Interview Christina Westhoff „Hier weiß jeder um unsere große Verantwortung“

Die Apotheke der Düsseldorfer Uni-Kliniken ist gut aufgestellt. Kommt es dennoch zu Engpässen, darf eine Arznei im Notfall aus dem Ausland importiert werden.

 Christina Westhoff leitet seit 2013 die Apotheke der Universitäts-Kliniken.

Christina Westhoff leitet seit 2013 die Apotheke der Universitäts-Kliniken.

Foto: Endermann, Andreas (end)

In Ihrem Warenlager liegen Medikamente aller Art frei zugänglich herum. Da ist ein großes Vertrauen in Ihre Mitarbeiter nötig oder?

Westhoff Auf jeden Fall. Wie in einer Apotheke üblich, werden hier Arzneien aller Art gelagert, und bis auf den Tresor für Betäubungsmittel sind diese Mittel allen, die in der Apotheke arbeiten, frei zugänglich. Anders ist ein reibungsloser Ablauf nicht möglich. Alle Mitarbeiter werden speziell für ihre Aufgaben vorbereitet, und sie genießen unser Vertrauen. Von außen kommt hier niemand herein, jeder Mitarbeiter hat eine spezielle elektronische Zugangskarte. Unser Personal, egal ob in den Laboren oder im Warenlager, ist sehr zuverlässig. Hier weiß jeder um unsere große Verantwortung. Schließlich geht es immer darum, kranken Menschen zu helfen.

Gibt es auf dem Medikamentenmarkt eine Art Preisbindung wie etwa bei Büchern?

Westhoff In öffentlichen Apotheken gibt es für verschreibungspflichtige Medikamente eine Preisbindung. Für Krankenhausapotheken wie uns besteht diese nicht. Das bedeutet, wir verhandeln als Großabnehmer die Lieferverträge direkt mit den Herstellern. Dies geschieht im Idealfall langfristig, um stets eine gute Versorgung sicherzustellen.

Gab es schon einmal dramatische Engpässe bei dem einen oder anderen Medikament?

Westhoff Ja. Im vergangenen Jahr etwa hatten wir extreme Probleme, ein häufig eingesetztes Antibiotikum für unsere Klinik zu erhalten. Auch wichtige Krebsmedikamente sind von Lieferengpässen betroffen. Aufgrund unserer Verhandlungen und schnellen Reaktion können wir aber immer sicherstellen, dass unsere Patienten optimal versorgt werden.

Welche Möglichkeiten gibt es in einer solchen Situation?

Westhoff Zunächst einmal prüfen wir, ob es alternative Möglichkeiten für das Medikament gibt. Wenn dies nicht der Fall ist, und wenn es nachweislich auf dem deutschen Markt dieses Medikament nicht mehr gibt, dann, und nur dann, dürfen wir es aus dem Ausland importieren. Es gibt auch regelmäßig, insbesondere bei der Behandlung von Krebserkrankungen, die Situation, dass die bisher zugelassenen Arzneimittel nicht ausreichend helfen. Wenn dann ein neues Arzneimittel, das Heilungschancen verspricht, bereits in den USA zugelassen ist, in Deutschland / Europa die Zulassung aber noch nicht erteilt wurde, haben wir die Möglichkeit, auf ärztliche Verschreibung das Arzneimittel zu importieren, um unsere Patienten zu versorgen.

Und das durfte hier verabreicht werden, obwohl es in Deutschland noch nicht zugelassen war?

Westhoff Ja. Hier ist die Rechtslage eindeutig. Natürlich müssen sowohl die Notlage als auch die Verwendung in einem solchen Fall ganz speziell dokumentiert werden. Grundsätzlich werden an einer Uniklinik ja ohnehin viele Arzneien in Studien genutzt, die noch nicht auf dem normalen Markt verfügbar sind.

Wirkt sich die Zunahme von Resistenzen gegen manche Antibiotika auf Ihre Arbeit aus?

Westhoff Wir sind in der Uniklinik durch unser mit Spezialisten zusammengesetztes ABS-Team (Antibiotic Stewardship), das sich um den bestmöglichen Einsatz von Antibiotika kümmert, sehr gut aufgestellt. Natürlich haben auch wir mit vermehrten Resistenzen zu kämpfen. Reserveantibiotika, die dafür zur Verfügung stehen sind oft teuer, haben mehr Nebenwirkungen und sind zeitweise auch aufgrund von Lieferengpässen schwierig zu bekommen. Durch die intensive Zusammenarbeit mit dem ABS Team können wir hier eine genau auf die Bedürfnisse des Patienten angepasste Arzneimitteltherapie gewährleisten.

Ihre Apotheke ist technisch sehr modern aufgestellt. Gibt es dennoch Möglichkeiten, um Abläufe zu verbessern?

Westhoff Unser Ziel ist, möglichst umfassend automatisiert und IT-gestützt zu bearbeiten, damit unser pharmazeutisches Personal viel Zeit zur Unterstützung des ärztlichen und pflegerischen Personals rund um die Arzneimitteltherapie einsetzen kann. Hier wären noch viele sinnvolle Innovationen möglich - aber natürlich sind unsere Investitionsmöglichkeiten durch die uns zur Verfügung stehenden staatlichen Finanzmittel begrenzt.

Bekommen Sie auch Rückmeldungen von den Stationen, oder Fragen Ärzte Sie manchmal um Rat bei der Medikation?

Westhoff Ja, wir stehen immer im Dialog mit den Kliniken. Auf manchen Stationen sind sogar Apotheker vor Ort, etwa in der Klinik für Hämatologie und Onkologie und der Unfallchirurgie.

Gibt es etwas, dass Sie hier nicht herstellen können? Aus technischen oder anderen Gründen?

Westhoff Eigentlich nicht, solange es die rechtliche Situation zulässt.

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