Gesundheit Volkskrankheit Bronchitis: Wann der schwere Husten zuschlägt

Ein Husten und Kratzen direkt nach dem Aufwachen. Ein Gefühl von Belag im Hals und ein Schleim, der ins Waschbecken gespuckt wird - ein Szenario, in dem sich viele Menschen wiederfinden. Doch der sogenannte Morgenhusten sollte nicht unterschätzt werden.

Volkskrankheit Bronchitis - das sollten Sie wissen
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Foto: dpa/Maurizio Gambarini

Insbesondere Raucher nehmen ihn als Begleiterscheinung ihrer Sucht einfach hin. Tritt er allerdings regelmäßig auf, ist dies ein Anzeichen für eine chronische Bronchitis - und damit mehr als ein Laster. Sondern eine lebenslanger gesundheitlicher Schaden.

Wie entsteht eine Bronchitis?

Bei einer Bronchitis handelt es sich um eine Entzündung der größeren verzweigten (unteren) Atemwege, der sogenannten Bronchien. Die unteren Atemwege beginnen mit der Luftröhre, die an die Hauptbronchien anschließt. Das gesamte Bronchialsystem leitet die Luft durch die Lunge zu den Lungenbläschen.

Grundsätzlich zu unterscheiden ist bei dieser Erkrankung zwischen einer chronischen Bronchitis und einer akuten Bronchitis. Zweitgenannte hat ihre Ursache in einem viralen Infekt oder wird (seltener) durch Bakterien ausgelöst. Sie ist meist die Folge einer schwereren Erkältung und eine Entzündung der Bronchien.

Zu den Ursachen einer akuten Bronchitis zählen unter anderem Grippe-, Rhino- und Parainfluenzaviren. Auch Coronaviren zählen dazu. Denn genauso wie Covid-19 die Lunge angreift, kann auch eine Bronchitis im schlimmsten Fall zu einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) führen. Bei einer viralen oder bakteriellen Bronchitis ist diese Gefahr bei einer ärztlichen Behandlung selbstverständlich geringer als bei einer bereits chronischen Bronchitis, die wie erwähnt vor allem Rauchern droht.

„Eine chronische Bronchitis wird durch Staub, Dämpfe und Gase verursacht. Das betrifft insbesondere Raucher, sie kann aber zum Beispiel auch bei Bergarbeitern auftreten“, sagt Norbert Mülleneisen. Der Mediziner, der unter anderem an der Harvard Medical School in Bosten/USA studiert hat, ist Vorsitzender des Berufsverbands für Pneumologie, Allergologie, Schlaf- und Beatmungsmedizin Nordrhein e.V. und Gründer des Asthma und Allergiezentrums Leverkusen.

Während bei beruflichen Tätigkeiten mit viel Staubaufkommen oder gefährlichen Gasen ein entsprechender Arbeitsschutz eine Erkrankung verhindern soll, konsumiert der Raucher ungeschützt (und bewusst) jene Schadstoffe für Bronchien und Lunge.

Jeder zweite Raucher über 40 Jahren leidet an einer chronischen Bronchitis. Allerdings sollte sich nicht nur der tägliche Zigarettenraucher angesprochen fühlen, warnt Norbert Mülleneisen. Auch E-Zigaretten und Shishas können eine Bronchitis und COPD verursachen. Auch gut riechende Dämpfe greifen die Atemwege und Lunge an. Insbesondere bei der Shisha seien laut Facharzt viele Konsumenten naiv. „Eine Shisha enthält eine Schadstoffmenge von bis zu 20 Zigaretten“, betont Mülleneisen. Insbesondere diesen Trend würden viele Leute unterschätzen. „Bei einer Shisha wird aromatisierter Tabak über Holzkohle verbrannt und eingeatmet. Man stellt sich ja auch nicht vor den Grill und atmet gerne den Rauch ein“, so sein bildlicher Vergleich.

Anders als bei der Zigarette verbrennt bei der Shisha der Tabak nicht, sondern schwelt. Dadurch entstehen ebenfalls Schadstoffe, die das Risiko von Atemwegserkrankungen bis hin zu Krebs erhöhen. Das Wasser der Shisha filtert diese Stoffe auf nicht. Das ist ein weit verbreiteter Irrglaube - genauso, dass nur gepafft würde, eine verharmlosende Ausrede ist. „Jedes Jahr sterben rund 1600 Menschen in Deutschland nur am Passivrauchen“, sagt der Mediziner. Und insbesondere bei einer Shisha sei man dem Passivrauch stark ausgesetzt.

Was sind die Symptome von Bronchitis?

Halsschmerzen, ein trockener Hustenreiz in den unteren Atemwegen und Auswurf - also ein zähflüssiger Schleim, der raus will - sind erste Anzeichen für eine Bronchitis, die jeder bei sich selbst feststellen kann. Bei einer akuten Bronchitis kann diese auch aus dem Verlauf einer Erkältung und Entzündung der oberen Atemwege herrühren, sodass Schnupfen und Fieber weitere Symptome sind. Ist der sogenannte Auswurf klar, spricht dies für eine virale Bronchitis. Färbt er sich gelblich-grün, haben sich auf den entzündeten Schleimhäuten zusätzlich Bakterien angesiedelt. Die Ärzte sprechen bei diesem Krankheitsverlauf von einer bakteriellen Superinfektion.

Auch bei Rauchern, die Gefahr laufen, eine chronische Bronchitis zu erleiden, ist der Auswurf eher gefärbt. Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat zur chronischen Bronchitis die Definition aufgestellt, dass Husten und Auswurf an den meisten Tagen während mindestens drei Monaten in zwei aufeinanderfolgenden Jahren auftreten.

Wie lässt sich eine Bronchitis erkennen?

Der Morgenhusten direkt nach dem Aufstehen führt die Symptome einer Bronchitis oft zutage. „Man muss sich das vorstellen wie bei einem Rohr, das liegt und dann aufgestellt wird. Alles, was sich vorher darin abgelagert hat, rutscht nach unten und wird zu einem Klumpen“, erklärt Internist Norbert Mülleneisen. „Genauso ist es bei unseren Atemwegen, wenn wir uns nach dem Schlafen aufrichten. Die Lunge reinigt sich über Nacht und was sich in den Atemwegen ablagert, rutscht dann nach unten.“ Fühlt man sich ansonsten eigentlich gesund, werde dies bei Rauchern oft als tägliche Normalität abgetan. Gesund ist es allerdings keinesfalls. Ein „bellender Husten“, hörbare Atemgeräusche und auftretende Atemnot sind weitere Warnsignale, sich ärztlich untersuchen zu lassen.

Wie lange ist eine Bronchitis ansteckend?

Wer den Virus für eine akute Bronchitis in sich trägt, kann bereits zwei bis drei Tage ansteckend sein, bevor er selbst Symptome erkennt. Ist die Krankheit ausgebrochen, sollten Mitmenschen fünf bis sieben Tage Abstand halten zu Betroffenen. Besondere Ansteckungsgefahr besteht vor allem im Winter und Frühjahr ab der achten Kalenderwoche. Ähnlich wie bei der Grippe verbreitet sich die virale Bronchitis zum Beispiel gerne im Karneval, wenn eng beieinander und feucht-fröhlich gefeiert wird.

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Foto: Shutterstock/Subbotina Anna

Wie lange dauert eine akute Bronchitis?

Hat es einen erwischt, gilt bei der Dauer einer Bronchitis eine Faustregel wie bei der Grippe: „sie kommt eine Woche, bleibt eine Woche und geht eine Woche“. Normalerweise klingt die akute Bronchitis nach wenigen Tagen und entsprechender Schonung des Betroffenen bereits wieder ab, spätestens nach vier Wochen sollten alle Beschwerden verschwunden sein.

Hält der hartnäckige Husten darüber hinaus an und nach acht Wochen Dauer ist der Hustenreiz immer noch nicht abgeklungen, zeichnet sich ein komplizierter Verlauf der Bronchitis an. Meistens ist der Husten dann aber auch nicht das einzige Anzeichen: der Patient leidet unter hohem Fieber oder nach einer Pause erneut auftretendem Fieber, unter Schüttelfrost oder Nachtschweiß sowie Atembeschwerden.

Wann sollte man mit einer Bronchitis zum Arzt?

Eine akute Bronchitis heilt meistens ohne ärztliche Hilfe wieder aus. Treten die Bronchitis-Symptome regelmäßig und ohne Besserung auf, sollte ein Termin beim Allgemeinmediziner vereinbart werden. Bei Fieber kann es auch auf eine Lungenentzündung hindeuten. „Hohes Fieber über 39 Grad über drei Tage am Stück und vielleicht auch ein blutiger Auswurf sprechen dafür“, sagt Mülleneisen. Menschen mit einem bereits geschwächten Immunsystem, aber auch Schwangere, sollten besonders aufmerksam sein.

Durch eine Anamnese lässt sich in vielen Fällen eine Bronchitis bereits diagnostizieren. Der Hausarzt befragt seinen Patienten zu der Form der Symptome und seinem Lebensstil, sprich ob er Raucher ist oder sich in einem Arbeitsumfeld mit Staub und Gasen bewegt. „Erkennt er beim Abhören der Lunge ein grobes Rasselgeräusch, spricht dies für eine Bronchitis. Ein feines Rasselgeräusch ist eher eine Lungenentzündung“, erläutert Mülleneisen. Hört er bei der körperlichen Untersuchung zum Beispiel auch ein Blubbern, wie wenn man durch einen Strohhalm in ein Glas Wasser bläst, befindet sich festsitzender Schleim im Bereich der unteren Atemwege.

Bei einer akuten Bronchitis verschreibt der Arzt in der Regel einen Husten- oder Schleimlöser. Antibiotika hilft in den meisten Fällen nicht, denn sie wirken eben nicht bei Viren (in 90 Prozent der Fälle die Ursachen), sondern nur bei einer bakteriellen Infektion. Sollte nach dem zweiten Hustenrezept keine Besserung in Sicht sein, müssen Atemwege und Lunge geröntgt werden, um mögliche Komplikationen zu erkennen.

Welche Komplikationen können bei einer akuten Bronchitis auftreten?

Wer mehrmals im Jahr Beschwerden an den Bronchien hat, für den besteht die Gefahr einer chronischen Form, die sich entwickelt. Bei Erwachsenen wäre dies bei drei bis vier Bronchitiden im Jahr der Fall, bei Kleinkinder aufgrund der generell noch empfindlichen Atemwege bei sechs bis zehn im Jahr.

Komplikationen können zu einer Lungenentzündung führen, die je nach körperlicher Konstitution des Erkrankten auch lebensbedrohlich sein kann. Ist der Auswurf zum Beispiel blutig, stammt das Blut meist von kleinen Verletzungen der Schleimhaut. Diese sind an sich ungefährlich, ihre Ursache kann allerdings ernst sein und dementsprechend sollte jetzt auch der Arzt zur Behandlung aufgesucht werden.

Wenn die Schleimhaut vermehrt Schleim produziert, anschwillt und sich verengt, hat sich eine obstruktive Bronchitis oder spastische Bronchitis entwickelt. Es treten hörbare Atemgeräusche wie ein Rasseln, Pfeifen oder Brummen auf, genauso kann es zu Atemschwierigkeiten beziehungsweise Atemnot kommen.

Die obstruktive Bronchitis tritt vor allem bei an Bronchitis erkrankten Babys und Kleinkinder auf. Auch hier verengen sich die Atemwege durch die entzündete, angeschwollene Schleimhaut. Darüber hinaus verkrampft sich die Muskulatur der Atemwege. Daher stammt auch der alternative Begriff spastische Bronchitis, also krampfartige Bronchitis. Die Bronchien bei Babys und kleinen Kindern sind noch sehr zart und nicht ausgereift, weswegen sie besonders anfällig sind. Ihre Beschwerden und wie sie sich äußern durch ein Pfeifen und Giemen beim Ausatmen sind ähnlich denen bei Asthma. Eine obstruktive Bronchitis kann aber meist auch durch den Haus- oder Kinderarzt direkt behandelt werden.

Was hilft bei Bronchitis?

Für eine medikamentöse Behandlung einer akuten Bronchitis verschreibt der Arzt einen speziellen Hustensaft oder Schleimlöser, oder je nach Schweregrad Antibiotika für drei bis fünf Tage. Ein Antibiotikum hilft allerdings nur bei einer bakteriellen Bronchitis und nicht gegen Viren. „Sollte sich nach dem zweiten Rezept noch keine Besserung einstellen, muss ein Röntgenbild der Lunge gemacht werden“, sagt Norbert Mülleneisen.

Während Medikamente bei einer akuten Bronchitis für eine vollständige Genesung sorgen, können sie bei einer chronischen Bronchitis nur zur Linderung der Beschwerden beitragen. In minderschweren Fällen ist auch noch eine Heilung möglich, sofern natürlich ein Raucher ab sofort und für die Zukunft nicht mehr zur Kippe greift. Da unter dieser Personengruppe die Bronchitis allerdings meist zu spät erkannt wird und bereits chronisch ist, wird sie die Betroffenen ein Leben lang begleiten und dauerhaft durch Atembeschwerden, mangelnde Fitness und Ausdauer oder andere Empfindlichkeiten ausdrücken.

Welche Hausmittel wirken bei Bronchitis?

Um den Heilungsprozess voranzutreiben, geben die Ärzte zunächst einmal den selben Tipp wie bei einer Erkältung und Grippe: viel trinken! Natürlich Tee, aber auch andere alkoholfreie Getränke helfen dabei, dass die Sekrete dünnflüssiger werden. Die Auswahl an Teesorten lässt dabei viel zu: Holunderbeere, Salbei, Kamille, Pfefferminz, Brennnessel, Thymian, Zitrone und viele mehr. Auch als Kräuter- oder Husten- und Bronchial-Tee deklarierte Sorten helfen. Darüber hinaus tut warme Milch gut, auch mit Honig. Dieser allerdings ist wärmeempfindlich und entfaltet seine Hilfskräfte stärker, wenn er pur eingenommen wird.

Ein klassisches Hausmittel ist auch heiße Hühnersuppe. „Ihre Wirkung ist sogar wissenschaftlich belegt“, sagt Mediziner Norbert Mülleneisen. „Die Hühnersuppe sorgt für eine laufende Nase und reinigt dadurch die Schleimhäute.“ Schleimlösend wirken auch Kochdampfbäder mit ätherischen Ölen und Kräutern.

Bei besonders starken Halsschmerzen oder Brustschmerzen helfen auch Senfwickel oder Kartoffelwickel an den entsprechenden Stellen. Sofern der Kranke die warmen Wickel nicht als unangenehm empfindet, können sie eine halbe Stunde drauf bleiben, anschließend soll man 30 bis 60 Minuten im Bett ruhen. Der Wickel soll aber nicht wiederholt angelegt werden, sondern nur einmal am Tag. Und bei gleichzeitigem Fieber wird von diesem Hausmittel auch abgeraten.

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