Aktueller Arztreport Darunter leiden die Deutschen

Düsseldorf (RPO). Trotz Praxisgebühr war im Jahr 2009 fast jeder Deutsche mindestens einmal beim Arzt. Ein Großteil davon leidet an Herzkreislauferkrankungen. Außerdem wird immer häufiger teure Technik für die Diagnose genutzt, so eine Studie. Der Nutzen ist oft nicht erwiesen.

Gesundheitsreport: darum gehen die Deutschen zum Arzt
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Foto: AP

Während neun von zehn Männern medizinischen Rat suchten, waren es bei den Frauen sogar 96 Prozent. Das geht aus dem aktuellen Arztreport der Barmer Krankenkasse hervor. Mehr als 40 Prozent der Patienten besuchten demnach im Jahresverlauf vier oder mehr Arztpraxen, nur knapp jeder Sechste begnügte sich mit einem Arzt seines Vertrauens.

Das vermeintliche "Phänomen des Arzt-Hopping" lasse sich dadurch aber nicht belegen, sagte Barmer-GEK-Vizechef Rolf-Ulrich Schlenker. Indizien für eine übermäßige Arztnutzung lägen nicht vor, vielmehr kontaktierten 80 Prozent der Versicherten zunächst den Hausarzt. Daraus lasse sich schließen, dass die medizinische Versorgungskette in Deutschland gut funktioniere.

25,7 Prozent der Patienten leiden an Bluthochdruck, darunter überproportional viele Ostdeutsche. "Noch 20 Jahre nach dem Mauerfall ließe sich die ehemalige innerdeutsche Grenze allein anhand von ärztlichen Diagnosen nachzeichnen", sagt Dr. Thomas G. Grobe, Wissenschaftler des Hannoveraner Instituts für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitssystemforschung (ISEG). Demnach tritt etwa Bluthochdruck in den neuen Bundesländern um 20 Prozent häufiger auf als im Westen. Bei Diabetes Mellitus Typ 2 liege der Wert gar um knapp ein Drittel höher. Die Gründe hierfür sind Grobe zufolge aber unklar.

Bei knapp einem Viertel der Bundesbürger wurden laut Studie Rückenschmerzen diagnostiziert, in 18,5 Prozent der Fälle akute Entzündungen der Atemwege. Weitere 7,8 Prozent der Patienten litten demnach unter Fettleibigkeit.

Teure Diagnostik - Nutzen oft ungewiss

Zwischen 2004 und 2009 stieg die Zahl der Personen mit mindestens einer Computertomographie auf 26 Prozent. Demnach werden in keinem Land der Welt so viele teure Kernspintomographien (MRTs) vorgenommen wie in Deutschland. Nicht nur bei Ärzten, auch bei Patienten steht die bildgebende Diagnostik hoch im Kurs.

Bei einer Patientenbefragung wurde ermittelt, wie wichtig die Untersuchung mit MRT zur Abklärung der eigenen Kniebeschwerden gewesen sei. 90 Prozent hielten sie für "sehr wichtig", nur ein Prozent gab an, dies nicht beurteilen zu können.

Für Professor Friedrich Wilhelm Schwartz vom ISEG sagt die breite Nutzung jedoch nichts über den medizinischen Nutzen aus: "In welchen Fällen das MRT sinnvolle therapeutische Konsequenzen nach sich zieht, die ohne MRT ausgeblieben wären, lässt sich nur schwer quantifizieren."

Auswertungsbasis des Reports sind die Daten von rund 8,2 Millionen Barmer Versicherten. Der repräsentative Datenpool entspricht zehn Prozent der deutschen Bevölkerung und ermöglicht differenzierte Auswertungen.

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(DDP/AP)
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