Praxisgebühr und Zuzahlung ein Hindernis Arme Menschen scheuen Arztbesuch

Hannover (RPO). Immer mehr Arme Menschen und Obdachlose in Deutschland scheuen offenbar den Arztbesuch, weil sie die Praxisgebühr oder Zuzahlungen nicht bezahlen können. Das ist das Ergebnis einer Zehn-Jahres-Studie des Zentrums für Qualität und Management im Gesundheitswesen (ZQ) und der Bezirksstelle Hannover der Ärztekammer Niedersachsen (ÄKN).

Demnach können sich Obdachlose und weitere arme Bevölkerungsgruppen in Deutschland keine angemessene medizinische Versorgung leisten. Ausgangspunkt der Studie, die Auswertung von 16.000 Behandlungsfällen basiert, war ein medizinischen Angebots für Wohnungslose in Hannover, bei dem Obdachlose seit 1999 in mehreren Anlaufstellen in Hannover eine kostenlose medizinische Versorgung erhalten. Die Nutzung des Angebots ist über zehn Jahre nach verschiedenen Kriterien ausgewertet worden.

Dabei fällt auf, dass mittlerweile diese Einrichting auch eine Anlaufstelle für andere Bevölkerungsgruppen geworden ist. "Neben der eigentlichen Zielgruppe - Wohnungslosen nämlich - suchen immer mehr Menschen aus der sogenannten Armutsbevölkerung, die sich die Praxisgebühr oder Zuzahlungen nicht leisten können, die ärztlichen Sprechstunden auf", sagte Cornelia Goesmann, Initiatorin des Projektes und Vorsitzende der Bezirksstelle ÄKN. Seit dem Jahr 2000 hat sich die Anzahl der hilfesuchenden Patienten verdoppelt.

Sie fordert daher, die Praxisgebühr sowie alle sonstigen Zuzahlungen für Bürger mit geringem Einkommen abzuschaffen, um ihnen den Zugang zum Regelversorgungssystem zu erleichtern.

Die Zehn-Jahres-Evaluation des Angebotes zeigt außerdem, dass die Patienten nicht mehr überwiegend wegen Hauterkrankungen oder Verletzungen kommen, sondern mit Verschiebung auch mit chronischen Leiden wie psychischen Erkrankungen oder Herz-Kreislauf-Krankheiten.

(wat/chk)
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