Heimtückische Infektionskrankheit So gefährlich ist die Ansteckung mit Chlamydien

Die Chlamydien-Infektion zählt zu den häufigsten Geschlechtskrankheiten in Deutschland. Schuld an der Ausbreitung ist der ungeschützte Geschlechtsverkehr. Gut zu wissen, wie eine Ansteckung vorgebeugt werden kann.

Ansteckung mit Chlamydien – 10 Fakten, die schützen können
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Chlamydien – 10 Fakten über eine Chlamydien-Ansteckung

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Foto: Shutterstock.com / Jacob Lund

Eigentlich sollte man meinen, dass wir über Geschlechtskrankheiten und deren Prävention ausreichend aufgeklärt worden sind. Doch angesichts der Tatsache, dass die sexuell übertragbaren Krankheiten wie Chlamydien auf dem Vormarsch sind, liegt darin wohl ein Trugschluss. Stellt sich die Frage, warum das so ist? Schenkt man den Experten Glauben, dann haben sich Dating- und Sexualverhalten in den letzten Jahrzehnten verändert. Das betreffe vor allem junge Männer und Frauen, die häufig ihren Sexualpartner wechseln. Es werde das Bewusstsein für Verhütung leichter verdrängt. Gleichzeitig wisse man, dass sich Geschlechtskrankheiten heutzutage gut behandeln lassen. Darauf aufbauend nimmt die Sorglosigkeit zu. Das Ergebnis: Auf Verhütungsmittel wie Kondome wird wieder häufiger verzichtet. Somit haben Geschlechtskrankheiten ein leichtes Spiel, sich zu verbreiten.

Diese alarmierende Entwicklung lässt sich ohne Weiteres auch auf die Infektion mit Chlamydien beziehen. Den Statistiken des Bundesamts für Gesundheit (BAG) zufolge steigt die Zahl der Betroffenen seit Jahren kontinuierlich an. Das betrifft vor allem Männer und Frauen im Alter zwischen 15 und 34 Jahren, wobei junge Frauen häufiger von einer Chlamydien-Infektion betroffen sind. Wird sie nicht früh genug erkannt und entsprechend behandelt, kann sie zu schweren Komplikationen wie Unfruchtbarkeit führen.

Vor einer Ansteckung mit Chlamydien kann man sich weitgehend mit einem Kondom schützen. Doch auch beim Gebrauch eines solchen Präservativs gibt es keine hundertprozentige Sicherheit. Wie dem auch sei: Lieber ein Kondom haben und nicht gebrauchen, als ein Kondom brauchen und nicht haben.

Warum verhindert ein Kondom die Ansteckung mit Chlamydien?

Eine Infektion mit Chlamydien ist eine sehr persönliche Sache. Nichtsdestotrotz sollten Betroffene offen miteinander darüber sprechen, sich gemeinsam über diese Geschlechtskrankheit informieren und sich von einem Arzt entsprechend behandeln lassen. Voraussetzung ist allerdings das Wissen um die Vorbeugung vor einer Übertragung. Denn mit dem Gebrauch eines Kondoms erreicht man nicht nur eine ungewollte Schwangerschaft, sondern sorgt zugleich dafür, dass es zu keiner Einnistung der Chlamydien-Erreger kommt. Warum? Nun, damit eine Übertragung überhaupt stattfinden kann, muss es zu einem direkten Kontakt mit den Schleimhäuten der Geschlechtsorgane kommen. Sobald die Erreger sich dort eingenistet haben, führt dies zu einer Ausbreitung der Chlamydien. Die Inkubationszeit, von der Ansteckung bis zur Infektion, beträgt ein bis drei Wochen. Bei 80% aller Frauen und 50% aller Männer bleibt die Krankheit symptomlos. Konkret. Die Symptome bleiben unentdeckt, obwohl die Erreger über Jahre hinweg lebendig bleiben. Es handelt sich bei dieser Geschlechtskrankheit eben um eine 'Stille Krankheit'. Entsprechend dem heimlichen Verweilen im Körper des Menschen besteht das erhöhte Risiko, dass durch die Unwissenheit von Mann und Frau die Erreger auf andere Sexpartner übertragen werden können. Allein vor diesem Hintergrund raten Experten Männern und Frauen, die häufig den Partner wechseln, ein Kondom zu benutzen. Somit kann weitgehend ausgeschlossen werden, dass die Schleimhaut des Partners mit der Bakterienart Chlamydia trachomatis infiziert werden kann.

Wie bereits angedeutet, lässt sich eine Übertragung von Chlamydien trotz des Gebrauchs eines solchen 'Verhüterlis' nicht gänzlich vermeiden. Gewiss doch, eine Chlamydien-Infektion erfolgt über infizierte Schleimhäute. Aber auch durch Körperflüssigkeiten, zu denen Samenflüssigkeit, Scheidensekret, Urin und der berühmte 'Lusttropfen des Mannes' gehören, kann der Sexpartner angesteckt werden. Hinzu kommt auch die Tatsache, dass das Kondom beim Analverkehr platzen kann.

Wie erfolgt eine Ansteckung bei Chlamydien?

Es gibt drei Chlamydien-Bakterien, die für eine Infektion des Menschen in Frage kommen. Hierzu gehören die Bakterienarten Chlamydia trachomatis, Chlamydia (Chlamydophila) psittaci und Chlamydia (Chlamydophila) pneumoniae.

Die am häufigsten in den Schleimhäuten der Geschlechtsorgane des Mannes oder der Frau auftretenden Bakterien-Art ist die Chlamydia trachomatis. Die Übertragung mit dieser Bakterien-Art erfolgt ausschließlich über ungeschützten Geschlechtsverkehr - vaginal, anal und oral. Gleichwohl kann auch die gemeinsame Nutzung von Sexspielzeug zu einer Infektion mit Chlamydia trachomatis führen.

Wenn ein Mensch an Chlamydien erkrankt, dann ist es vorher zu einem Kontakt der Schleimhäute mit den Erregern gekommen. Die Bakterien nisten sich in die Zellen ein und vermehren sich. Nach der Infektion kann es zu Entzündungen der Harnröhre, Scheide und Gebärmutterhals sowie Penis und Enddarm kommen. Zu den Beschwerden zählen sowohl beim Mann als auch bei der Frau das Jucken und Brennen beim Wasserlassen. Gleichwohl stellt sich ein Gefühl ein, das zu einem permanenten Gang zur Toilette animiert.

Bei verzögerter oder ausbleibender Behandlung einer Chlamydien-Infektion, kann es vorkommen, dass die Chlamydien-Erreger bei der Frau Entzündungen im Unterleib verursachen. Erste Symptome sind ein eitriger Ausfluss aus der Scheide, leichte Blutungen während und nach dem Geschlechtsverkehr oder aber auch Zwischenblutungen. Im schlimmsten Fall führen die Entzündungen dazu, dass die Eileiter verkleben und eine Schwangerschaft unmöglich machen. Beim Mann kommt es im Laufe der Chlamydien-Erkrankung zu einer Entzündung der Hoden, Nebenhoden und Prostata, was bis zu einer Unfruchtbarkeit führen kann.

Als wäre das nicht schon genug, kann eine infektiöse Übertragung mit Chlamydien-Bakterien auch beim Analverkehr stattfinden. Mögliche Symptome im Analbereich sind Schmerzen beim Analsex, Juckreiz sowie ein Ausfluss am Anus.

Liegt eine Infektion mit den Chlamydien-Bakterien Chlamydia (Chlamydophila) pneumoniae vor, klagen Betroffene oftmals über Hals- und Brustschmerzen sowie über Schluckbeschwerden. Darüber hinaus kann es im Falle einer Übertragung zu einer Entzündung der Atemwege kommen, wie etwa bei einer Bronchitis, Rachen-Entzündung oder Nasennebenhöhlen-Entzündung. Die Infektion selbst erfolgt durch den Austausch von Körperflüssigkeiten. Demzufolge kann sie über das Niesen, Husten und Spucken übertragen werden. Aber nicht auf dem sexuellen Weg, sprich durch Geschlechtsverkehr.

Eine Erkrankung durch die Bakterien-Art Chlamydia (Chlamydophila) psittaci tritt gewöhnlich selten auf. Denn es handelt sich hierbei um eine Chlamydien-Übertragung durch infizierte Vögel, insbesondere durch Papageien (Papageienkrankheit). Mögliche Symptome für eine solche Infektion sind grippeähnliche Beschwerden wie Reizhusten, Fieberschübe, Kopfschmerzen und Schüttelfrost. Schwere Lungenentzündungen treten bei Betroffenen eher selten auf.

Wie wahrscheinlich ist eine Ansteckung mit Chlamydien im Schwimmbad?

Um verunreinigtes Badewasser in öffentlichen Schwimmbädern zu vermeiden, wird zur Aufbereitung des Wassers Chlor beigefügt. Somit soll den Badenden garantiert werden, dass man das Schwimmbecken auch wieder lebendig und ohne Krankheitserreger verlässt. Sofern das Wasser aber eine zu hohe Chlor-Konzentration aufweist, können die Augen als Reaktion brennen, jucken und tränen. Sollten die Beschwerden nicht abklingen und stattdessen schlimmer werden, ist der Besuch eines Augenarztes unabdingbar.

Grundsätzlich lässt sich sagen, dass eine Infektion mit Chlamydien-Bakterien in öffentlichen Schwimmbädern weitestgehend nicht erfolgt. Schließlich besteht kein direkter Kontakt von Schleimhäuten und Körperflüssigkeiten. Einzige Ausnahme bildet eine bakterielle Bindehautentzündung. Die auch als Schwimmbad-Konjunktivitis bezeichnete Erkrankung kann nach einem Schwimmbad-Besuch auftreten. Die Infektion mit dem Bakterium Chlamydia trachomatis wird aber weniger durch das Schwimmen im Schwimmbecken hervorgerufen, sondern vielmehr durch Badewasser oder feuchte Wäsche von infizierten Menschen.

Wie kann es auf dem WC zu einer Ansteckung mit Chlamydien kommen?

Auf öffentliche Toiletten in Restaurants, Flughäfen oder Kaufhäusern auszuweichen, erfordert in manchen Fällen einen starken Willen. Entweder weil sie bis zum Brechreiz verschmutzt sind oder weil man sich fragen muss, wer dort wohl vorher sein Geschäft verrichtet hat. Gleichwohl geistert in den meisten Köpfen die Sorge herum, sich dort mit Krankheiten anzustecken. Dementsprechend üben sich viele Menschen in nahezu akrobatischen Verrenkungen und Kunststücken, um die Klobrille auf Teufel komm raus nicht berühren zu müssen.

Sind wir doch mal ehrlich: Natürlich tummelt sich auf öffentlichen Toiletten eine Fülle an Bakterien und Keimen, und die Ästhetik lässt des Öfteren auch zu Wünschen übrig. Dennoch kann man sagen, dass WCs weit hygienischer daherkommen, als man vielleicht annehmen mag. Die Gefahren lauern vielmehr an den Spülknöpfen, Türklinken oder Wasserhähnen. Daher sollte nach jedem Toilettengang das Waschen der Hände eine Selbstverständlichkeit sein.

Und wie war das mit Geschlechtskrankheiten?  Nun, sexuell übertragbare Krankheiten heißen nicht ohne Grund so, weil sie beim ungeschützten Geschlechtsverkehr übertragen werden. Demnach können wir auch hier sagen, dass eine Chlamydien-Infektion auch nicht vom Gang auf das stille Örtchen herrührt. Es kommt nun mal nicht zum intensiven Schleimhautkontakt.

Wann kommt es über den Speichel zu einer Ansteckung mit Chlamydien?

Krankheiten wie eine Chlamydien-Infektion holt man sich nicht nur durch ungeschützten Geschlechtsverkehr. Man kann sie sich auch beim ungeschützten Oralsex einfangen. Wer also ein Fan der lustvollen Mundakrobatik ist, sollte stets ein Kondom zur Hand haben. Nur so lässt sich eine Übertragung der Chlamydien-Bakterien weitestgehend vermeiden. Ansonsten besteht das Risiko, dass sie sich im Rachen festsetzen. Dennoch entstehen keine Erkrankungen und die Bakterien verschwinden nach ein paar Wochen wieder. Daher sprechen die Ärzte in diesem Fall auch von einer symptomlosen Chlamydien-Infektion. Das liegt wohl daran, dass die Schleimhaut im Mund eine höhere Bakterienresistenz aufweist als die vom Enddarm oder von der Scheide.

Ob Küssen ohne Sex oder Küssen mit Sex - eine Übertragung mit Chlamydien kann bei einem Kuss auf den Mund ausgeschlossen werden. Es kommt nämlich nicht zu einem direkten Kontakt mit der Mundschleimhaut. Sollte allerdings bereits eine Infektion im Rachen einer Frau oder eines Mannes vorliegen, so kann ein Zungenkuss, sprich eine Rachen-zu-Rachen-Übertragung durchaus eine Chlamydien-Infektion auslösen. Auch hier führt die Ansteckung nicht zu Symptomen.

Wann sind Chlamydien nach der Ansteckung nachweisbar?

Eine Chlamydien-Infektion kann bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr relativ schnell erfolgen. Deshalb gehören Chlamydien zu den weit verbreitetsten sexuell übertragbaren Krankheiten auf der ganzen Welt. Für den Nachweis eines Befalls bedarf es allerdings ein wenig Zeit. Denn die Inkubationszeit liegt zwischen ein und drei Wochen; erst danach können sich die ersten Symptome bemerkbar machen. Gleichwohl ist zu erwähnen, dass die Symptome unbemerkt bleiben - sogar über viele Jahre hinweg. Entsprechend können sich die Erreger der Bakterien-Art Chlamydia trachomatis im Intimbereich weiter vermehren und Erkrankungen verursachen. Angesichts der nicht eindeutigen Krankheitszeichen lässt sich eine exakte Dauer der Ansteckung nicht klar bestimmen. Nur ein Test kann schließlich Aufschluss geben, ob es letztendlich zu einer Chlamydien-Infektion gekommen ist. Bereits nach wenigen Tagen kann der behandelnde Arzt entweder einen Abstrich oder einen Urin-Test vornehmen. Eine Blutuntersuchung erweist sich jedoch nicht unbedingt als aussagekräftig. Denn durch diesen Test wird lediglich bestimmt, dass der Körper mit Chlamydien-Bakterien in Kontakt gekommen ist, aber nicht wann.

Ein letztes Wort noch zur Behandlung einer Chlamydieninfektion. Um eine solche Erkrankung effektiv zu behandeln, helfen nur Antibiotika. Hierfür stehen dem behandelnden Arzt unterschiedliche Medikamente zur Auswahl, die je nach Schwere der Beschwerden angewandt werden können. Als besonders wirksam hat sich das Antibiotikum Doxycyclin erwiesen. Weitere Antibiotika sind beispielsweise Azithromycin, Erythromycin und Ofloxacin.

Damit die Geschlechtskrankheit auch erfolgreich therapiert werden kann, ist es wichtig, dass sich der Partner oder die Partnerin auf eine mögliche Chlamydien-Infektion testen lässt. So lässt sich eine Reinfektion mit Chlamydien-Bakterien verhindern. Die Dauer der Antibiotika-Therapie umfasst gewöhnlich mehrere Wochen.

Dieser Artikel ist vom 19. August 2019 und wurde aktualisiert.

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