Zurück zur Lebensfreude Medikamente gegen Depression - so wirken Antidepressiva
Depression gilt als seelische Herausforderung. Die Betroffenen möchten nur eines: von ihrer Unruhe, Bedrücktheit oder seelischen Lähmung befreit werden. Einen schnellen Weg aus der Depression bieten Medikamente.

Medikamente gegen Depression – 10 Fakten über Antidepressiva
Der Mensch wird einmal oder mehrmals im Leben mit den Schattenbildern seiner selbst konfrontiert. Anfangs versucht er seine Beschwerden mit viel Kraft zu überwinden. Eine Zeit lang klappt das auch, aber irgendwann kommt die Zeit, dass die Motivation durch diesen enormen Kraftakt verloren geht. Die Depression verschlimmert sich so sehr, dass der Betroffene sich immer mehr aus dem Leben zurückzieht. Jede Bewegung kostet enorme Überwindung, der Körper fühlt sich schlaff und erschöpft an, das Herz empfindet keine Emotionen mehr. Letztendlich liegt nur noch ein grauer Schleier auf der Seele, der so erdrückend sein kann, dass im schlimmsten Falle nur noch mit den Gedanken an den Tod gespielt wird.
Insgesamt leiden in Deutschland mehr als vier Millionen Menschen an dieser psychischen Erkrankung. Die Dunkelziffer liegt vermutlich noch weit höher. Denn depressiv wirkende Menschen schämen sich für ihre psychische Krankheit und verlieren den Mut, sich vor ihren Mitmenschen zu outen. Doch Schamgefühl und Ängste sind gänzlich fehl am Platz, zumal die Depression heutzutage gut behandelt werden kann. Das ist allerdings leichter gesagt als getan. Depressive Menschen stehen nämlich unter großem emotionalen Druck. Die Angst nicht richtig verstanden, auf die Schippe genommen oder als Schwächling wahrgenommen zu werden, liegt schwer auf der Seele.
Erschwerend für depressiv wirkende Menschen kommt hinzu, dass es unter der Bevölkerung noch so viel Unwissenheit, Irrtümer und Vorurteile über die Krankheit Depression gibt. Dadurch fühlen sich Betroffene noch mehr unverstanden und kapseln sich entsprechend noch mehr von ihrer Umwelt ab.
Neben den charakteristischen Merkmalen einer Depression manifestieren sich bei depressiv wirkenden Menschen auch körperliche Symptome. Diese sogenannten somatischen Beschwerden äußern sich durch Kopf- und Verdauungsbeschwerden, Herz-Kreislauf-Beschwerden, nachlassende Libido und Gliederbeschwerden. Darüber hinaus können sich oftmals auch Schwindel sowie eine verlangsamte Sprache, Mimik und Gestik bemerkbar machen.
Anhand der aufgelisteten Symptome zeigt sich ab, dass ihre Erscheinungsformen und Ausprägungen mindestens so vielfältig sind wie die Ursachen. So können die von einer Depression betroffenen Patienten an belastenden Lebensereignissen, wie Stress im Berufsleben, Arbeitslosigkeit, Erkrankung oder Tod eines nahen Verwandten oder finanziellen Sorgen knabbern. Allerdings reagiert jeder Patient anders auf solche Lebensumstände. Gleich bleibt nur, dass ein trüber, grauer Schleier die Gedanken umhüllt.
Um diesem emotionalen Tief zu entkommen, ist es existenziell wichtig, sich Hilfe zu suchen. Und wenn man nicht die nötige Kraft aufbringen kann, dann kann auch ein Gespräch mit lieben Menschen hilfreich sein. In diesem Fall lässt sich ein neues Licht am Horizont erkennen und die Therapie kann beginnen.
Welche Medikamente helfen bei Depression?
Ein großer Meilenstein in der Behandlung von depressiven Patienten stellt die Pharmako-Therapie dar. Sie ermöglicht es, die Depression greif- und therapierbar zu machen. Deshalb setzt die Medizin Medikamente auch justierend ein. Und das Gute ist, dass sie sowohl die psychischen als auch die somatischen Symptome wirksam beeinflussen. Dennoch sollte an dieser Stelle betont werden, dass eine Behandlung mit Medikamenten wie Antidepressiva weder Suizide noch Suizidversuche verhindern können.
Wie schon gesagt, Medikamente erweisen sich bei der Behandlung von Depressiven als eine gute Behandlungsmöglichkeit bei mittelschweren und schweren Depressionen. Sie sorgen nämlich dafür, dass sie auf sogenannte Botenstoffe wie Serotonin, Dopamin, Noradrenalin einwirken. Das wiederum bewirkt bei depressiven Patienten eine Verbesserung der Stimmung. Quasi Glück auf Knopfdruck.
Das Wichtigste über Antidepressiva:
- Antidepressiva machen nicht abhängig
- Antidepressiva sind keine Aufputsch- oder Beruhigungsmittel
- Antidepressiva gehören zu den Psychopharmaka, die bei der Behandlung von depressiven Menschen eingesetzt werden
- Antidepressiva können Nebenwirkungen haben
- Antidepressiva entfalten ihre Wirkkraft nach ein bis zwei Wochen
Exkurs: Wirkungsweise von Antidepressiva
Es gibt in unserem Gehirn mehrere hundert Milliarden Nervenzellen, die entweder über einen elektrischen Impuls oder chemischen Botenstoffen miteinander kommunizieren. Die Botenstoffe werden in der Medizin auch Neurotransmitter genannt. Im Grunde gibt es eine Vielzahl an solchen Botenstoffen. Die vier wichtigsten sind jedoch Dopamin, Serotonin, Noradrenalin und Endorphin. Sie sind ausschlaggebend, in welcher emotionalen Stimmung sich der Mensch befindet. Sollte der Stoffwechsel zwischen den Nervenzellen gestört sein, führt dies dazu, dass bei depressiven Menschen die Konzentration der Neurotransmitter weit unter dem normalen Zustand liegt. Betroffene fühlen sich niedergeschlagen, schlapp, trübsinnig und lustlos. Um diesen Mangelzustand zu beseitigen, greift der Arzt im Rahmen seiner Behandlung zu Antidepressiva. Vereinfacht ausgedrückt, sorgen, diese Medikamente dafür, dass mehr Botenstoffe den Nervenzellen zur Verfügung stehen und ihre Wirkung somit erhöht wird. Das gelingt in der Regel mit einer Vielzahl an Antidepressiva, wie etwa mit einem trizyklischen Antidepressivum, tetrazyklischen Antidepressivum, SSRI-Antidepressivum (Selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer), NRI-Antidepressivum (Noradrenalin-Wiederaufnahme-Hemmer) oder SSNRI-Antidepressivum (Selektive Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahme-Hemmer).
Darüber hinaus kommen bei einer medikamentösen Therapie auch Antidepressiva zum Einsatz, die einen Abbau von Serotonin und Noradrenalin innerhalb der Nervenzelle verhindern sollen. Es handelt sich hierbei um einen MAO-Hemmer (Monoaximoxidase-Hemmer), der ebenfalls eine antidepressive Wirkung entfaltet. Aufgrund seiner vielfältigen Nebenwirkungen wird dieses Antidepressivum nur dann bei der Behandlung eingesetzt, wenn alle anderen Medikamente versagen.
Exkurs: Citalopram
Ein am häufigsten verordnetes Medikament gegen Depression ist das Arzneimittel Citalopram. Der Wirkstoff gehört zu der Gruppe der 'Selektiv Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer'. Wie alle SSRIs soll mit Citalopram dafür gesorgt werden, dass die Konzentration des Botenstoffs Serotonin gesteigert wird. Das gilt vor allem für Patienten mit schweren Depressionen.
Trotz der guten Verträglichkeit von Citalopram, kann der Wirkstoff Nebenwirkungen hervorrufen. So stellen sich bei der Behandlung mit Citalopram Begleiterscheinungen wie Ängstlichkeit, Nervosität, Appetitlosigkeit und Schlaflosigkeit ein.
Die Behandlungsdauer mit dem Wirkstoff Citalopram hängt vom Genesungserfolg des Patienten ab und kann sich auch über mehrere Jahre hinziehen. Eine Behandlung mit Citalopram sollte nicht bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren zur Anwendung kommen.
Antidepressiva während der Therapie richtig einnehmen:
- Medikamente wie Antidepressiva nur nach Rücksprache des behandelnden Arztes einnehmen
- Antidepressiva regelmäßig einnehmen
- Antidepressiva nicht eigenmächtig absetzen
- Dosis der verabreichten Medikamente nicht ändern
Ob eine Behandlung mit Antidepressiva wie Citalopram sinnvoll erscheint, sollte mit dem behandelnden Arzt abgestimmt werden. Denn die Entscheidung hängt gewöhnlich vom Schweregrad der Depression sowie den persönlichen Wünschen des Patienten ab. Bei leichten Depressionen kann es sein, dass der Arzt auf den Wirkstoff der Antidepressiva verzichtet und die Erkrankung erst einmal beobachtet. So lässt sich vermeiden, dass die Behandlung mit Nebenwirkungen einhergeht. Sollte jedoch eine mittelschwere oder sogar eine schwere Depression vorliegen, kommt der Patient um eine medikamentöse Behandlung mit einem Antidepressivum nicht herum.
In den meisten Fällen empfehlen Ärzte eine Kombination aus Psychotherapie und Medikamenten.
Wie lange muss man bei Depression Medikamente einnehmen?
Der behandelnde Arzt empfiehlt dem Patienten nach dem Auftreten der ersten Episode einer Depression, die antidepressive Behandlung für mindestens ein Jahr lang fortzuführen. Dadurch soll das Risiko der Rückfälligkeit gesenkt werden. Sobald diese Zeit vergangen ist, werden die Medikamente langsam reduziert. Im Rahmen der Behandlung beobachtet der Arzt, ob sich erneut Symptome einer Depression bemerkbar machen. Sollte dies der Fall sein, dann wird die Therapie mit Medikamenten allmählich abgesetzt.
Bei Patienten, die in der Vergangenheit bereits mehrere depressive Episoden erlebt haben, werden vom Arzt angehalten, die Medikation auf unbestimmte Zeit weiter einzunehmen.
Da eine medikamentöse Therapie gewöhnlich über einen längeren Zeitraum erfolgt, sollte an dieser Stelle erwähnt werden, dass wie bei allen Medikamenten unerwünschte Nebenwirkungen auftreten können. Das kommt allerdings auf das eingenommene Medikament, die Dosis und den Patienten selbst an. Meist sind sie nicht schwerwiegend und treten auch nicht bei jedem Menschen auf.
Zu den häufigsten unerwünschten Nebenwirkungen, die bei einer Behandlung mit Antidepressiva auftreten, gehören:
- Gefühl der Unruhe
- Kopfschmerzen
- Übelkeit
- Schwindelgefühl
- Beschwerden mit dem Magen-Darm-Trakt
- Zunahme des Körpergewichts
- Mundtrockenheit
- Verlust der Libido
- Probleme mit dem Herz-Kreislauf-System
- Verstopfung
- Appetitverlust
Sollten die Nebenwirkungen zu belastend für den Patienten sein, ist es wichtig, die Beschwerden dem Arzt mitzuteilen. In einem gemeinsamen Gespräch wird festgestellt, ob die Nebenwirkungen ernsthaft sind oder ob die Medikation besser auf die Behandlung des Patienten abgestimmt werden muss. Gegebenenfalls kann auch ein anderer Wirkstoff verschrieben werden, um die Depression zu behandeln.
Was tun, wenn die Medikamente gegen Depression nicht helfen?
In manchen Fällen kommt es vor, dass die Medikamente keine Wirkung aufzeigen und der Patient an der verordneten Medikation zweifelt. Leider haben zahlreiche Studien bewiesen, dass die Wirkstoffe von Antidepressiva sehr unterschiedlich wirken und oder eben gar nicht. Doch zum Glück stehen dem behandelnden Arzt verschiedene Antidepressiva zur Auswahl. Somit kann im Rahmen einer Therapie ein Medikament gewählt werden, das eine gute Verträglichkeit und geringe Nebenwirkungen mitbringt. Ebenso lässt sich die Behandlung so anpassen, dass auf ein anderes Medikament zurückgegriffen wird.
So gibt es derzeit mehr als 30 Medikamente auf den Markt, die bei einer medikamentösen Behandlung genutzt werden können. Alle nehmen Einfluss auf die Nervenbotenstoffe im Gehirn. Einige von ihnen erhöhen die Konzentration von Serotonin, andere die Konzentration von Serotonin- und Noradrenalin und wieder andere die Konzentration von Serotonin-, Noradrenalin- und Dopamin.
Wichtig ist bei der Behandlung von Depressiven eine enge und vertraute Betreuung durch den Arzt. Allein vor dem Hintergrund, dass der Wirkstoff erst nach einigen Tagen oder Wochen seine Wirkung zeigt. Bei älteren Menschen kann der Wirkstoff sogar erst nach sechs Wochen wirken. Gleichwohl kann es vorkommen, dass das verschriebene Medikament nicht genügend wirksam ist. Manchmal zeigt das Antidepressivum überhaupt keine Wirkung, sodass einige andere Wirkstoffe getestet werden müssen.
Sollten jedoch alle Versuch mit der Behandlung von Antidepressiva fehlgeschlagen oder die Nebenwirkungen eine große Belastung für den Patienten sein, so sollte man auf eine weitere medikamentöse Therapie verzichten und stattdessen eine Psychotherapie antesten.
Exkurs: Verfahren in der Psychotherapie
Neben der medikamentösen Therapie spielt die Psychotherapie bei der Behandlung einer Depression eine wichtige Rolle. Sie beschäftigt sich mit psychischen Erkrankungen des Patienten. Dazu zählen Angststörungen, Depressionen, Essstörungen, Zwänge, Suchtverhalten oder Verhaltensstörungen.
Die am häufigsten in der Psychotherapie angewandten therapeutischen Methoden sind die Verhaltenstherapie und die Psychoanalyse. Gleich, welche Methode der Psychotherapie angewendet wird, Patienten müssen sich mit dem Gedanken anfreunden, dass psychische Beschwerden nicht von heute auf morgen verschwinden. Eine Behandlung von depressiven Menschen zieht sich gewöhnlich über mehrere Monate bis hinzu Jahren.
Welcher Arzt verschreibt Medikamente gegen Depression?
Grundsätzlich lässt sich die Frage, wer überhaupt Medikamente gegen Depression verschreiben darf, damit beantworten, dass jeder Arzt dazu berechtigt ist. Doch wer an einer depressiven Störung leidet, sollte zuerst seinen Hausarzt aufsuchen. Er kann den Erkrankten zur weiteren Behandlung gegebenenfalls auch an einen Facharzt überweisen.
Wie kann man eine Depression selbst behandeln?
Eine Depression kann jeden treffen. Ebenso sind depressive Erkrankungen auch nicht absehbar. Doch wer an der Erkrankung über einen längeren Zeitraum leidet, dem ist geraten, sinnvolle To-dos in den Alltag einzubinden. Sie können nämlich ein wertvoller Anker auf dem Weg aus dem Stimmungstief sein. Und im Gegensatz zu Medikamenten wie Citalopram haben sie keine Nebenwirkungen.
Sport
Regelmäßiger Sport trägt deutlich zur Genesung bei. Denn Bewegung regt nicht nur die Durchblutung im Gehirn an, sondern sorgt auch dafür, dass positiv auf den Körper wirkenden Botenstoffe ausgeschüttet werden.
Stressabbau
Stress spielt in der heutigen Zeit eine Schlüsselrolle für die psychische und physische Belastung im Alltag. Damit der Körper nicht dem Risiko ausgesetzt wird, die depressiven Beschwerden noch zu fördern, sollten Betroffene den Druck aus dem Alltagskessel nehmen. Kurzum. Depressive sind dazu angehalten, ein stressfreies Leben zu führen.
Ernährung
Lebensmittel können ebenfalls einen heilsamen Effekt auf die Krankheit Depression ausüben. Deshalb raten Ärzte zu frischem Obst und Gemüse sowie Vollkorn und gesunde Fette. So wirken einige Lebensmittel antidepressiv (z.B. Eier, Lachs) und manch andere wirken stimmungsaufhellend (z.B. Bananen, Kartoffeln).
Tagebuch
Depressiv wirkende Menschen sollten eine Art Gefühls- und Schmerztagebuch führen. In diesem Buch werden alle Beschwerden des Tages und der Nacht notiert. Ebenso sollten der Schweregrad und die Ursachen für die Verbesserung oder Verschlechterung Erwähnung finden. Aus all diesen Notizen lässt sich dann ableiten, was dem Betroffenen hilft und was er lieber sein lassen soll.
Gespräche suchen
Ein Gespräch auf Augenhöhe, mit vollem Verständnis für seine Situation und viel Geduld hat für einen depressiven Menschen eine unterstützende Wirkung. Denn Betroffene erfahren das Gefühl, dass sie in ihrer dunkelsten Stunde nicht allein sind.
Selbsthilfegruppen
Eine gute erste Anlaufstelle für depressive Erkrankungen ist immer der Hausarzt. Aber auch Selbsthilfegruppen erweisen sich bei Depressionen als eine vortreffliche Adresse. Denn dort treffen Betroffene auf Menschen mit ähnlichen Problemen oder Krankheiten.

10 Fakten zur Selbsthilfe bei Depression
Gleich für welchen Weg sich depressive Menschen entscheiden, um selbst die Zügel des Lebens in den eigenen Händen zu halten, eine Behandlung der Depression lässt sich nicht ohne eine Therapie und Medikamenten erfolgreich zu Ende bringen.
Dieser Artikel stammt vom 25. Juli 2019 und wurde aktualisiert.