Zecken-Alarm Borreliose-Spätfolgen: Erkennen und zügig behandeln!

Fakt ist, dass die Behandlung einer Lyme-Borreliose ein gutes Ende nehmen kann, wenn sie früh genug erkannt wird. Je länger die Infektionskrankheit unbehandelt voranschreitet, desto schwerer die Erkrankungen. Lesen Sie, wie sich Borreliose-Spätfolgen bemerkbar machen und wie sie behandelt werden können.

Borreliose-Spätfolgen - 10 Fakten zur Infektionskrankheit
Infos

Borreliose-Spätfolgen - 10 Fakten zur Borreliose-Infektion

Infos
Foto: Shutterstock.com / Jarun Ontakrai

Die Borreliose oder Lyme-Borreliose oder Lyme-Krankheit gilt unter den Infektionskrankheiten als wahres Chamäleon. Denn wegen ihrer mannigfaltigen Symptome lässt sie sich nur schwer eindeutig diagnostizieren. Das mag im Frühstadium der Erkrankung noch relativ gut zu bewerkstelligen sein. Doch im langfristigen Verlauf kann es mitunter knifflig werden. So wird die Wanderröte (Erythema migrans) gewöhnlich als typisches Symptom einer Lyme-Borreliose sofort als solches erkannt. Dennoch kann sie bei einer Infektion mit Borrelien-Bakterien falsch interpretiert werden. Ebenso muss sie nach einem Zeckenstich gar nicht erst auftauchen.

Wichtig ist anhand dieses Beispiels nur zu wissen, dass die Borreliose schwierig zu deuten ist. Viele der Symptome können ineinander übergehen oder wechseln sich ab. Gleichwohl können sie sich auch erst Monate oder Jahre später bemerkbar machen. Darin liegt auch die Krux, warum eine Infektionskrankheit wie die Borreliose oftmals spät erkannt wird und sich zu einer wirklich schweren Erkrankung entwickeln kann.

Doch werfen wir zunächst einen Blick an den Anfang des Krankheitsverlaufs bevor wir näher auf die Spätfolgen einer Lyme-Borreliose eingehen.

Infektionsweg der Borreliose oder Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME)

Borreliose wird genauso wie die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) durch einen Zeckenstich verursacht. Dass Zecken auf Bäumen klettern und sich auf ihre Opfer stürzen, lässt sich schnell ins Land der Märchen verbannen. Gewöhnlich halten sie sich nämlich auf bodennahen Gräsern, Pflanzen und Gestrüpp sowie im Unterholz auf Ästen, Baumstämmen und –stümpfen auf. Sollte es die Zecke auf den Körper eines Menschen geschafft haben, sucht sie sich eine geeignete Stichstelle. In der Regel bevorzugt sie Hautfalten, Achseln, Kniekehle, Bauchnabel oder Leistengegend.

Kommt es zum Zecken-Stich, oder umgangssprachlich zum Zecken-Biss, fängt die Zecke sogleich mit dem Saugen von Blut an. Bis eine Übertragung der Borrelien-Bakterien jedoch stattfindet, können schon einmal zwölf bis 24 Stunden vergehen. Denn die Borreliose-Erreger, die sich im Darm der Zecke befinden, werden erst mit dem Kontakt mit Blut aktiviert und gelangen über die Speicheldrüse und die scherenartigen Mundwerkzeuge in die Wunde. Wer die Zecke früh ausfindig macht und entfernt, kann so das Risiko an einer Borreliose-Übertragung wesentlich minimieren.

Neben Borrelien-Bakterien kann der lästige Blutsauger auch das FSME-Virus in sich tragen. Es löst die gefährliche Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) aus. Das Gefährliche hierbei ist der Tatsache geschuldet, dass sich der Krankheitserreger bereits in der Speicheldrüse befindet und bereits mit dem Zeckenstich übertragen werden kann.

Wie ist das Krankheitsbild der Borreliose im Frühstadium?

Konzentrieren wir uns auf die Lyme-Borreliose und ihre Symptome. Wie eingangs bereits erwähnt, handelt es sich bei ihr um eine Infektion von Borrelien, die im Körper des Menschen Entzündungen verursachen und Schädigungen zahlreicher Körperorgane hervorrufen kann.

Im Frühstadium zeigt sich das Krankheitsbild der Wanderröte (Erythema migrans) als eine Hautentzündung, die als handtellergroße Rötung rund um die Einstichstelle in Erscheinung tritt. Diese Hautveränderung ist für eine Borreliose so typisch, dass der behandelnde Arzt von einer Infektion durch die Borrelien ausgehen kann. Dennoch  kann sich die Diagnose als schwierig erweisen, vor allem wenn die Wanderröte entweder plötzlich wieder verschwindet oder an anderer Körperstelle wieder auftaucht. Es gibt sogar Patienten, bei denen dieser Hautausschlag mehrfach auftritt.

Weitere Symptome, die sich im Frühstadium einer Lyme-Borreliose manifestieren können, sind grippeähnliche Symptome wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, Muskelschmerzen und geschwollene Lymphknoten. Wer solche Symptome nach einem Zeckenstich am Körper bemerkt, sollte schnellstmöglich zum Arzt gehen. Denn in diesem frühen Stadium der Erkrankung lässt sich die Borreliose mithilfe einer Antibiotika-Therapie gut behandeln.

Wie ist das Krankheitsbild der Borreliose im Frühstadium nach Ausbreitung der Borrelien?

Bleibt die Infektion unbemerkt und unbehandelt, schreitet die Erkrankung weiter voran. Die Borrelien wandern über das Blut und die Lymphe durch den Körper. Es treten oftmals Lymphozytome auf, sprich kleine, blaurote Hautknötchen am Ohrläppchen, der Brustwarzen und am Ellenbogen.

Kommt es indes zu einer Schädigung oder Beeinträchtigung des Nervensystems, dann spricht der Mediziner von einer Neuroborreliose. Sie äußert sich durch Entzündungen der Nervenwurzeln, der Hirnhäute und des Gehirns. Ebenso zeichnet sich die Krankheit durch Kopf- und Nackenschmerzen oder Sensibilitätsstörungen aus. Begleitet wird dieses Fortschreiten der Infektion oft von Schmerzen und Lähmungserscheinungen. Darüber hinaus können durch einen ausgeprägten Befall von Borrelien (große) Gelenke, aber auch das Herz (Herzrhythmusstörungen) betroffen sein.

Die Symptome verschwinden mithilfe von einer Antibiotika-Therapie meist vollständig, zumindest kann der Betroffene mit einer deutlichen Besserung der Symptome rechnen.

Wie ist das Krankheitsbild der Borreliose im Spätstadium?

Erst nach Monaten und Jahren nach dem eigentlichen Zeckenbiss treten im Spätstadium der Lyme-Borreliose insbesondere die Lyme Arthritis, die Acrodermatitis chronica atrophicans (ACA) und die chronische Neuroborreliose auf.

Lyme-Arthritis

Wenn Gelenkschmerzen auftreten, dann muss nicht unbedingt ein altersbedingter Verschleiß der Gelenke zugrunde liegen. Denn als Folge einer Borrelien-Infektion kann auch eine Lyme-Arthritis in Frage kommen. Sie bewirkt eine massive Schwellung der Gelenke, die plötzlich auftreten und wieder abklingen. Insbesondere das Kniegelenk, aber auch Sprung-, Hüft- und Schultergelenk können bei einer Lyme-Arthritis betroffen sein.

Acrodermatitis chronica atrophicans (ACA)

Eine seltenere Form der Lyme-Borreliose im Spätstadium stellt die chronische Hautentzündung mit dem medizinischen Terminus Acrodermatitis chronica atrophicans dar. Diese Krankheit macht sich dadurch bemerkbar, dass das Binde- und Fettgewebe abgebaut wird und die Körperbeharrung verloren geht. Durch die dünner werdende Haut zeichnen sich die Blutgefäße deutlich ab, wobei die Haut selbst eine blaugraue bzw. bläulich-violette Erscheinung annimmt. Im weiteren Verlauf der Krankheit können Schädigungen der Gelenke und Nerven hinzukommen.  

Chronische Neuroborreliose

Eine weitere Manifestation als Spätfolge einer Borreliose ist die chronische Neuroborreliose. Sie steht häufig in Verbindung mit einer Entzündung des zentralen Nervensystems, die sich schleichend über Monate hinweg entwickelt hat. In diesem Fall fördert die Krankheit eine chronisch verlaufende Entzündung des Rückenmarks (Myelitis) sowie des Gehirns (Enzephalitis).

Wie erkennt man Borreliose-Spätfolgen an den Nerven?

Breiten sich die Borrelien im Körper des Menschen aus, so können sich die Erreger auf das Nervensystem ausbreiten. Wie bereits beschrieben, handelt es sich um eine Neuroborreliose. Als Folge dieser Erkrankung treten neurologische Komplikationen auf, die die Nervenwurzeln, die Hirnhäute, das Gehirn oder die Hirnnerven betreffen. Durch den Borrelien-Befall der Nerven kommt es zu heftigen Nervenschmerzen. Sollten diese nicht eingehend behandelt werden, so können die Nervenwurzeln so stark geschädigt werden, dass es zu dauerhaften Lähmungen kommt. Ebenso besteht bei einer fortgeschrittenen Neuroborreliose die Gefahr, dass Beschwerden dauerhaft bleiben. Hierzu gehören Kopfschmerzen, Taubheitsgefühle und Lähmungserscheinungen an Armen und Beinen.

Was sind Borreliose-Spätfolgen des Gehirns?

Früher ging man der Annahme nach, dass das Herz der Sitz der Seele sei. Dabei benutzen wir zum Denken und Fühlen das Gehirn. Was aber, wenn unser Gehirn an einer Neuroborreliose erkrankt? Nicht bei allen ist die Krankheit gleich schlimm. Für manche allerdings kann eine solche sogar lebensbedrohlich werden. Im Falle einer chronisch fortschreitenden Neuroborreliose kann es zu einer Entzündung des Gehirns und Rückenmarks kommen. Zu den typischen Symptomen einer Gehirnentzündung gehören Sprach- und Sprechstörungen, Hörstörungen, Lähmungen und epileptische Anfälle. Letztere erzeugen Bewusstseins- und Konzentrationsstörungen sowie Halluzinationen.

Die Folgen einer Rückenmarksentzündung zeigen sich ebenfalls vielfältig. Es treten Muskelschmerzen, sowie Bewegungs-, Gang- und  Koordinationsstörungen auf. In einigen wenigen Krankheitsfällen stellen sich auch Störungen der Blasenfunktion ein.  

Wie machen sich Borreliose-Spätfolgen bei Kindern bemerkbar?

Das Risiko, Bekanntschaft mit einer Zecke zu machen, ist bei Kindern groß. Schließlich streifen die kleinen Racker durch das Gebüsch, klettern Bäume hoch und krabbeln durch hohes Gras. Sie toben, spielen und bewegen sich im Freien, völlig unbefangen und arglos. Sollten die Eltern bei ihrem Kind eine Zecke entdecken, sollte der fiese Beißer zeitnah entfernt werden. Das Gute ist, dass nicht jeder Zeckenbiss zu einer Infektion führt. Dennoch ist bei Kindern besondere Vorsicht geboten. Es dauert eine Weile, bis sich nach einem Zeckenstich mögliche Symptome manifestieren. Ein erstes Indiz für eine Borrelien-Infektion ist die Wanderröte, die wie eine Zielscheibe aussieht. Wenn grippeähnliche Symptome nach einem Biss auftauchen, sollten Eltern unbedingt den Kinderarzt konsultieren. Mithilfe von Antibiotika lässt sich eine Borreliose-Infektion gut behandeln.

Bleibt die Erkrankung bisher unentdeckt, kann es in manchen Fällen zu einer frühen Neuroborreliose kommen. Sie macht sich dadurch bemerkbar, dass das Nervensystem von den Borrelien-Bakterien befallen wird. Betroffene Kinder leiden oftmals an einer einseitigen Gesichtsnervenlähmung. Als Folge können sie die Stirn nicht runzeln, das Auge auf der betroffenen Gesichtshälfte nicht schließen und auch nicht pfeifen. In sehr seltenen Fällen entwickelt sich bei Kindern eine Gehirnhautentzündung (Meningitis), die mit Fieber, Übelkeit und Kopfschmerzen einhergeht. In diesem Fall gestaltet sich  eine Behandlung als oft schwierig. Darüber hinaus können sich bei einer fortgeschrittenen Borrelien-Infektion kleine, blaurote Hautknoten bilden. Die Rede ist von einem Borrelienlymphozytom, das an den Ohrläppchen, Brustwarzen und Intimbereich auftritt.

Borreliose-Spätfolgen bei Kindern kann in Ausnahmefällen auch eine Lyme-Arthritis sein. Ebenso kommen chronische Hautveränderungen wie die Acrodermatitis chronica atrophicans oder die Herxheimer Krankheit bei Kindern äußerst selten vor.

Können trotz Antibiotika Spätfolgen von Borreliose auftreten?

Wie man in der Fachpresse liest, lässt sich eine Lyme-Borreliose durch eine Antibiotika-Behandlung gut kurieren. Doch nicht alle Patienten nehmen den Zeckenstich wahr oder erkennen die typische Wanderröte erst zu spät oder gar nicht. Stellt der Arzt erst lange Zeit nach der Übertragung der Borrelien-Bakterien seine Diagnose, erweist sich die Behandlung im fortgeschrittenen Erkrankungszustand als schwierig, aber auch nicht hoffnungslos.

Um eine Lyme-Borreliose zu behandeln, wird dem Patienten über mehrere Wochen lang Antibiotika verabreicht. Dabei berücksichtigt der behandelnde Arzt den Grad der Erkrankung sowie das Lebensalter des Patienten. So erhalten Erwachsene im Frühstadium gewöhnlich das Antibiotikum Doxycyclin, das täglich in Form von Tabletten regelmäßig eingenommen werden muss. Kommt es beim Patienten zu einer Unverträglichkeit bei diesem Antibiotikum, gibt es alternativ noch Cefuroxim-Axetil. Angemerkt sollte an diesem Punkt, dass Schwangere das Antibiotikum Doxycyclin nicht einnehmen dürfen. Stattdessen wird ihnen vom Arzt Amoxicilin verschrieben.

Bei den kleinen Patienten, sprich den Kindern, gehören zu einer Zeckenstich-Behandlung die Antibiotika Amoxicilin und manchmal auch Cefuroxim. Kinder ab einem Lebensalter von neun Jahren werden bei einem Zeckenstich wie Erwachsene behandelt.

Sollte die Diagnose einer Borreliose bei den Patienten bereits fortgeschritten sein und das Spätstadium erreicht haben, so erfolgt die Behandlung mit den Antibiotika Ceftriaxon, Cefotaxim und Minocyclin. Während die beiden ersten Antibiotika über die Vene verabreicht werden, nehmen Patienten das Minocyclin in Form von Tabletten ein. Die Dauer mit der Antibiotika-Behandlung hängt abermals vom Grad der Erkrankung. Bei Bedarf und auf Wunsch des Patienten können noch Schmerzmittel und Entzündungshemmer im Zuge der Therapie zum Einsatz kommen.

Die Behandlung einer Neuroborreliose im Früh- wie im Spätstadium wird ebenfalls mit Antibiotika behandelt. Der einzige Unterschied liegt darin, dass die Medikamente im fortgeschrittenen Zustand intravenöse verabreicht werden. Leidet der Patient weiterhin unter Beschwerden und eine Besserung ist nicht eingetreten, sollte abermals eine Probe der Gehirn-/Rückenmarksflüssigkeit entnommen und im Labor untersucht werden. Zeigen die Laborwerte immer noch eine erhöhte Anzahl an weiße Blutkörperchen, so sollte die Behandlung mit Antibiotika wiederholt werden. Eine Langzeitbehandlung mit einem Antibiotikum sollte allerdings nicht verfolgt werden, da schwere Nebenwirkungen auftreten können. Gleichwohl stehen Ärzte vor der Frage, ob die Behandlung einer Lyme-Borreliose im Spätstadium überhaupt heilbar ist. In der Regel wird nicht mehr die Erkrankung durch den Zecken-Stich behandelt, sondern vielmehr die auftretenden Symptome.

Abschließend lässt sich sagen, dass die Behandlung mit Antibiotika, vor allem im Spätstadium der Lyme-Borreliose, von der Dosis, der Behandlungsdauer, dem Stadium der Erkrankung und dem befallenen Organ abhängt.

Tipps rund um die Zecke:

Wer viel im Grünen unterwegs ist, der sollte sich möglichst vor einem Zeckenstich schützen. Die wichtigsten Tipps im Überblick:

  • Langärmelige und langbeinige Kleidung
  • Zecken-Sprays
  • Abtasten der Haut nach einem Aufenthalt in der Natur
  • Zecke entfernten (Zeckenkarte oder Zeckenzange)
  • Nach dem Zeckenstich auf die Symptome achten
  • Im Zweifelsfall zum Hausarzt gehen
  • Schutzimpfung gegen FSME

Ein Zeckenbiss im Winter ist in Deutschland aufgrund der milden Temperaturen keine Seltenheit mehr. Denn solange die Temperaturen nicht unter sieben Grad Celsius fallen, besteht die Gefahr, auch in der kalten Jahreszeit von einer Zecken gebissen zu werden.

Dieser Artikel ist vom 18. Juli und wurde aktualisiert.

Meistgelesen
Zum Thema