Sprechstunde Johannes Uerscheln Wenn Allergien auf die Lunge übergreifen

Bei Heuschnupfen-Patienten kann der "Etagenwechsel" zum Asthma zu starker Luftnot führen.

Pollenflug - Acht Tipps zum Schutz vor Pollenbelastung
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Acht Tipps zum Schutz vor Pollenbelastung

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Foto: dpa/Wolfgang Kumm

Unser Leser Thomas K. (34) aus Ratingen fragt: "Seit einigen Jahren habe ich Heuschnupfen im Frühjahr, den ich immer selber mit frei verkäuflichen Medikamenten behandeln konnte. Seit diesem Jahr mit dem frühen, heftigen Pollenaufkommen habe ich das Gefühl, dass das Atmen behindert ist, und auch nachts wache ich mit Luftnot auf. Hat sich meine Allergie verändert?"

Johannes Uerscheln Pollen von Pflanzen und Bäumen können verschiedene allergische Reaktionen auslösen. Am bekanntesten sind der Heuschnupfen mit Brennen und Tränen der Augen sowie Schnupfen oder behinderter Nasenatmung und das Asthma bronchiale. Beide Erkrankungen werden durch eine überschießende Immunreaktion ausgelöst, die in dem einen Fall die oberen, im anderen die unteren Atemwege betrifft.

So eindeutig ist das allerdings in der Realität nicht zu trennen. Vielmehr findet sich häufig der Fall, dass ein Mensch, der zunächst nur mit Heuschnupfen auf die Pollen reagiert, in der Folge dann auch Beschwerden der Bronchien entwickelt. Das wird dann als Etagenwechsel der allergischen Erkrankung bezeichnet. Wichtig ist hierbei, dass nicht nur Luftnot und Atemgeräusche, sondern auch vermeintlich geringe Beschwerden wie ein chronischer Husten in der Pollenzeit ein Zeichen für das Vorliegen eines Asthma bronchiale sein können. Grund der Beschwerden eines Asthmatikers ist eine durch das Immunsystem bedingte Entzündung der unteren Atemwege.

Durch sie fühlen sich die Bronchien gereizt an, die Schleimhaut der Luftwege schwillt an, und es bildet sich auch mehr Schleim. Insgesamt verengen sich die Atemwege, was dann auch zur Atemnot führt. Auslöser der asthmatischen Entzündung sind häufig Allergien. Aber auch Reize wie Atemwegsinfekte, Stress, Zigarettenrauch oder auch kalte, trockene Luft können Asthma bronchiale auslösen, das dann als nicht-allergisches oder auch intrinsisches Asthma bronchiale bezeichnet wird. Nahezu die Hälfte der erwachsenen Asthmatiker leidet an dieser Form. Zudem sind auch Mischformen aus allergischem und intrinsischem Asthma oft nachzuweisen. Asthma bronchiale konnte früher nur schlecht therapiert werden.

Die Betroffenen litten sehr unter den Asthmaanfällen. Allerdings ist die Krankheit seit dem Einsatz von Sprays oder Pulverpräparaten, die eingeatmet werden, erfreulicherweise sehr gut behandelbar. Neben einem Spray zur Therapie akuter Beschwerden, das der Patient mitführen sollte und das die Atemwege schnell öffnet, wird heute bei häufigen und stärkeren Beschwerden empfohlen, die Entzündung der Atemwege, welche die Krankheit auslöst, nachhaltig zu behandeln. Hierzu sollte der Asthmatiker regelmäßig eine Therapie mit entzündungshemmenden Medikamenten durchführen.

Das zu diesem Zweck meist eingesetzte Medikament ist Kortison, das inhaliert wird und in dieser Darreichungsform sehr wenig Nebenwirkungen, aber große Wirkung entfaltet. Auch die Anwendung von Kombinationen aus Kortison und Stoffen, die die Bronchien erweitern, ist häufig sinnvoll. Unter einer differenzierten und nebenwirkungsarmen Therapie werden schwere Asthmaanfälle, die sehr gefährlich sein können, nur noch sehr selten beobachtet. Die betroffenen Patienten können ein normales Leben führen, ohne durch Husten oder Atemnot behindert zu sein. Daher ist es wichtig, bei neu aufgetretenen Atembeschwerden und gleichzeitigem Heuschnupfen an ein Asthma bronchiale zu denken. Dann können richtige Maßnahmen früh eingeleitet werden.

Johannes Uerscheln ist Lungenarzt und Allergologe in Neuss und Düsseldorf.

(RP)
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