Überblick Die wichtigsten Fakten zu MERS
Seit vergangenem Sommer ist ein neues Virus identifiziert, das sich zunächst im saudi-arabischen Raum ausbreitete, jetzt aber vereinzelt auch in Europa und Nordafrika vorkommt. Forscher halten es für besonders aggressiv. Lesen Sie hier, warum das so ist und wie man es erkennt.
Was sind die typischen Symptome?
Die Erkrankung beginnt schlagartig mit grippeähnlichen Symptomen wie Fieber und Husten. Innerhalb einer Woche entwickelt sich eine Lungenentzündung, die mit akuter Atemnot einhergehen kann. Sie wird durch eine Infektion des Lungengewebes mit dem Erreger verursacht und kann im Versagen der Atmung enden. Neben diesen Hauptmerkmalen wurde zudem das Auftreten von Durchfall beobachtet. Bei den Patienten mit schweren Verläufen versagen die Nieren oder es kommt zu dem als ARDS bekannten akuten Atemnotsyndrom mit Schock. Die Fachleute der WHO schließen nicht aus, dass sich vor allem bei immungeschwächten Patienten zudem weitere atypische Symptome zeigen könnten.
Wo sind bisher MERS-Fälle aufgetreten?
Die ersten MERS-Infektionen sind in Saudi-Arabien und weiteren Ländern nahe der arabischen Halbinsel aufgetreten. Inzwischen hat sich das Virus über die Grenzen des Nahen Ostens hinaus ausgebreitet. Zwölf Fälle wurden in Europa und Nordafrika gezählt, zwei davon sind in Deutschland bekannt – ein Patient starb, einer überlebte, so teilt das ECDC als europäisches Kontrollzentrum für Influenza und Bronchialviren mit. Die Betroffenen sollen sich im arabischen Raum angesteckt haben. Die weiteren verteilen sich auf Großbritannien, Italien, Frankreich, Spanien und Tunesien.
Woher stammt der Erreger?
Ersten Beobachtungen nach übertrug sich das Virus vom Dromedar auf den Menschen. Als wahrscheinlich gilt eine Infektion über den Kot der Tiere. Fledermäuse dienen offensichtlich als Zwischenwirte für Corona-Viren. Allerdings haben Forscher der Columbia University bislang unter 100 untersuchten Tieren lediglich eins gefunden, das den MERS-Virus in sich trug, der Menschen befällt.
Nach neueren Informationen der WHO sind aber nun im Nahen Osten drei Menschen mit dem gefährlichen Erreger infiziert, die vormals keinen Kontakt zu Tieren hatten. Die Wissenschaftler gehen deshalb davon aus, dass der aggressive Erreger offenbar auch von Mensch zu Mensch übertragbar ist. Das war ebenfalls bei dem im Jahr 2003 aufgetretenen SARS-Virus so, mit dem sich Angehörige und medizinisches Fachpersonal per Tröpfcheninfektion hustender und niesender Erkrankter angesteckt haben. In der damals von China ausgehenden Epidemie infizierten sich weltweit beinahe 8300 Menschen, von denen 800 starben. Auch bei SARS waren Fledermäuse vermutlich Wirte der Viren.
Was macht das Virus so gefährlich?
Was die Fachleute zudem beunruhigt, ist die hohe Sterblichkeit. Zwei der Neuinfizierten, eine 73-jährige Frau und ein 37-jähriger Mann, starben innerhalb weniger Tage daran. Ein 65-Jähriger kämpft noch um sein Leben. Beinahe die Hälfte der Menschen, die das Virus befällt überleben die Erkrankung nicht. In Untersuchungen, die ein Team von Wissenschaftlern an der Charité in Berlin machten, zeigte sich, wie aggressive sich die Viren im Lungengewebe vermehren. Bei Vergleichen mit Vogelgrippeviren zeigte sich, dass sich beide Viren nahezu gleich stark im Gewebe vermehren können. Während sich das Influenzavirus jedoch in nur einem Zelltyp wächst, infiziert das Coronavirus nahezu alle Zelltypen der Lungenbläschen. "Wir waren von der ausgedehnten Infektion im Vergleich zu den hochpathogenen Influenzaviren völlig überrascht", sagt Studienleiter Prof. Stefan Hippenstiel.
Wie stellt der Arzt eine Infektion mit MERS fest?
Definitiv nachweisen lässt sich das Virus nur durch Laboruntersuchungen. Dazu benötigt der Arzt entweder Sekret oder andere Proben aus den unteren Luftwegen. Im Blut lassen sich Antikörper gegen das MERS-Virus nachweisen. Das Robert-Koch-Institut empfiehlt auch in Deutschland bei schweren Lungenentzündungen oder Atemnot auf den neuartigen Erreger zu untersuchen.
Wie kann man die Erkrankung behandeln?
Bisher hat sich noch keine durchgängig angewandte, erfolgreiche Therapie abgezeichnet. Derzeit behandeln die Ärzte im Schwerpunkt die Symptome, indem sie zum Beispiel die Atmung durch Sauerstoffgaben unterstützen oder zur maschinellen Beatmung greifen. Festgestellt hat man, dass sich bei behandelten Patienten Kortison eher ungünstig auswirkt.
Noch keine Erkentnisse gibt es darüber, ob Viren-Blocker den betroffenen Patienten generell helfen können.
Kann man gegen den Erreger impfen?
Es gibt Hoffnung, dass bei einem epidemieartigen Ausbreiten des Virus eine Impfung möglich ist. Ein Zusammenschluss deutscher und niederländischer Forscher hat in den vergangenen Monaten an einem dafür geeigneten Stoff gearbeitet. "Der von uns entwickelte Impfstoffkandidat ist der erste publizierte Impfstoff, der realistisch als Notimpfstoff im Menschen eingesetzt werden könnte, falls es zu einer Epidemie kommen sollte", sagt Prof. Gerd Sutter. Um ihn herum hat an der Universität München das Forscherteam zusammengefunden, das mit Hochdruck an dem Stoff arbeitet, der die Menschen vor einer Masseninfektion bewahren könnte.
Funktionieren würde der Impfstoff auf Basis eines Virus, das in den 30er Jahren als Mittel gegen Pocken generiert wurde. Dort hinein schleusten die Wissenschaftler die genetische Information des gefährlichen MERS-Virus in die Impfviren ein. Bislang wurde er lediglich an Tieren getestet. Bei Mäusen konnte die Immunisierung eine Infektion mit dem Corona-Erreger verhindern.
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