Sprechstunde mit Dr. Winfried Randerath Blaues Licht hält wach

Abendlicher Umgang mit Smartphone und Laptop kann das Einschlafen massiv stören. Das liegt meist am Licht aus den Geräten.

Zehn Tipps: Der gesunde Schlaf
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Foto: Shutterstock/baranq

Leser Felix H. (38) aus Hilden: "Neuerdings habe ich Mühe, abends einzuschlafen. Ich liege oft lange wach und kann nicht abschalten. Könnte das an technischen Geräten liegen? Ich muss oft abends arbeiten und nutze Smartphone und Laptop lange. Kann das zusammenhängen?"

Winfried Randerath Viele Menschen leiden unter Ein- und Durchschlafstörungen. Die Schlafmedizin nennt das Insomnie. Dafür gibt es zahlreiche Ursachen: Erkrankungen der inneren Organe, des Nervensystems oder der Psyche, Medikamenten- oder Genussmittelgebrauch; chronische Schmerzen können den Schlaf erheblich stören. Dazu gehören aber auch Faktoren, die wir selbst beeinflussen können. Wie eine Hygiene für den Körper wichtig ist, so ist Schlafhygiene für einen gesunden Schlaf notwendig.

Die Natur mit ihrem Wechsel der Jahreszeiten und des Tageslichtes beeinflusst unser Leben ganz entscheidend. Jede einzelne Körperzelle hat ihren Tag-Nacht-Rhythmus. Alle Zellen werden von einem zentralen Zeitgeber im Gehirn einreguliert und auf den Wechsel von Hell und Dunkel eingestellt.

Eine entscheidende Rolle spielt ein Botenstoff im Körper, das Melatonin. Wenn es dunkel wird, wird es freigesetzt und signalisiert dem Körper, sich nun auf die Nachtfunktionen einzustellen: Schlafen, Erholung von Körperfunktionen, Absenkung der Körpertemperatur, des Herzschlages, des Blutdruckes, der Ausscheidung und vieles mehr. Das Melatonin wird vom Licht gesteuert. Wenn Licht auf unsere Netzhaut fällt, wird der Botenstoff blockiert, für den Körper bleibt es Tag.

Hier setzen die technischen Geräte ein. Das weiße Licht besteht aus vielen Komponenten von blauen bis zu gelben und roten Anteilen. Blaues Licht hemmt das Melatonin. Der Körper kann sich nicht auf den Nachtrhythmus einstellen. Rottöne am Abend können dagegen auf den Schlaf vorbereiten. Technische Geräte enthalten häufig starke Blauanteile und behindert das Einschlafen. Abendliches Arbeiten hat aber eine weitere Komponente: Wenn wir bis abends lange angespannt sind, bleiben wir unter Strom und können nicht abschalten.

Zur Schlafhygiene gehört die Vorbereitung auf den Schlaf. Etwa zwei bis drei Stunden vor dem Schlafengehen sollten Sie runterschalten, das Abendritual beginnen, Entspannendes tun, aufregende und anregende Tätigkeiten und schwere Mahlzeiten vermeiden. Sport am Tag unterstützt den Schlaf, am Abend kann er ihn behindern. Unser Körper funktioniert nicht wie eine Maschine, die man an- und ausschalten kann - der Wechsel von Tag und Nacht, Wachheit und Schlaf, Aktivität und Erholung gehören zu unserer Natur.

(RP)
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