Ein Zehntel der Kissenfüllung besteht aus Milben und Tierkot Hausstaubmilben — Das hilft Allergikern

Düsseldorf · Niemand schläft in seinem Bett allein. Für das Auge sind die kleinen Milben unsichtbar, doch sind es Millionen, die sich in einem Bett neben dem Schläfer tummeln. Jedem zehnten Deutschen macht der eiweißhaltige Kot der kleinen Spinnentiere zu schaffen, sagt der Deutsche Allergie- und Asthmabund. Sie gehören zu den Hausstaubmilbenallergikern.

Manch einem mag allein die Vorstellung daran den Schlaf rauben, sich jede Nacht auf Millionen von krabbelnden Milben zur Ruhe zu legen. Innerhalb von zwei Jahren sammeln sich allein in unserern Kopfkissen so viele abgestorbene Milben und Milbenkot an, dass sie ein Zehntel des Kisseninhalts ausmachen. Mit der Heizperiode leiden Allergiker besonders darunter.

Juckende Augen, Nasen oder Ohren können erste Anzeichen einer allergischen Reaktionen auf den Kot der Milben sein, Niesanfälle, Dauerschnupfen, Husten, Ekzeme auf der Haut, tränende Augen oder sogar Asthma können ebenfalls auf das Konto der kleinen Krabbeltiere gehen, denen man ganzjährig nicht entfliehen kann. Im Kindesalter wird Asthma Bronchiale nach Informationen der Krankankasse DAK in 80 Prozent der Fälle durch Milbenallergene verursacht.

So viele Milben leben in einem Gramm Staub

In einem einzigen Gramm Hausstaub können bis zu 15.000 für das menschliche Auge unsichtbare Milben Platz finden. Ausgerechnet im Schlafzimmer, in dem wir täglich viele Stunden schlafend Erholung und Ruhe suchen, lauern die meisten dieser Schuppenfresser. Dort, so haben es Forscher der Universität Kiel herausgefunden, finden sich in Staubproben bis zu hindertmal mehr Milben als in den Proben aus Wohnzimmern. Das ist nicht ohne Grund so, denn die zwischen 0,1 und 0,5 Millimeter kleinen Spinnentiere haben etwas gemein mit uns: Sie mögen es am liebsten warm und wohlig. Diese Umgebung finden sie idealer Weise im Staub, der sich in Betten, Wolldecken, Teppichen und Polstermöbeln befindet. Hier nämlich leben sie im Schlaraffenland.

Ihr größtes Festessen sind die von Menschen abgeschilferten Hautschuppen. Der Mensch allein verliert in 24 Stunden rund ein bis anderthalb Gramm Schuppen, erklären die Parasitologen der Universität Kiel. Diese Ration reicht für bis zu 1,5 Millionen Milben, wie Dr. Gert Wurzinger aus der Abteilung für Lungenkrankheiten im LKH Hörgas/Enzenbach erklärt.

Hier kuscheln die Spinnentiere

In Nischen wie Reißverschlüssen, Knöpfen oder Nähten, finden die fiesen Spinnentiere die beste Wohnumgebung. Glatte Oberflächen wie Gummi und einige Schaumstoffmatrazen mögen sie nach Angaben der Parasitologen hingegen weniger. Günstig für Milben sind Kunststoffmatratzen, die sich durch Reiben oder Staubsaugen elektrisch aufladen können und dadurch Staub anziehen.

Bevor der Mensch anfing, seine Häuser zu beheizen und Fenster und Türen zu verriegeln, so dass es das ganze Jahr über gleichmäßig warm ist, lebten die Milben wahrscheinlich vorwiegend in Vogelnestern. Aber seit es bei uns zuhause so schön kuschelig ist, haben sie es sich in unserer Nähe bequem gemacht. Zwischen Mai und Oktober vermehren sich die mikroskopisch kleinen Krabbeltiere.

Im Spätsommer und frühen Herbst ist die Milbendichte in der Wohnung am höchsten, weil es in der Jahreszeit feucht und warm ist — das sind optimale Bedingungen für die Tiere. Mit Beginn des Winters nimmt die Anzahl der Milben durch zunehmende Trockenheit durch die Heizungsluft zwar ab, doch trotz des Massensterbens erreichen die allergischen Beschwerden ihren Höhepunkt: Durch das Heizen werden die allergiauslösenden Kotbällchen der Milben, die sich auf Boden und Möbeln angesammelt haben, aufgewirbelt und eingeatmet. Am schlimmsten sind die Beschwerden in der Regel nachts und in den frühen Morgenstunden.

Das können Allergiker tun

Patienten mit Hausstauballergie müssen die Staubbelastung im Haus reduzieren. Sie be-kommen dabei oft den Rat, ihre komplette Wohnung zu sanieren — eine Aufgabe, vor der viele kapitulieren. Sinnvoller ist es, sich auf den wichtigsten Bereich zu konzentrieren, nämlich das Schlafzimmer.

Allergieexperten raten darum Hausstaubmilbenallergikern dazu, ihr Kopfkissen im vier- bis sechswöchigen Rhythmus bei mindetens 60 Grad zu waschen. Da die Spinnentiere sehr hitzeresistent sind, sterben viele Arten erst bei Temperaturen von 58 Grad und höher. Allergiker sollten schon beim Kauf der Bettausstattung darauf achten, dass diese bei möglichst hohen Temperaturen gewaschen werden kann.

Verändert haben sich die Empfehlungen von Allergieexperten zur optimalen Bodenbeschaffenheit bei Allergikern. Früher wurde Hausstauballergikern zu glatten Böden wie Laminat-, Fliesen oder Parkettböden geraten. Heute tun sie das nur mit einer Einschränkung. Glatte Böden machen nach Infornationen des Allergiebundes nur dann Sinn, wenn sie mehrfach in der Woche feucht gewischt werden. Auf ihnen nämlich wirbelt der Staub stärker auf.

Kurzflorige Teppichböden hingegen binden den Staub bis zum nächsten Saugen besser. In Allergiker sollten ihren Staubsauger grundsätzlich mit einerm Feinstaubfilter versehen. Außerdem rät der Deutsche Allergie- und Asthmabund Stauballergikern beim Säubern der Wohnung zum Tragen eines Mundschutzes.

(wat)
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