Seelische Erschöpfung Diese Symptome können auf eine Depression hinweisen

Depression ist eine Volkskrankheit, die immer mehr Menschen betrifft. Nicht immer ist die psychische Erkrankung von außen erkennbar. Lesen Sie hier, hinter welchen Symptomen sich eine Depression verbergen kann.

Symptome der Depression: 10 wichtige Fakten zur psychische Erkrankung
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Diese 10 Fakten zur Depression sollten Sie kennen

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Foto: dpa/dpa, Julian Stratenschulte

Was ist eine Depression?

Eine Depression ist eine ernstzunehmende Krankheit, die im schlimmsten Fall tödlich enden kann. Über vier Millionen Deutsche leiden an der psychischen Störung. Sie äußert sich durch allgemeine Niedergeschlagenheit, Traurigkeit und Antriebslosigkeit. Auch Gefühle der Schuld und ein geringes Selbstwertgefühl begleiten die Depression.

Laut WHO leben über 322 Millionen Menschen weltweit mit Depressionen, über vier Millionen davon in Deutschland. Ein erhöhtes Risiko an einer Depression zu erkranken haben Jugendliche, junge Mütter und überdurchschnittlich viele ältere Menschen. Sich rechtzeitig Hilfe zu holen ist ein Muss, damit Betroffene schnell aus den negativen Gedankenstrukturen herauskommen. Diese selbst zu durchbrechen ist schwer.

Eine unbehandelte Depression führt im schlimmsten Fall zu einer Abwärtsspirale, bei der Betroffene den Alltag nicht mehr bewältigen können und sogar Suizidgedanken entwickeln. Es wird geschätzt, dass etwa 10 Prozent der Menschen mit Depressionen an den Folgen der Erkrankung durch Suizid sterben.

Doch was ist eine Depression eigentlich?

Eine Depression ist eine seelische Erkrankung. Betroffene fühlen sich leer, hoffnungslos und niedergeschlagen. Körperlich kann sich die Depression mit unspezifischen Schmerzen wie Kopfschmerzen und Magenschmerzen zeigen. Die Ursache der Depression kann häufig nicht genau festgestellt werden. Neben Traumata in der Kindheit und Schicksalsschlägen kann die Depression auch körperliche Ursachen haben.

Welche Ursachen hat eine Depression?

Eine Depression hat nie eine einzige, konkrete Ursache. Es ist immer ein Zusammentreffen verschiedener Faktoren. Oft gehen Kindheitstraumata der Depression voraus. Meist sind Schicksalsschläge, Unfälle, Krankheiten oder Stress im Erwachsenenalter der Auslöser. Bestimmte Personengruppen sind außerdem häufiger von der Erkrankung betroffen als andere.

Das Risiko an einer Depression zu erkranken ist höher, wenn folgende Faktoren zutreffen:

  • Höheres Alter
  • Weiblich und Single
  • Leben in der Großstadt
  • Wenig soziale Kontakte
  • Geringe Ausbildung und/oder Arbeitslosigkeit
  • Sucht

Menschen mit einer Depression hatten oft eine schwere Kindheit. Sie sind zu behütet aufgewachsen oder wurden misshandelt. Oft reagieren depressive Menschen feinfühliger auf Stress oder belastende Situationen. Sie sind schneller überfordert als gesunde Menschen, fühlen sich hilf- und wertlos.

In der Wissenschaft steht immer wieder auf dem Prüfstand ist, ob oder inwiefern körperliche Ursachen mit der Entstehung von Depressionen zu tun haben. Studien haben festgestellt, dass das Verhältnis der Botenstoffe im Gehirn bei depressiven Menschen nicht mehr im Gleichgewicht ist. Bei den Betroffenen ist die Funktionsweise der Neurotransmitter Serotonin, Noradrenalin und Dopamin gestört.

Für diese Theorie spricht, dass Medikamente wie Antidepressiva die psychischen Symptome der Depression lindern. Allerdings wirken Antidepressiva nicht bei allen Patienten. In anderen Untersuchungen wurde festgestellt, dass das Gehirn während einer depressiven Episode anders arbeitet als das Gehirn gesunder Menschen.

Als erwiesen gilt auch eine genetische Veranlagung. Sind Vater oder Mutter an Depression erkrankt, liegt das Risiko diese Krankheit an die Kinder zu vererben bei 15 Prozent. Bei eineiigen Zwillingen ist diese genetische Veranlagung sogar noch deutlicher: erkrankt ein Zwilling an Depression, steigt das Risiko des zweiten Zwillings ebenfalls an Depression zu erkranken um 50 Prozent an.

Auch Störungen des Stoffwechsels wie eine Schilddrüsenunterfunktion können zu depressiven Episoden führen. Unklar ist jedoch, ob die Depression die Schilddrüsenunterfunktion verursacht oder ob die Schilddrüsenunterfunktion der Auslöser für depressive Verstimmungen ist.

Welche Arten von Depressionen gibt es?

Depression hat viele Gesichter und kann ganz unterschiedliche Ausprägungen zeigen. Ein Patient mit einer chronischen Depression hat andere Symptome als ein manisch-depressiver Patient. Unterschieden werden Depressionen generell in drei Erkrankungsformen: der unipolaren Depression, der bipolaren Depression und der Dysthymie.

Diese Formen können in unterschiedliche Schweregraden verlaufen. Die unipolare Depression zeichnet sich durch depressive Episoden aus, die mehrere Wochen oder Monate andauern. Die depressive Symptomatik bessert sich jedoch nach einiger Zeit und Betroffene leben bis zur nächsten depressiven Episode völlig symptomfrei.

Menschen mit einer bipolaren Depression durchlaufen depressive Episoden und manische Phasen. Während einer depressiven Episode zeigen Betroffene die typischen Symptome einer Depression. In manischen Phasen sind Betroffene dagegen euphorisch, impulsiv und leistungsfähig.

Bei der Dysthymie handelt es sich um eine chronische Depression mit einer leichteren Ausprägung. Diese Form der Erkrankung zeigt über einen längeren Zeitraum von mindestens zwei Jahre typische Symptome wie Schwermut, Antriebslosigkeit, Schlafstörungen, Angst und Appetitlosigkeit.

Außerdem gibt es noch weitere spezielle Arten der Depression, wie:

  • Winterdepression: Unter einer Winterdepression oder einer saisonal affektiven Störung (SAD) versteht man eine saisonal abhängige depressive Episode. Diese tritt beispielsweise überwiegend im Winter auf, wenn die Dunkelheit auf das Gemüt drückt. Meist sind Frauen von SAD betroffen. Sie leiden unter Lustlosigkeit, sind müde und haben Heißhunger. Im Sommer verschwinden die depressiven Symptome.
  • Prä- und postnatale Depression: Von der Prä- oder postnatalen Depression sind Frauen in der Schwangerschaft und nach der Geburt betroffen. Die Frauen fühlen sich traurig und können keine Bindung zu ihrem Kind aufbauen. Sie entwickeln starke Schuldgefühle und fühlen sich minderwertig. Die postnatale Depression, auch Wochenbettdepression genannt, geht über die Hormonumstellung nach der Schwangerschaft hinaus und kann unbehandelt über mehrere Monate oder sogar Jahre bestehen. Leiden Sie unter einer depressiven Verstimmung während oder nach der Schwangerschaft, sprechen Sie Ihre Hebamme oder den Hausarzt auf das Thema Depression an.
  • Burn-Out-Syndrom: Das Burnout-Syndrom ist ein körperlicher Erschöpfungszustand durch langanhaltenden Stress und andauernde Überbelastung. Das Burnout-Syndrom ist keine eigenständige Diagnose, sondern lediglich eine Beschreibung eines bestimmten Zustands. Oftmals ist Burnout ein Hinweis auf eine unterschwellig bestehende Depression.
  • Maskierte oder lavierte Depression: Die maskierte Depression ist eine besondere Art der Depression. Sie äußert sich nicht durch Gefühle, sondern durch körperliche Symptome wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schmerzen ohne organische Ursachen, Schwindel, Atembeschwerden und Magen-Darm-Beschwerden.

Was sind die ersten Symptome einer Depression?

Eine Depression zeigt sich durch Symptome wie Antriebslosigkeit, Traurigkeit, Hoffnungslosigkeit, Angst, einem Gefühl der inneren Leere und im schlimmsten Fall auch durch Suizidgedanken. Körperlich kann sich die Erkrankung durch Rückenschmerzen, Schwindel, einem Verlust der Libido, Schlafstörungen, Atembeschwerden, Verdauungsstörungen und Appetitlosigkeit bemerkbar machen.

Daran erkennt man eine postpartale Depression
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Daran erkennt man eine postpartale Depression

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Foto: TK

Anzeichen einer beginnenden Depression sind dagegen nicht so leicht erkennbar. Doch es ist wichtig die frühen Anzeichen einer Depression zu kennen und den Betroffenen so schnell wie möglich professionelle Hilfe anzubieten.

Beobachten Sie folgende Verhaltensweisen bei sich oder Familienmitgliedern, könnten das Anzeichen einer beginnenden Depression sein:

  • Müdigkeit, Antriebslosigkeit und Prokrastination
  • Konzentrationsschwierigkeiten
  • Schwierigkeiten, Entscheidungen zu treffen
  • Keine Freude an Aktivitäten oder Hobbys
  • Rückzug aus dem sozialen Umfeld
  • Anhaltende schlechte Laune

Depressive leiden häufig unter folgenden inneren Konflikten:

  • Das Gefühl wertlos zu sein
  • Gefühle der Hoffnungslosigkeit, Traurigkeit oder Angst
  • Reizbarkeit
  • Betroffene sehen keine Zukunftsperspektive
  • Innere Unruhe und innere Leere

Allerdings müssen nicht alle Symptome auftreten. Suizidgedanken haben Betroffene beispielsweise nur bei schweren Verläufen. Ohne Behandlung kann eine schwere Depression lebensgefährlich werden und gehört deswegen umgehend in professionelle Hände.

Oftmals überschneiden sich die Symptome der Depression mit Symptomen anderer psychischer Erkrankungen wie beispielsweise einer Angststörung. Manchmal geht die Depression auch mit psychotischen Symptomen wie Halluzinationen und Paranoia einher.

Die Stiftung Deutsche Depressionshilfe bietet einen Selbsttest online an, mit dem Sie prüfen können, ob Sie zu einer depressiven Verstimmung neigen oder bereits eine ausgereifte Depression haben. Der Selbsttest ist jedoch nur ein erster Anhaltspunkt. Erst der Arzt kann die Diagnose stellen und den Schweregrad der Erkrankung einschätzen.

Welche körperlichen Symptome kann eine Depression auslösen?

Depression wirkt sich nicht nur auf das Denken und die Gefühle aus, auch der Körper ist von dieser Erkrankung betroffen. Die Depression kann folgende körperliche Symptome auslösen:

  • Magenschmerzen oder Kopfschmerzen ohne organische Ursachen
  • Verminderte Libido
  • Schwindel
  • Rückenschmerzen
  • Atembeschwerden
  • Herz-Kreislauf-Beschwerden
  • Schlafstörungen

Darüber hinaus leiden depressive Patienten häufiger an Schilddrüsenunterfunktionen und Diabetes.

Wie wird eine Depression diagnostiziert?

Haben Sie Anzeichen einer Depression oder herrscht seit über zwei Wochen eine gedrückte Stimmung, sollten Sie einen Arzt aufsuchen. Der Hausarzt ist die erste Anlaufstelle. In akuten Situationen, beispielsweise wenn Suizidgedanken bestehen, können Sie auch direkt mit einem Facharzt für Psychiatrie sprechen.

Der Hausarzt wird Ihnen bei einer ersten Untersuchung verschiedene Fragen stellen und Sie körperlich untersuchen. Eine Blutabnahme ist Teil dieser Untersuchung. So kann festgestellt werden, ob die Symptome auf eine Stoffwechselstörung zurückzuführen sind. Der Hausarzt wird Ihnen dann einen Psychotherapeuten empfehlen. Eine Überweisung ist nicht erforderlich.

Bei einer schweren Depression erhalten Betroffene schnell einen ersten Beratungstermin bei einem Psychiater. Danach wird entschieden, wie die Erkrankung im Weiteren behandelt werden soll. Die Diagnose einer Depression wird nach ICD-10 gestellt. Diese Leitlinie nennt zehn Symptome, davon drei Hauptsymptome und sieben Zusatzsymptome.

Das sind die drei Hauptsymptome nach ICD-10:

  • Anhaltende Traurigkeit und innere Leere
  • Keine Freude oder Trauer und kein Interesse an Aktivitäten
  • Antriebslosigkeit und erhöhte Müdigkeit

Bei einer schweren Depression können Patienten durch diese Symptome den Alltag nicht mehr bewältigen. Alleine das morgendliche Aufstehen fällt Betroffenen schwer.

Zusätzlich wird bei der Diagnose auf folgende Zusatzsymptome nach ICD-10 geachtet:

  • Konzentrationsschwierigkeiten
  • Geringes Selbstwertgefühl
  • Schuldgefühle oder Gefühle der Wertlosigkeit
  • Hoffnungslosigkeit, Sorgen und Ängste
  • Suizidgedanken oder konkrete Suizidversuche
  • Schlafstörungen
  • Verminderter Appetit

Je nach Schweregrad und Ausprägung der Symptome handelt es sich dann um eine leichte Depression, eine mittelschwere Depression oder eine schwere Depression. Allerdings ist eine genaue Diagnose und Klassifizierung nicht das Wichtigste. Wichtiger ist, dass der Patient umgehend Hilfe bekommt und die Depression behandelt wird.

Wie wird eine Depression behandelt?

Bei der Therapie einer Depression gibt es unterschiedliche Ansätze. Die Behandlung kann medikamentös durch Antidepressiva, durch Verhaltenstherapie oder mit der klassischen Tiefenpsychologie behandelt werden. Auch eine stationäre Behandlung in der Psychiatrie oder einer psychosomatischen Klinik ist bei akuten Symptomen oder Schicksalsschlägen möglich.

Die medikamentöse Therapie einer Depression wird meist begleitend zu anderen Therapieformen eingesetzt. Dabei erhalten Patienten Antidepressiva, die die Symptome der Erkrankung lindern. Heilen können die Medikamente die Depression nicht. Symptome wie Antriebslosigkeit oder das Gefühl der inneren Leere werden jedoch gelindert und unterstützen die Psychotherapie.

Antidepressiva müssen zunächst auf den Patienten eingestellt werden, können jedoch zu Nebenwirkungen wie Schwindel, Magen-Darm-Beschwerden, Müdigkeit oder sexuellen Funktionsstörungen führen. Es gibt jedoch viele verschiedene Antidepressiva, sodass meist ein gut verträgliches Medikament für den Patienten gefunden werden kann.

Gleichzeitig sollte eine Psychotherapie stattfinden. In der Psychologie wird vor allem zwischen der kognitiven Verhaltenstherapie und der klassischen tiefenpsychologischen Psychotherapie unterschieden.

  • Kognitive Verhaltenstherapie: Bei dieser Therapieform sollen die sogenannten „Denkfehler der Depression“ erkannt und aufgelöst werden. Der Patient lernt durch die Verhaltenstherapie depressive Gedanken zu erkennen, umzudeuten oder zu stoppen. Gleichzeitig findet der Patient gemeinsam mit seinem Therapeuten heraus, welche Maßnahmen zu einer Besserung der Symptome führen und wie das Selbstwertgefühl gesteigert werden kann. Die Therapie findet im Rahmen von wöchentlichen Einzelgesprächen statt, die sich über 60 bis 80 Sitzungen erstrecken.
  • Tiefenpsychologische Psychotherapie: Die klassische Tiefenpsychologie nimmt an, dass psychische Erkrankungen aus Erfahrungen in der Kindheit und gestörten Beziehungen mit engen Bezugspersonen stammen. Im Rahmen von Einzelgesprächen sollen Patienten sich an diese traumatischen Erfahrungen erinnern und durch bewusstes Fühlen aufarbeiten.

Ich habe Symptome einer Depression – was kann ich tun?

Leiden Sie oder ein Familienmitglied unter einer depressiven Episode, sollten Sie nicht versuchen, diese im Alleingang durchzustehen. Besser ist es, sich so schnell wie möglich professionelle Hilfe zu holen. Bei akuten Selbstmordgedanken können Sie direkt die nächstgelegene psychiatrische Klinik aufsuchen.

Zusätzlich können Sie den Krisendienst in Ihrer Region anrufen und sich telefonisch beraten lassen. Auch die Telefonseelsorge ist für Sie da. Es ist außerdem möglich, Ihren Hausarzt um Rat zu fragen. Einen Psychotherapeuten können Sie jedoch ohne Überweisung vom Hausarzt aufsuchen. Bei einer ersten psychotherapeutischen Sprechstunde werden Ihre Symptomen und Sorgen sowie weitere Behandlungsmöglichkeiten besprochen.

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