RP-Sprechstunde Gefährlicher Duftbaum

Düsseldorf · Lufterfrischer im Auto werden unterschätzt, was die gesundheitlichen Risiken betrifft. Unter Umständen können sie sogar Krebs auslösen.

 Dutbäumchen im Auto: Foto: Andreas Bretz

Dutbäumchen im Auto: Foto: Andreas Bretz

Foto: Bretz Andreas/Bretz, Andreas (abr)

Unser Leser Felix K. (38) aus Mettmann fragt: „Ich nutze seit Jahren in meinem Pkw Duftbäumchen. Jetzt wurde mir gesagt, sie seien gesundheitsschädlich. Ist da etwas dran?“

Johannes Uerscheln Seit Jahren sind viele Produkte zu erwerben, die in verschiedensten Lebenssituationen Düfte freigeben. Beispiele sind Luft­erfrischer, Duftkerzen und Duftöle, Duftstecker für die Steckdose oder eben auch die Duftbäumchen für den Autospiegel. Es werden chemische Stoffe, nämlich organische Verbindungen, freigesetzt, die einen speziellen Duft verströmen oder Duftstoffe mit sich tragen. Bei den Duftbäumchen kann man dabei die Menge an Duftstoffen dann noch durch vorsichtiges Abziehen des umhüllenden Plastiktütchens regulieren.

Manche der duftenden Substanzen, die in die Luft des Autoinnenraums freigegeben werden, haben sich unter mehreren Gesichtspunkten als problematisch herausgestellt. Untersuchungen aus der Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde haben ergeben, dass das Risiko für Krebserkrankungen im Bereich der Atemwege unter bestimmten Umständen bei Anwendung von chemischen Duftstoffen im Auto ansteigt. Das gilt gerade dann, wenn gleichzeitig im Wagen geraucht wird. Der Grund hierfür scheint zu sein, dass die Duftchemikalien helfen, dass sich die gefährlichen Inhaltsstoffe des Zigarettenrauchs mit Feinstaub-Partikeln aus der Luft verbinden, sich gemeinsam im Körper ablagern und die Zellen schädigen.

Weiterhin wurden in der Vergangenheit in manchen der Lufterfrischer-Produkte Weichmacherchemikalien nachgewiesen, die Schädigungen an der Leber, den Nieren und den Fortpflanzungsorganen versuchen können.

Nicht zuletzt lassen sich Duftstoffe nachweisen, die das Potenzial haben, Allergien auszulösen. Hier ist anzumerken, dass Duftstoffe überhaupt zu den häufigsten Auslösern einer Kontaktallergie gehören, weil halt vom Putzmittel bis hin zum Shampoo, also auch schon ohne die im Auto verwendeten Chemikalien, sehr viele Produkte mit Düften versetzt werden und wir alle im täglichen Leben somit mehr als in vergangenen Zeiten damit in Kontakt kommen.

Da auch in der Natur vorkommende duftende Substanzen teilweise belästigend sein oder gar Allergien auslösen können, findet man hier auch keine wirklich gute Alternative, um die Gerüche im Auto zu auf eine harmlose Weise verbessern.

Somit bleibt es nur anzuraten, dass regelmäßiges Durchlüften des Fahrgastraums die gesundheitlich beste und risikoärmste Lösung für ein angenehmes Raumklima ist, auch was die Gerüche im Auto betrifft.

Unser Autor Johannes Uerscheln ist Lungenarzt und Allergologe in Neuss und Düsseldorf.

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