Die Jungbrunnen-Formel So kommen Sie gesund bis ins hohe Alter

Das Glück bis ins hohe Alter hängt vor allem von der Gesundheit ab. Aber gibt es eine Jungbrunnen-Formel? Drei Experten sagen: Ja. Und geben Ratschläge.

Gesund alt werden mit der Jungbrunnen-Formel
Foto: Grafik RP Ferl

Ewig jung bleiben - dieser Traum ist vielleicht so alt wie die Menschheit. Dabei muss es nicht einmal die Unsterblichkeit sein. Ein paar unbeschwerte Jahre mehr würden den meisten schon reichen. Aber zeigt der Blick in den Spiegel nicht, dass am Altern nichts zu rütteln ist?

"Es stimmt. Aufhalten im eigentlich Sinne können wir das Altwerden nicht", sagt Professor Lenhard Rudolph, Institutsdirektor des Leibniz-Instituts für Altersforschung. Die Zellen werden mit den Jahren krankheitsanfälliger, und das lässt sich nicht ändern. Zudem steigt die Krebsgefahr durch Mutationen des Erbguts an. Schutzlos ausgeliefert ist der Mensch diesen Vorgängen aber nicht. "Studien haben gezeigt, dass die Gene eines Menschen nur zu 30 Prozent an diesen Alterungsprozessen beteiligt sind", so Rudolph. "Die restlichen 70 Prozent hängen vom individuellen Lebensstil und den Umwelteinflüssen ab." 70 Prozent. Das bedeutet, dass der Löwenanteil des Alterns von den persönlichen Entscheidungen des Einzelnen bestimmt wird.

Wie stark beispielsweise die Hautalterung voranschreitet, hat wesentlich mit der Menge der Sonnenbäder zu tun, die ein Mensch in seinem Leben nimmt. "Und Rauchen, da sind sich alle Wissenschaftler einig, verkürzt die Lebenszeit um ganze zehn Jahre", sagt Rudolph.

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Foto: Ferl

Was man aber genau tun muss, um ein glücklicher Methusalem zu werden, weiß wohl niemand besser als ein echter 100-Jähriger selbst. Für eben diese Antwort ist der Ernährungswissenschaftler Marcus Lauk einmal um die Welt gereist. Seine Ziele: Loma Linda in Kalifornien, Sardinien in Italien und die Insel Okinawa in Japan. Jene Orte, an denen die meisten über 100-Jährigen leben. "Ich wollte wissen, wie ihr Lebensstil ist und ob es Gemeinsamkeiten gibt", sagt Lauk. Seine einfachste Erkenntnis vorneweg: Einen Supernährstoff, der mühelos alt macht, gibt es nicht.

Fasten - Das Allheilmittel

Aber es lassen sich fünf Jungbrunnen-Prinzipien ableiten: "Auf Sardinien wird beispielsweise viel Fleisch gegessen, auf Okinawa mehr Fisch." Beiden Orten gemeinsam ist, dass sie sich von Lebensmitteln mit hoher Qualität ernähren, die kaum vorverarbeitet sind und frisch gekocht werden. Unwissentlich folgen die Super-Alten damit den Warnungen westlicher Wissenschaftler. Die haben in verschiedenen Studien gezeigt, dass vor allem gepökeltes und rotes Fleisch das Sterblichkeitsrisiko deutlich erhöht. Einig sind sich die Experten - sowie die Steinalten rund um den Globus - auch darin, dass Fasten einen hohen Stellenwert hat. "Es müssen gar nicht mehrere Wochen am Stück sein", erklärt Lauk. "Wichtig ist vielmehr, dem Körper jeden Tag Fastenstunden zu bieten."

Gesund alt werden mit der Jungbrunnen-Formel
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Was dann passiert, weiß Biophysiker Prof. Thomas Finkenstädt: "Die Zellen schalten in einen Modus, der sich Autophagie, also Selbstverdauung, nennt." Dabei werden alle Elemente, die älter als ein paar Tage sind, von der zelleigenen Mülldeponie zu Energie verbrannt. "Das reinigt den Körper von Giftstoffen und macht fast wie von selbst jung und schlank", sagt Finkenstädt. Anschmeißen lässt sich dieser Prozess durch Fastenzeiten ab fünf Stunden; oder durch die Aufnahme bestimmter Lebensmittel wie etwa Nüsse. Noch ein Vorteil der proteinreichen Früchte ist nach den Worten des Wissenschaftlers, dass sie Herz und Gefäße vor schädlichen Prozessen schützen.

Welcher Sport wirklich jung macht

Ein weiterer Jungmacher, der an allen drei Methusalem-Enklaven zu finden ist, ist Sport. "Allerdings betätigen sich die Leute dort in Gärten oder auf dem Acker", sagt Lauk. Für den modernen Westler leitet er daraus folgende Regel ab: "Ich rate mehr zu Kraftsport als zu Ausdauertraining." Denn während das Training der Muskulatur auch das Skelett, die Bänder und das Herz-Kreislaufsystem anrege, wirke Ausdauersport fast nur auf letzteres. "Wir brauchen aber die Elastizität des gesamten Körpers, um gesund alt zu werden", bestätigt auch der Altersmediziner Rudolph.

Ein Punkt, der gerade in Deutschland oft diskutiert wird, ist das soziale Umfeld. Altersheime gibt es auf Okinawa nicht. Dafür aber eine Tradition, die jeden mit fünf Freunden für's Leben ausstattet. "Der Austausch und Kontakt bis ins hohe Alter macht die Menschen stressresistenter und glücklicher", sagt Lauk. Auf den täglichen Stress müssen Westler, die sich jung halten wollen, ohnehin achten. "Viele Studien zeigen, dass Stress die Alterung in den Zellen beschleunigt", so Rudolph.

Warum Männner früher sterben als Frauen

Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass gelassene Menschen gesünder leben und älter werden. "Dazu gehört auch, mehr Akzeptanz für das Leben zu entwickeln", sagt Lauk. Zu Herzen nehmen sollten sich das vor allem Männer. Die sterben im Durschschnitt bis zu fünf Jahre früher als Frauen. Hauptgründe dafür sind: Körperlich anstrengendere Jobs, ein erhöhtes Risisko für Herzerkrankungen und der Unwille vor der Familie und dem Arzt damit herauszurücken, wenn etwas weh tut oder sie sich schlecht fühlen.

Marcus Lauk hat das und viele andere Dinge seit seiner Reise zu den 100-Jährigen geändert. "Sie vergleichen sich nicht mit anderen und kämpfen nicht gegen Tatsachen an", erklärt er. Und allein diese innere Ruhe macht 20 Jahre jünger.

(ham)
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