips und andere Sünden muss er verkraften. Hinzu kommt alles, was sprichwörtlich auf den Magen schlägt wie Überstunden und Beziehungsprobleme.

Um zu erklären, wie Betroffene bei Magenproblemen am besten Hilfe bekommen, kamen zur dritten "RP-Expertenzeit" zum Thema "Gastritis und Sodbrennen" drei renommierte Ärzte in das Konferenzzentrum der Rheinischen Post: Walter Frasch, niedergelassener Facharzt für Innere Medizin mit dem Schwerpunkt Gastroenterologie in Viersen, Michael Pauw, Chefarzt für Innere Medizin am Krankenhaus Nettetal, und Matthias Wenning, Chefarzt für Innere Medizin am Martinus-Krankenhaus in Düsseldorf. Sie stellten sich den Fragen von Medizin-Redakteur Wolfram Goertz. Die wichtigsten Antworten:

Was ist eine Gastritis?

Von einer Gastritis sprechen Ärzte, wenn die Magenschleimhaut entzündet ist. Dabei handelt es sich um das Gewebe, welches das Innere des Magens auskleidet. "Ist es entzündet, kann es zu vielen Symptomen kommen", sagt Michael Pauw. "Die häufigsten sind Aufstoßen, Druck im Magen, Sodbrennen, Ausstrahlung in den Rücken bis hin zur Blutarmut."

Wie entsteht Gastritis?

Es gibt verschiedene Formen von Magenschleimhautentzündung, die unterschiedliche Ursachen haben. "Am häufigsten ist die akute Gastritis, sie entsteht durch zu viel Säure im Bauch und wird beispielsweise ausgelöst, wenn man zu viel Alkohol trinkt, schwer isst und dann vielleicht noch Schmerzmittel schluckt", sagt Matthias Wenning. Am nächsten Morgen klagen viele über Magenprobleme, die aber in der Regel schnell wieder verschwinden. Der zweithäufigste Auslöser für eine Gastritis ist der Keim Helicobacter pylori. "Er hat sich auf den Magen spezialisiert", sagt Wenning. Verursacht das Bakterium keine Beschwerden, muss auch nicht behandelt werden. Löst es jedoch eine Infektion aus, sorgt sie mit der Zeit dafür, dass die Schleimhaut dünner und weniger funktionsfähig wird. Folgen können Magengeschwüre bis hin zu Magen- oder Speiseröhrenkrebs sein, aber auch Blutarmut, weil der Körper nicht mehr genügend Nährstoffe aus der Nahrung ziehen kann.

Wie verläuft eine Magenspiegelung?

Es gibt verschiedene Wege, eine Gastritis zu diagnostizieren. "Dazu gehören der Blut-, Stuhl- oder Atemtest. "Besser ist es aber, man guckt mit einer Magenspiegelung nach", sagt Walter Frasch. Dafür wird dem Patienten bei leerem Magen ein Schlauch (Endoskop) über den Mund eingeführt, der bis zum Zwölffingerdarm vorgeschoben wird. Der Arzt kann mit dem Gerät die Schleimhäute sehen und Gewebeproben entnehmen. "Man muss davor keine Angst haben", sagt Pauw. "Patienten bekommen eine Schlafspritze und merken nichts."

Wie wird der Magen therapiert?

Wird eine Infektion mit Helicobacter festgestellt, erfolgt eine Therapie über sieben Tage. "Dabei wird eine Kombination aus zwei Antibiotika und einem Protonenpumpenhemmer (PPI) wie Pantoprazol gegeben", sagt Frasch. Diese Hemmer unterdrücken die Säurebildung in den Zellen und schützen so den Magen. "Pantoprazol oder Omeprazol sind inzwischen die meistverkauften Medikamente nach Aspirin", sagt Wenning. Grund ist, dass sie in niedriger Dosierung auch ohne Rezept in der Apotheke erhältlich sind - und auch bei einer akuten Gastritis am besten helfen.

Wie wahrscheinlich ist eine Krebserkrankung?

Dauerhafte Magenprobleme können zu Krebs führen. Vor allem der Helicobacter erhöht das Risiko für Magenkrebs um das Dreifache. Allerdings ist er gut behandelbar. "Die größere gesundheitliche Gefahr bei Sodbrennen ist Speiseröhrenkrebs", sagt Frasch. Er entsteht durch den Reflux, also durch den Rückfluss von Magensäure in die Speiseröhre. Je länger das saure Aufstoßen anhält, um so mehr wird die Speiseröhre geschädigt. Das kann letztlich zu Krebs führen. Alle drei Mediziner empfehlen deshalb den schnellen und mitunter langfristigen Einsatz von PPI. Wird Sodbrennen durch einen erschlafften Schließmuskel am Mageneingang ausgelöst, kann es auch Sinn machen, das Problem operativ zu lösen oder einen Schrittmacher einzusetzen. Er steuert die Bewegung des Magens und verhindert Aufstoßen. Der beste Schutz ist schnelles Handeln: Wer unter Sodbrennen leidet, sollte spätestens nach zwei Wochen einen Arzt aufsuchen.

(ham)