Pollenallergie Niemand kommt mit Heuschnupfen zur Welt

Frühling: Die Tage werden länger, die Sonne lässt sich blicken, es fängt an zu blühen – und bei Allergikern beginnt die Nase zu kribbeln. Allergologe Dr. Norbert Mülleneisen erklärt, warum das so ist.

Pollenallergie: Hausmittel gegen Heuschnupfen - Tipps
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Welche Hausmittel helfen gegen Pollenallergie?

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Foto: dpa-tmn/Christin Klose

In der Regel fliegen bereits im Februar die ersten Pollen. Für viele gehen damit Juckreiz, eine verstopfte Nase und andere allergische Reaktionen einher. Schätzungsweise jeder dritte Deutsche hat nach Angaben des Robert Koch-Instituts eine Allergie, bei knapp der Hälfte der Betroffenen wird sie durch Pollen ausgelöst.

In diesem Jahr leiden einige Allergiker besonders schlimm. Denn durch den warmen Winter gab es für sie gar keine richtige Verschnaufpause. Bereits Mitte Dezember 2019 fand der erste Pollenflug statt. Grund genug, sich mit dem Thema Pollenallergie, auch Heuschnupfen genannt, auseinanderzusetzen.

Was ist eine Pollenallergie?

Eine Pollenallergie, die umgangssprachlich auch als Heuschnupfen bezeichnet wird, ist eine allergische Reaktion auf bestimmte Pollen. "Dabei sind wir nicht auf die Pollen selbst, sondern auf die in ihnen erhaltenen Eiweiße allergisch", erklärt Dr. Norbert Mülleneisen. Der Allergologe und Facharzt für Lungen- und Bronchialheilkunde leitet zusammen mit einem Kollegen das Asthma und Allergiezentrum in Leverkusen. Vor ein paar Jahren hat er sich eine Pollenfalle angeschafft, um besser erforschen zu können, welche Pollen gerade in der Luft unterwegs sind und so besser feststellen zu können, was genau die Ursache der Beschwerden seiner Patienten ist. So kann er die Behandlung besser abstimmen.

Gelangen die Pollen auf die Schleimhaut, bildet das Immunsystem Antikörper. Dabei bricht der Heuschnupfen allerdings noch nicht aus, der Mensch hat keinerlei Beschwerden. "Wir reagieren erst beim zweiten Kontakt. Niemand kommt mit Heuschnupfen auf die Welt", erklärt Mülleneisen.

Wann beginnt eine Pollenallergie?

In der Regel dauert es ein Jahr nach Erstkontakt mit den Pollen einer Pflanze, bis die Symptome ausbrechen. Denn erst, wenn die Pflanze erneut blüht und ihre Pollen wieder in der Luft unterwegs sind, reagiert der Körper, der bereits nach dem ersten Kontakt Antikörper gebildet hat, auf die allergieauslösenden Stoffe, sogenannte Allergene.

Bei Kindern wird eine Pollenallergie deshalb frühestens mit zwei bis drei Jahren festgestellt. Allerdings sind auch Erwachsene nicht gefeit. Im Asthma- und Allergiezentrum Leverkusen hat Dr. Norbert Mülleneisen festgestellt, dass sich das Muster derjenigen, die unter Heuschnupfen leiden, geändert hat. "Vor 20 bis 30 Jahren war die Mehrzahl derjenigen, die wegen allergischer Reaktionen zu uns kam, jugendlich. Wir wissen nicht genau, woran es liegt, aber heute kommen immer mehr Erwachsene und sogar Rentner, die erst in hohem Alter mit Heuschnupfen zu kämpfen haben. Meine älteste Patientin war 79 Jahre alt", berichtet der Fachmann. Woran das genau liegt, versuchen Ärzte herauszufinden. Sie gehen davon aus, dass Umweltfaktoren eine Rolle spielen könnten.

Welche Symptome hat man bei einer Pollenallergie?

Typische Symptome eines Heuschnupfens sind Juckreiz, gerötete Augen und ein allergischer Schnupfen. Wichtig ist es, den Heuschnupfen nicht mit einer Erkältung zu verwechseln. "Die Augen jucken, die Nase trieft und bei Menschen, die zum Asthma neigen, kann auch Atemnot dazukommen"; erklärt der Allergologe Dr. Norbert Mülleneisen.

Aber wie genau unterscheidet man den Heuschnupfen von der Erkältung? Insbesondere das Symptom Juckreiz ist ein Indikator dafür, dass es sich nicht um eine reguläre Erkältung, sondern um eine Allergie handelt. Trotzdem wird der eine oder andere Heuschnupfen wohl für eine Erkältung gehalten – und umgekehrt. "Gerade in der Karnevalszeit sind auch die Pollen aktiv. Dabei gehen dann auch die Erkältungen um – und vieles wird verwechselt", sagt Mülleneisen. Im Zweifel sollte also ein Fachmann zu Rate gezogen werden.

Wer stellt eine Pollenallergie fest?

Wer wissen will, ob er tatsächlich an einer Allergie leidet, sollte einen Arzt zu Rate ziehen. Allergologen haben sich auf Allergien spezialisiert und wissen, wie man eine Allergie feststellt und welche Behandlung bei Allergikern zum gewünschten Erfolg führen kann.

Kommt jemand mit Symptomen einer Allergie zum Allergologen, wird dieser im Gespräch zunächst erörtern, wann und in welchem Umfang die Beschwerden auftreten. Geht auch er davon aus, dass die Person eine Allergie hat, wird getestet, welche Allergene eine allergische Reaktion auslösen.

In der Regel wird ein Hauttest gemacht. Dabei werden kleine Mengen der Allergene in die Haut gegeben, um zu sehen, auf welches davon der Körper reagiert. Bilden sich Rötungen oder sogar kleine Pusteln, kann davon ausgegangen werden, dass die Person gegen die verabreichten Allergene allergisch ist.

Um ganz auf Nummer sicher zu gehen und die Behandlung, die oft langwierig ist, richtig abzustimmen, folgt dann normalerweise ein Bluttest, um die Ergebnisse, die die Haut gezeigt hat, zu verifizieren. Das ist besonders wichtig, um die weitere Behandlung, zum Beispiel eine Hyposensibilisierung, richtig anzugehen.

Was kann man gegen Pollenallergie tun?

Wie mit der Allergie umgegangen werden soll, ist davon abhängig, wie stark sie ausgeprägt ist. Der Allergiker hat die Wahl zwischen einer medikamentösen Behandlung und einer Hyposensibilisierung.

Die Hyposensibilisierung wird vom Arzt empfohlen, wenn die Symptome stark ausgeprägt sind und das Leben des Allergikers beeinflussen. Auch im Hinblick auf die Gefahr, an allergischem Asthma zu erkranken, kann eine Hyposensibilisierung von Vorteil sein. "Wer Heuschnupfen hat, hat ein 40-prozentiges Risiko, Asthma zu bekommen. Durch die Sensibilisierung reduzieren wir es auf die Hälfte. Das ist meiner Meinung nach bemerkenswert viel", sagt der Allergologe Dr. Norbert Mülleneisen.

Entscheidet sich der Betroffene für eine Hyposensibilisierung, sollte er sich darüber im Klaren sein, dass es sich dabei um eine aufwendige Behandlung handelt, die Zeit in Anspruch nimmt und gerade in der Anfangszeit unangenehm werden kann. Bei der Hyposensibilisierung wird der Allergiker über einen längeren Zeitraum, in der Regel drei Jahre, immer wieder mit geringen Dosen des Allergens in Berührung gebracht, sodass sich das Immunsystem an das Allergen gewöhnt und nicht mehr darauf reagiert. Erfolgen kann dies über Spritzen, die der Allergologe in regelmäßigen Abständen setzt, oder über die Einnahme von Tabletten oder Tropfen.

Mülleneisen rät zu den Spritzen, auch wenn sie dem einen oder anderen unangenehmer erscheinen mögen. "Wer sich für eine Behandlung mittels Tabletten oder Tropfen entscheidet, muss sie über drei Jahre jeden Tag nehmen. Die meisten brechen ab, nur sieben Prozent bleiben die ganze Zeit über dabei", erklärt er. Hinzu komme, dass gerade die erste Einnahme oft unangenehm sei. Das enthaltene Allergen löst beim Allergiker, der es einnimmt, oft eine leichte Reaktion hervor. Gerade im Mund werde diese oft als sehr unangenehm wahrgenommen.

Vorteile der Spritze sind seiner Meinung nach, dass sie nicht täglich, sondern erst vier bis acht Wochen lang wöchentlich und dann nur einmal im Monat verabreicht werden muss. Der Arzt kann sich gleich um auftretende Beschwerden kümmern. Und wer den Termin nicht einhält, kann mit einem Anruf aus der Praxis rechnen – das hilft, die Hyposensibilisierung erfolgreich weiterzuführen.

Tablette, Tropfen, Hausmittel - hier finden Allergiker Tipps gegen Heuschnupfen.

Welches Medikament hilft bei Pollenallergie?

Bei weniger stark ausgeprägten Symptomen oder wenn die Allergie nur für wenige Tage im Jahr auftritt, können die Beschwerden mit Medikamenten behandelt werden. Dr. Norbert Mülleneisen vom Asthma- und Allergiezentrum Leverkusen empfiehlt folgendes Vorgehen:

  1. Ein cortisonhaltiges Nasenspray einsetzen. Laut Mülleneisen reicht das in vielen Fällen bereits aus, um die allergische Reaktion zu stoppen.
  2. Augentropfen mit Antihistamin nehmen. Hat das Nasenspray nicht gereicht, die Symptome der Allergie zu lindern, sollten im zweiten Schritt die Augentropfen ausprobiert werden.
  3. Zum Arzt. Haben Schritt 1 und 2 die Allergie nicht aufhalten können, sollte ein Arzt aufgesucht werden.

Von einer Behandlungsmethode bei Allergie rät Mülleneisen ausdrücklich ab: der Cortisondepotspritze. Sie wird oft als praktische Methode, die Allergie im Zaum zu halten, gesehen. Der Patient lässt sich einfach eine Spritze ins Gesäß geben, das Kortison wird über sechs Wochen lang freigesetzt und bekämpft die Symptome der Pollenallergie. "Aber diese Methode führt zu unschönen Dellen im Gesäß, kann schmerzhaft sein und Osteoporose begünstigen. Die braucht man nicht. Mit diesen Nebenwirkungen auf lange Sicht muss da schon von einem Kunstfehler gesprochen werden!", erörtert der Allergologe.

Welche Hausmittel helfen bei Pollenallergie?

Die Ursache eines Heuschnupfens ist das Festsetzen der Pollen an der Schleimhaut. Das in ihnen erhaltene Eiweiß löst allergische Symptome aus. Wer stark leidet, sollte einen Arzt aufsuchen. Bei leichten Symptomen hilft zuallererst, die Schleimhäute von den Pollen zu befreien. Das heißt: Augen und Nase sollten ausgespült werden. Weitere Hausmittel bei einer Pollenallergie finden Sie hier.

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