Hexahydrocannabinol in E-Zigaretten Experten in ganz Europa warnen vor „Kioskdroge" HHC

Berlin · Experten warnen bereits jetzt vor dem Konsum des Stoffes Hexahydrocannabinol (HHC), einem Extrakt aus der Hanfpflanze. Der Konsum fällt in eine Nische des Betäubungsmittelgesetzes.

 Eine Pflanze der Industriehanf-Sorte Futura 75.

Eine Pflanze der Industriehanf-Sorte Futura 75.

Foto: dpa/Fabian Sommer

Unter dem eingängigen Buchtitel „Koks am Kiosk“ erschien 2019 eine „Kritik der deutschen Drogenpolitik“. Auf minder schwerem, aber ebenfalls nicht unproblematischem Niveau spielt sich derzeit eine Geschäftspraktik in der Grauzone des Betäubungsmittelgesetzes ab: Neuerdings verkaufen Kioske die Substanz Hexahydrocannabinol (HHC) für E-Zigaretten. Weil HHC laut Expertenmeinung ähnlich wirkt wie Kostenpflichtiger Inhalt die „Kioskdroge“. Dass sie nicht verboten ist, liegt einzig daran, dass sie noch sehr neu auf dem Markt ist. In ganz Europa ist HHC als legale Droge bereits umstritten; neulich gab es ein Experten-Treffen in Lissabon.

HHC zählt zu den mehr als 100 Cannabinoiden und kommt in sehr geringen Mengen in der Hanfpflanze vor, weswegen es synthetisch aufbereitet wird. Auch in Österreich warnen Experten. Lisa Brunner, Leiterin des Instituts für Suchtprävention der Sucht- und Drogenkoordination Wien, stufte HHC gegenüber dem „Standard“ als problematisch ein: Es gebe „keine Studien über die Langzeitwirkung“, aber auch die kurzzeitigen Effekte der Substanz seien noch weitgehend unerforscht. Hinzu komme, dass beim Herstellungsprozess „diverse Nebenprodukte entstehen können, die teilweise nicht identifiziert sind oder nicht bestimmt werden können“. Diese würden dann unerkannt mitkonsumiert. Brunners Haltung ist klar: „Wenn das Risiko nicht bekannt ist, kann es auch keinen risikobewussten Umgang damit geben!“

In Luxemburg verhalten sich die Händler im Laden eher zurückhaltend, wie das dortige „Tageblatt“ schreibt. Ein Händler sagt: „Der Hype ist einfach noch zu neu, und es gibt noch keine wissenschaftlichen Studien über die Nebenwirkungen oder die Langzeitfolgen von HHC-Konsum. Ich rate meinen Kunden, die Finger davon zu lassen.“ Ähnlich wie in anderen Ländern sei indes der Internethandel unproblematisch. Die Konsumenten können HHC in Form von Ölen, Liquids für die E-Zigarette, Nahrungsmitteln (Edibles) oder in reiner Blütenform erwerben.

So wie das illegale THC wird auch HHC in den Cannabinoid-Rezeptoren des Körpers gebunden. Bei THC-haltigem Cannabis steigt das Risiko für psychische Erkrankungen bei regelmäßigem Konsum.

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