Haut und Haare Gänsehaut: Warum uns die Haare zu Berge stehen?
Gänsehaut verschwindet so unerwartet, wie sie gekommen ist - ob bei klirrender Kälte oder in emotional aufwühlenden Momenten. Doch was genau spielt sich dabei im Körper des Menschen ab?

Gänsehaut - einfach erklärt!
Der Mensch kann entweder dünn- oder dickhäutig sein, er kann aus Schamgefühl erröten und wenn ihm etwas unter die Haut geht, dann kann sich eine Gänsehaut bemerkbar machen. Manchmal möchte er vielleicht am liebsten aus der Haut fahren und ein anderes Mal nicht in der Haut des anderen stecken.
Die Haut. Als größtes Organ des Menschen bildet sie eine schützende Barriere zwischen Organismus und Umwelt. Sie besteht aus der Oberhaut (Epidermis), der eigentlichen Haut (Dermis) und der darunter liegenden Fettschicht (Subkutis). Sie schützt vor Druck und Stößen, ebenso vor Austrocknung und dem Eindringen von Schmutz, Krankheitserregern und schädlichen Substanzen. Sie reguliert die Körpertemperatur und bietet einen wirksamen Schutz gegen UV-Strahlen. Darüber hinaus spielt die Haut eine bedeutsame Rolle im sozialen Leben. Sie stellt nämlich auch ein Kontakt- und teilweise auch Sinnesorgan zum Mitmenschen dar.
Grundsätzlicher Aufbau der Haut
Im Grundaufbau scheint die Haut simpel zu sein, jedoch enthält sie eine äußerst komplexe und funktionell vernetzte Infrastruktur:
Epidermis: Das ist die äußerste Schicht der Haut. Sie ist nur wenige Millimeter dick und bildet eine schützende Grenze zur Außenwelt. Oft wird diese Barriere mit einem dicht gepackten Mauerwerk verglichen, da die Haut aus mehreren Lagen verhornter Zellen besteht, wobei die Lipide als "Mörtel", also als Bindemittel zwischen den Hornzellen fungieren.
Dermis: Mit der Epidermis fest verbunden ist die Dermis, die auch als Lederhaut bezeichnet wird. Sie besteht aus Talg- und Schweißdrüsen, Haarwurzeln, Bindegewebe, Blutgefäßen und Nervenzellen.
Subcutis: Die tiefste Hautschicht ist die Unterhaut - der größte Fettspeicher des menschlichen Körpers. Sie fungiert als "Stoßdämpfer" für die darunterliegenden Muskel und Organe. Gleichzeitig sorgt sie als Isolator für die Aufrechterhaltung der Körpertemperatur.
Kurz zusammengefasst: Die Haut ist das größte und vielseitigste Organ des Menschen und bildet eine natürliche Barriere zur Umwelt. So übernimmt sie in ihrer Schutzfunktion eine Vielzahl an Aufgaben. Sie schützt vor Kälte, Wärme und schädlichen Sonnenstrahlen. Sie verhindert, dass Viren oder Bakterien in den Körper eindringen. Zudem federt sie Schläge und Stöße ab und hält die Körpertemperatur aufrecht. Doch die menschliche Haut ist nicht nur ein Grenzorgan oder ein Sinnesorgan, sondern auch ein Ausdrucksorgan. Am augenfälligsten offenbart sich dies bei der Schamröte, wenn unangenehme oder peinliche Situationen auftreten. Eine weitere emotionale Reaktion, die über die Haut des Menschen zum Ausdruck kommen kann, ist die Gänsehaut.
Was ist Gänsehaut?
Als Gänsehaut (lat. cutis anserina, med. Piloerektion) wird das unwillkürliche Aufrichten der Haare bezeichnet. Es handelt sich hierbei um ein Relikt aus der Entwicklungsgeschichte des Menschen, als in der Steinzeit unsere Vorfahren noch ein stark ausgeprägtes Haarkleid besaßen. Denn das aufgerichtete Körperhaar konnte sich in den Zwischenräumen ein natürliches Luftpolster bilden, das effektiv vor Kälte schützte.
Nach wie vor bekommen wir heutzutage eine Gänsehaut, wenn wir Kälte verspüren. Doch angesichts der heute eher spärlichen Körperbehaarung des Menschen, kann die Wärmewirkung wohl vernachlässigt werden. Gleiches gilt auch für das reflexartige Aufstellen der Haare als einschüchternde Drohgebärde. Was damals als imposant und furchteinflößend gewirkt hat, lässt sich durch die noch übrig geblieben, feinen Härchen auf der Haut nicht mehr nachahmen. Alles, was noch übrig ist, ist eine Gänsehaut, die vom Erscheinungsbild einer gerupften Gans oder eines Huhns ähnelt.
Was verursacht Gänsehaut?
Gänsehaut zeigt sich, wenn sich die winzigen Haarbalgmuskeln an der Haarwurzel kontrahieren und so die Körperhaare aufrichten. Sofern Kälte die Ursache ist, gehen Wissenschaftler davon aus, dass sich die Gänsehaut als Schutzmaßnahme einstellt, damit der menschliche Körper die Wärme weitgehend halten kann. Doch nicht nur bei Kälte sträuben sich die Haare, sondern auch in emotionalen Situationen. Die Bandbreite ist vielfältig und erstreckt sich vom Händedruck über Streicheln und einen freundschaftlichen Kuss auf die Wange bis hin zum intimen Körpererfahrungen. Aber nicht nur physische Kontakte können eine Gänsehaut hervorrufen. Gleiches gilt auch auf emotionaler Ebene, wie etwa beim Hören von Musik, beim Zuschauen eines Fußballspiels oder in der Auseinandersetzung mit Gefahrensituationen. Selbst Ekel oder Abscheu kann zum Aufrichten der Haare führen. Gleich, in welchen Momenten eine Gänsehaut auftritt, jeder Mensch reagiert anders. Das soll heißen, was bei dem einen eine Gänsehaut auslöst, muss nicht unbedingt dem anderen widerfahren.
Schlussendlich lässt sich sagen, dass es viele Situationen gibt, die eine Gänsehaut hervorrufen - Kälte, Ängste oder Freude. Es kommt jedoch dabei immer auf die individuellen Empfindungen des Menschen an.
Was passiert bei Gänsehaut im Körper?
Eines vorweg: Menschen können mit Ausnahme der Handflächen und der Fußsohlen überall am Körper eine Gänsehaut bekommen. Sobald ein Reflex durch Kälte oder emotionale Momente ausgelöst wird, richten sich die Haare auf der Haut auf. Dafür verantwortlich sind die Muskeln der Haarbälge, die sich zusammenziehen. Gleichzeitig wird die dazugehörige Talgdrüse verdichtet und es entsteht auf der Haut eine kleine Erhebung, die in der Summe als "Gänsehaut" bezeichnet wird.
Der Mensch nimmt sie vorrangig an den Extremitäten (Arme und Beine) wahr, doch sie zeigt sich oftmals auch im Nacken, am Rücken und am Po. Bewusst steuern lässt sich diese Körperfunktion allerdings nicht. Denn es handelt sich hierbei um einen angeborenen Instinkt aus der Zeit der Urmenschen. Damals hatte dieser Gänsehaut-Urinstinkt zweierlei Nutzen: Zum einen schützten die aufgerichteten Haare vor Kälte und zum anderen wirkten angesichts der größeren körperlichen Erscheinung bei Gefahr als Drohgebärde. Und auch wenn wir heutzutage mit deutlich weniger Fell auf dem Leib auf Erden wandeln, so ist uns dieser Instinkt nicht abhanden gekommen. Und auch wenn sich der Mensch nicht mehr durch Körperhaar vor Kälte oder Feinden schützen kann, so erfüllt die durch Gänsehaut vergrößerte Hautoberfläche weiterhin eine nützliche Funktion: Denn der Körper kann bei Stress die notwendige Schweißabgabe steigern und sich somit angemessen kühlen.
Wofür ist Gänsehaut gut?
Wie bereits an anderer Stelle erwähnt, ist die Haut ein Sinnesorgan. Es besitzt eine Vielzahl an Rezeptoren, die man als "Fühler" bezeichnen kann. Denn sie erfühlen Druck- und Berührungsreize, Schmerzreize sowie Wärme- und Kältereize. Die vereinzelten in der Haut verteilten Rezeptoren nehmen Empfindungen auf und leiten diese ans Gehirn. Dort wird die Art der Empfindung bestimmt und der exakte Ort lokalisiert. Im Falle von Kälte ist der menschliche Körper darum bemüht, die Temperatur von 37 Grad Celsius konstant zu halten. Sollte es jedoch zu einem unangenehmen Kälteempfinden kommen, dann kann sich das auf der Haut bemerkbar machen. Es entsteht eine Gänsehaut. Denn in so einem Moment verengen sich die Blutgefäße der Haut, damit nicht zu viel Wärme verloren gehen kann. Zudem ziehen sich die kleinen Muskeln an den Haarfollikeln zusammen und die Haare stehen uns im wahrsten Sinne des Wortes deutlich zu Berge. Das geschieht reflexartig, aber nicht nur durch den Einfluss von Kälte.
Die Gänsehaut tritt auch auf, wenn sich der Mensch fürchtet oder starke emotionale Gefühle auftreten. Wer sich an dieser Stelle fragt, welche Bedeutung die Bildung einer Gänsehaut heute noch hat, so muss man sagen: im Grunde genommen keine. Der einstige Urinstinkt des Menschen erfüllt angesichts der fehlenden Körperbehaarung keinen Zweck mehr. Kurzum: Das Fell haben wir im Laufe der Evolution abgelegt, aber der Reflex ist dem Menschen geblieben.
Welche Krankheiten stehen mit Gänsehaut in Verbindung?
Das wird allgemein auch als Spiegelbild der Seele bezeichnet und stellt in diesem Sinne eine Wechselbeziehung zwischen Seele, Geist und Körper dar. Als Ursache kommen hierbei nicht nur Ängste, Freuden oder Erregungen infrage, sondern eben auch Krankheiten. So zeigt sich Gänsehaut bei Fieber und Schüttelfrost, also bei Erkältungen oder Grippe. In diesem Fall fühlt sich der Körper schwach an, der Kopf und die Glieder schmerzen und Kälteschübe gehen durch Mark und Bein. Betroffene empfinden die eigene Körpertemperatur von 37 Grad Celsius als Unterkühlung. Die Reaktion darauf: Das Nervensystem sendet ein Signal an die Haut. Es kommt zu einer Verengung der Blutgefäße und die an jedem Haarbalg anliegenden Muskeln kontrahieren. Daraufhin bildet sich eine Gänsehaut und die Haare stellen sich reflexartig auf. Doch es gibt noch viele weitere Erkrankungen, die von einer Pilorektion begleitet wird:
- Scharlach
- Wundrose (Erysipel)
- Tropenkrankheiten wie Malaria, Gelbfieber oder Fleckfieber
- Lungenentzündung
- Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis)
- Wundstarrkrampf (Tetanus)
- Blutvergiftung (Sepsis)
- Entzugserscheinungen
- Sonnenstich oder Hitzschlag
- Pilzvergiftung
Die Gänsehaut tritt aber auch dann auf, wenn sich der Mensch in stressigen Situationen befindet, also dann, wenn Betroffene einer großen emotionalen Belastung ausgesetzt sind. Der Körper nimmt solche Augenblicke als Gefahr wahr und wird dadurch sogleich in Alarm- und Handlungsbereitschaft versetzt. Schließlich geht es darum, dass dem Körper ermöglicht wird, energisch und reaktionsschnell auf brenzlige Situationen reagieren zu können. Der Urinstinkt des Menschen beziehungsweise der Stress wird sichtbar.
Stress kann wahrlich unter die Haut gehen, insbesondere wenn Menschen von ausgeprägten Ängsten geplagt werden. Die Rede ist von Angstattacken, die jeder Mensch einmal in seinem Leben hat, wie etwa vor einer entscheidenden Abschlussprüfung in der Schule. Kommt dies jedoch des Öfteren vor, spricht man von Angststörungen. Sie gehören heutzutage zu den häufigste psychischen Erkrankungen - vor allem unter Kindern und Jugendlichen - und können die verschiedensten Bereiche des Lebens betreffen. Gewöhnlich sind sie keine Reaktion auf eine reale Bedrohung und sind auch nicht auf bestimmte Dinge oder Situationen beschränkt. Angststörungen gibt es in verschiedenen Formen und mit unterschiedlichen Symptomen. Dazu gehören Phobien, Panikstörungen und Zwangsstörungen. Zudem haben Menschen, die an Angststörungen leiden, oftmals Symptome einer Depression.
Dieser Artikel stammt vom 11. Mai 2020 und wurde aktualisiert.