Erreger ansteckender als bekannt BSE kann durch die Luft übertragen werden

London (RPO). Prionen sind weit ansteckender als bisher bekannt: Die Erreger von Rinderwahnsinn oder der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit können durch die Luft übertragen werden. Wissenschaftler fordern nun besondere Schutzvorkehrungen für Mitarbeiter von Laboren, Schlachthöfen und Futtermittelfabriken.

 Rinderwahnsinn kann auch durch die Luft übertragen werden, fanden Forscher kürzlich heraus.

Rinderwahnsinn kann auch durch die Luft übertragen werden, fanden Forscher kürzlich heraus.

Foto: ddp

Prionen können als Schwebeteilchen eingeatmet werden und von den Atemwegen direkt ins Gehirn gelangen, wie Forscher der Universitäten Zürich und Tübingen erstmals nachwiesen. Die infektiösen Proteine sind Ursache des Rinderwahnsinns BSE (Bovine spongiforme Enzephalopathie).

Der Verzehr von BSE-verseuchtem Rindfleisch löst die "Variante" der tödlichen Creutzfeldt-Jakob-Krankheit aus, an der weltweit bislang fast 300 Menschen starben. Zudem können sich Menschen auch über kontaminierte chirurgische Instrumente oder durch Bluttransfusionen infizieren. Dass Prionen ähnlich wie Grippeviren auch durch die Luft übertragen werden, galt bislang als unwahrscheinlich.

Nun setzten die Neuropathologen Mäuse in speziellen Inhalationskammern in Luft gelösten Schwebeteilchen aus, die Prionen enthielten. "Eine nur einminütige Exposition reichte aus, um 100 Prozent der Versuchstiere mit der Krankheit zu infizieren", sagt Studienleiter Adriano Aguzzi. Je länger der Kontakt zu den Aerosolen anhielt, desto schneller erkrankten die Mäuse.

Die Forscher folgern daraus im Online-Journal "PLoS Pathogens", dass Mitarbeiter von Laboren, Schlachthöfen und Tierfutterfabriken besser vor Prionenerkrankungen geschützt werden sollten. Eine Überarbeitung der entsprechenden Vorschriften sei ratsam.

"Es empfiehlt sich, Vorkehrungen zu treffen, um das Risiko einer solchen Prioneninfektion bei Mensch und Tier zu minimieren", betont Aguzzi, warnt aber gleichzeitig vor überzogenen Ängsten. "Die Resultate beziehen sich auf die Produktion von Areosolen in Laborbedingungen. Sie bedeuten nicht, dass Creutzfeldt-Jakob-Patienten Prionen mit der Atemluft ausscheiden."

(apd/ndi)
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