DAK-Studie 20 Millionen Arbeitnehmer schlafen schlecht

Berlin (RPO). Etwa jeder zweite Arbeitnehmer in Deutschland fühlt sich von Schlafproblemen betroffen. Fast 40 Prozent dieser rund 20 Millionen Menschen sehen besonderen Stress und Belastungen als Hauptursache, wie es im Gesundheitsreport 2010 heißt, den die Krankenkasse DAK am Dienstag in Berlin vorgestellt hat. Auslöser seien oft Konflikte am Arbeitsplatz, die sich wegen der Wirtschaftskrise verstärkt hätten.

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Foto: RP/dpa

Knapp zehn Prozent leiden unter schweren Schlafstörungen: Sie schlafen mehr als dreimal pro Woche schlecht und quälen sich stark übermüdet durch fast jeden Arbeitstag. Für die repräsentative Studie hat die DAK rund 3000 Arbeitnehmer im Alter von 35 bis 65 Jahren befragt.

Flexiblere Arbeitszeiten bringen Menschen um den Schlaf

Jeder Vierte grübelt nachts über Ängste und Sorgen. Schichtarbeit und Jobs nach 20 Uhr plagen jeden fünften Befragten bei der Nachtruhe. "Durch immer flexiblere Arbeitszeiten kommen viele nachts nicht mehr zur Ruhe", sagte DAK-Chef Herbert Rebscher. Als weitere Ursachen für Schlafstörungen nennen die Betroffenen Schmerzen und Lärm.

Aus den Krankmeldungen der DAK-Versicherten geht hervor, dass das Problem zunimmt. 2009 ließen sich den Angaben zufolge 61 Prozent mehr Menschen wegen Ein- und Durchschlafstörungen krankschreiben als vier Jahre vorher.

Allerdings melden sich nur zwei bis drei Prozent der Beschäftigten aus diesem Grund krank. Menschen mit Schlafproblemen gehen häufig nicht zum Arzt, sondern besorgen sich freiverkäufliche Medikamente. Laut Studie hat mehr als jeder Siebte schon einmal ein Schlafmittel genommen, weniger als die Hälfte davon auf Verordnung des Arztes. Dabei erhöhe ein chronisch schlechter Schlaf das Risiko für Depressionen und Angststörungen.

Ärzte verordnen Schlafmittel zu lange

Schlafmediziner Ingo Fietze von der Berliner Charité riet deshalb, sich nicht zu spät behandeln zu lassen. Wer länger als vier Wochen und mindestens drei bis vier Mal pro Woche mehr als eine halbe Stunde zum Einschlafen benötigt, sollte einen Arzt fragen.

Doch auch die Ärzte behandeln die Probleme offenbar oft falsch. Mediziner hätten Schlafmittel 44 Prozent der DAK-Versicherten länger als die empfohlene Maximaldauer von vier Wochen verordnet, berichtete die Kasse. So bestehe eine hohe Gefahr, dass die Patienten von den Mitteln abhängig werden.

Der Krankenstand insgesamt stieg laut DAK 2009 auf 3,4 Prozent um 0,1 Punkte gegenüber dem Vorjahr. "Die Schweinegrippe hat dazu kaum beigetragen", erklärte Rebscher. Grund seien vielmehr jahreszeitlich gehäuft auftretende Atemwegsinfekte. Für das weiter geringe Niveau des Krankenstandes machte Rebscher die Angst der Beschäftigten verantwortlich, im Zuge der Wirtschaftskrise ihren Arbeitsplatz zu verlieren.

"Bett muss Oase sein"

Oft helfen gegen Schlafprobleme schon kleine Veränderungen zu Hause, sagt die Entspannungspädagogin Susanne Grohs-von Reichenbach aus München. So sollte das Bett eine wirkliche "Erholungsoase" sein - Arbeitsunterlagen haben auf dem Nachttisch zum Beispiel nichts zu suchen. Ein heißes Lavendel- oder Melissenbad unmittelbar vor dem Zubettgehen kann das Einschlafen ebenso erleichtern wie ein Spaziergang, der Stresshormone abbaut.

(APN/felt)
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