Ebola-Epidemie alarmiert UN-Sicherheitsrat "Wenn Ihr nicht aufsteht, werden wir ausradiert"

Dramatische Momente im UN-Sicherheitsrat. Ein Vertreter aus Liberia bat die Staatengemeinschaft in einem flammenden Appell um Hilfe im Kampf gegen Ebola. Zuvor hatte UN-Generalsekretär Ban Ki Moon das Ausmaß der Krise verdeutlicht: Alle drei Wochen verdoppelt sich mittlerweile die Zahl der Ebola-Infektionen.

 UN-Generalsekretär Ban Ki Monn und US-Botschafterin Samantha Power zeigten sich im Sicherheitsrat betroffen vom Ausmaß der Ebola-Epidemie.

UN-Generalsekretär Ban Ki Monn und US-Botschafterin Samantha Power zeigten sich im Sicherheitsrat betroffen vom Ausmaß der Ebola-Epidemie.

Foto: ap

Der UN-Sicherheitsrat stufte die Ebola-Epidemie in Westafrika anschließend als Gefahr für den Weltfrieden und die internationale Sicherheit ein. Dabei geht es nicht mehr nur um die gesundheitlichen Risiken, sondern um Unruhen und drohenden Staatszerfall. Konfliktherde in der Krisenregion könnten neu aufflammen und bereits erzielte Fortschritte zunichte gemacht werden, warnte das mächtigste UN-Gremium am Donnerstag in einer einstimmig verabschiedeten Resolution.

In der Geschichte des Sicherheitsrats war dies erst die dritte Resolution wegen eines Gesundheitsnotstands nach Beschlüssen zur Aids-Epidemie in den Jahren 2000 und 2011.

"Bitte schicken Sie Hubschrauber"

Die Delegierten in New York lauschten einem flammenden Appell des liberianischen Gesundheitshelfers Jackson Naimah, der um rasche Unterstützung für sein Land bat. "Bitte schicken Sie Ihre Hubschrauber, Ihre Behandlungszentren, Ihre Betten und Ihr Fachpersonal", sagte der per Videokonferenz aus Monrovia zugeschaltete Aktivist. "Wir haben nicht die Ressourcen, um dieser Krise Herr zu werden. Wenn die Staatengemeinschaft nicht aufsteht, werden wir ausradiert."

"Die beispiellose Situation verlangt nach nie dagewesen Schritten, um Leben zu retten und Frieden und Sicherheit zu bewahren", sagte UN-Generalsekretär Ban Ki Moon. "Deswegen habe ich entschieden, eine UN-Sondermission für Gesundheitsnotfälle einzurichten." Die Unmeer genannte Mission solle sich darum kümmern, den Ausbruch der Epidemie zu stoppen, Patienten zu behandeln, notwendige Versorgung nach Westafrika zu bringen, Frieden und Sicherheit zu bewahren und mögliche weitere Ebola-Ausbrüche zu verhindern.

Es braucht 20-mal so viel Hilfe

Zudem werde weitaus mehr Hilfe der internationalen Gemeinschaft gebraucht, mahnte Ban. "Unsere bestmögliche Schätzung ist, dass wir die Anstrengungen verzwanzigfachen müssen." In den kommenden sechs Monaten würden eine Milliarde Dollar (etwa 775 Millionen Euro) gebraucht. "Einer der Hauptgründe, warum diese Epidemie sich so dramatisch verbreiten konnte, ist, dass wir im Kampf dagegen bislang nicht ausreichend zusammengearbeitet haben", sagte US-Botschafterin Samantha Power.

Wegen des historisch beispiellosen Ausmaßes der Ebola-Epidemie in Westafrika forderte der Sicherheitsrat in seiner Resolution mehr Nothilfen aus dem Ausland. Benötigt würden etwa Feldlazarette mit medizinischem Personal und Vorräten, Labore, Kliniken sowie Hilfen für Lufttransporte. Außerdem wurden Drittstaaten aufgefordert, Reisebeschränkungen und Grenzschließungen aufzuheben. Ferner dürften Fluggesellschaften und Reedereien ihre Beziehungen zu den betroffenen Krisenländern nicht abbrechen.

Ausgangssperre beginnt

Auch Deutschland schloss sich der Resolution des Rats an. "Wir sind konfrontiert mit einer Krise, die eine ausgedehnte, schnelle und entschlossene Antwort der Vereinten Nationen und all ihrer Mitglieder erfordert", sagte UN-Botschafter Harald Braun.

Die Ebola-Epidemie in Westafrika ist die folgenschwerste seit der Entdeckung des Virus. Seit Jahresbeginn starben laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bereits 2630 Menschen an der hochansteckenden Krankheit. Mehr als 5300 Menschen wurden infiziert. Besonders betroffen sind die drei westafrikanischen Staaten Liberia, Guinea und Sierra Leone.

In Sierra Leone beginnt an diesem Freitag eine dreitägige Ausgangssperre, um gezielt gegen die Ebola-Epidemie vorzugehen. Fachpersonal werde bis Sonntag von Tür zu Tür gehen, um nach möglichen verborgenen Ebola-Patienten zu suchen, kündigte die Regierung in Freetown an. Die Maßnahme betrifft rund sechs Millionen Menschen in dem westafrikanischen Land.

(dpa AFP REU)
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