Gefährliches Virus Ebola-Verdacht in Berlin weiter ungewiss

Berlin · Der Fall dreier Ebola-Helfer hat ein neues Schlaglicht auf die gefährliche Lage des Pflegepersonals in den von der Epidemie betroffenen afrikanischen Ländern geworfen. In der Berliner Charité wird seit Samstag eine südkoreanische Pflegekraft behandelt, bei der Verdacht auf eine Ebola-Infektion besteht.

 Die Seuchenstation der Berliner Charité.

Die Seuchenstation der Berliner Charité.

Foto: dpa, tba tmk

Derweil rang eine erkrankte schottische Krankenschwester mit dem Tod. Der südkoreanische Patient wurde nach Angaben der Charité am Samstag mit einem Spezialflugzeug nach Berlin eingeflogen und dort auf die Seuchenstation der Universitätsmedizin gebracht. Ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelte, ließ das Klinikum offen - offenbar soll die Identität der Pflegekraft geheim gehalten werden, da Ebola-Helfer in Südkorea gemieden würden. Ob sich der Patient tatsächlich mit dem Virus angesteckt hat, ist nach wie vor unklar.

Das Mitglied des kleinen südkoreanischen Teams soll sich demnach bei der Behandlung eines schwerkranken Ebola-Patienten in Sierra Leone mit einer Spritze gestochen haben. Da Kranke in diesem Stadium hochansteckend sind, gilt eine Infizierung als sehr wahrscheinlich. Laut Charité zeigte die südkoreanische Pflegekraft selbst zunächst keine Symptome, deshalb bestehe auch keine Ansteckungsgefahr.

Dagegen hat sich der Zustand der in London behandelten schottischen Krankenschwester Pauline Cafferkey deutlich verschlechtert. Das Royal Free Hospital bezeichnete ihn als "lebensbedrohlich". Premierminister David Cameron erklärte, seine Gedanken und Gebete gälten der 39-Jährigen.

Cafferkey hatte sich bei einem Einsatz für die Hilfsorganisation Save the Children in Sierra Leone infiziert, war aber erst nach ihrer Rückkehr nach Schottland erkrankt. In der Spezial-Isolierstation des Londoner Krankenhauses wird sie mit Blutplasma eines Ebola-Überlebenden sowie mit einem experimentellen Medikament behandelt.

Ebenfalls in Sierra Leone hat sich möglicherweise auch ein US-Helfer infiziert, der am Sonntag nach Nebraska geflogen und dort in einer Spezialstation unter Beobachtung gestellt werden sollte. Bislang haben sich nach WHO-Angaben mehr als 20.000 Menschen mit dem Ebola-Virus infiziert, mehr als 7800 von ihnen starben. Unter den Toten sind demnach 382 Ärzte oder Pfleger, knapp 680 haben sich laut WHO angesteckt.

Am schwersten betroffen ist mittlerweile Sierra Leone, danach kommen Liberia und Guinea. Ebola ist hoch ansteckend, sobald Patienten Symptome der Krankheit wie Fieber, Schmerzen, Erbrechen oder Durchfall zeigen. Übertragen wird sie durch Körperflüssigkeiten. Eine zugelassene Impfung oder Therapie gibt es bislang nicht.

Der neue Chef der UN-Ebola-Mission (Unmeer), Ismail Ould Cheikh Ahmed, sprach von einer "globalen Krise". "Wir haben keinen Plan B, wir müssen das Virus loswerden", sagte der aus Mauretanien stammende Nachfolger des US-Experten Anthony Banbury am Samstag bei seiner Ankunft in der Unmeer-Zentrale in Ghanas Hauptstadt Accra.

Der EU-Hilfskoordinator Christos Stylianides rief die EU-Mitgliedstaaten zu mehr Anstrengungen im Kampf gegen die Epidemie auf. "Wir können die Epidemie nicht besiegen, wenn jetzt nicht mehr getan wird", sagte er "Welt"-Online. Er kündigte für die nächsten Monate eine internationale Konferenz an, um über langfristige Strategien zu beraten.

(dpa)
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