Fitness für den ganzen Körper Poledance - die Sportart mit der Stange

In immer mehr deutschen Städten werden Kurse für Poledance angeboten. Wir verraten, was es mit der Sportart auf sich hat und warum sie olympische Disziplin werden könnte.

Poledance: Diese zehn Dinge sollten Sie wissen
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Zehn Dinge, die Sie über Poledance wissen sollten

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Foto: Bretz, Andreas (abr)

Pole Dance Studios gibt es mittlerweile in vielen deutschen Städten. Doch was hat es genau mit der Tanz-Sportart auf sich, bei der scheinbar die Schwerkraft überwunden und spektakuläre Tricks an der Stange ausgeführt werden? Wir erklären, was dieses Tanzen so besonders macht und wieso sich die Teilnahme an einem Kurs lohnt.

Was ist Poledance?

Poledance, auch Pole Dance genannt, ist eine Sportart, die sich in den vergangenen Jahren auch in Deutschland immer größerer Beliebtheit erfreut. Auf Deutsch übersetzt heißt Poledance Stangentanz. Die Pole ist eine Stange, die in der Regel einen Durchmesser von 45 oder 50 mm hat. Es gibt sie in unterschiedlichen Größen, abhängig von der Höhe der Decken des Raumes, in der die Poledance-Stange steht. An der Pole werden akrobatische Tricks, Kraftübungen und Tanzchoreografien ausgeführt. Beim Tanzen wird scheinbar die Schwerkraft überwunden. Dies erfordert vor allem ein hohe Maß an Kraft und Beweglichkeit. Gerade Anfängern fallen viele Tricks an der Pole schwer, doch mit der Zeit entwickelt sich ein ganz neues Körpergefühl, und durch die regelmäßige Übung verbessert sich auch die Beweglichkeit.

Der Pole-Sport ist äußerst facettenreich. Das erklärt auch, wieso immer mehr Poledance-Kurse angeboten werden. Man unterscheidet verschiedene Stile beziehungsweise Arten. Zudem gibt es verwandte Disziplinen, die viele Studios als Workhops anbieten.

  • Spinning Pole: Bei dieser Art des Poledance werden Figuren an einer sich drehenden Stange ausgeführt. Auch wenn sich die Pole zum Teil sehr schnell dreht, heißt das nicht, dass die Tricks weniger sorgfältig umgesetzt werden müssen. Trotz der Bewegung sieht man, wenn Fehler gemacht werden. Körperspannung ist das A und O, damit den Fliehkräften und der Geschwindigkeit zum Trotz elegant getanzt wird.
  • Static Pole: Da gerade Anfänger häufig mit Schwindel zu kämpfen haben und ihnen die nötige Kraft in den Oberarmen fehlt, um sich hochzuziehen, starten sie am besten ihren Tanz beim ersten Mal an der Static Pole. Die Stange kann sich in diesem Modus nicht bewegen, Griffe und Techniken lassen sich schrittweise erlernen. Auch Fortgeschrittene können manche Figuren nur an der Static Pole ausführen. Luftakrobatik hat nicht zwangsläufig etwas mit einer sich drehenden Stange zu tun.
  • Exotic Pole: Exotic Pole oder auch Pole Classique genannt, bezeichnet quasi die ursprüngliche Form des Poledance. Der Fokus liegt hier weniger auf Luftakrobatik und dem Verknüpfen einzelner Figuren in der Luft zu einer Choreografie. Stattdessen stehen das Tanzen und die Show im Vordergrund. Fließende und teils sehr aufreizende Tanz-und Teasebewegungen sind für diese Disziplin charakteristisch. Die Frau trägt beim Exotic Pole High Heels, gerne auch mit Plateau-Absätzen.
  • Pole Fitness: Wie der Name schon verrät, geht es hier in erster Linie um Kraft und Ausdauer. Auch beim Mann ist diese Variante deshalb beliebt. Der Körper wird vielseitig trainiert, häufige Wiederholungen beispielsweise von Haltefiguren sorgen für einen guten Trainingseffekt.
  • Aerial Yoga: Aerial Yoga hat eigentlich erst einmal nichts mit Poledance zu tun, da hier nicht an der Stange getanzt oder trainiert wird. Trotzdem bieten viele Pole Studios auch diese moderne Form des Yogas an, bei der der Teilnehmer in einem Tuch hängend Yogaübungen macht. Beim Aerial Yoga werden verschiedene Muskelgruppen angesprochen und trainiert. Auch bei dieser Disziplin bekommt man mit der Zeit ein neues Körpergefühl.
  • Aerial Hoop: Akrobatisches Workout in der Luft – mit dem Aerial Hoop kein Problem. Der an der Decke aufgehängte Ring ist vergleichbar mit einem großen Hula-Hoop-Reifen. Er bietet zahlreiche Möglichkeiten für eine ganz besonderes Tanz- und Akrobatik-Workout.
  • Chairdance: Viele Pole Dance Studios bieten zudem auch Kurse für Chairdance an. Mit Hilfe eines Stuhls werden kleine Choreografien einstudiert. Ähnlich wie beim Poledance ist viel Kraft in den Armen sowie ein gutes Gefühl für den eigenen Körper von Vorteil.

Wie ist Poledance entstanden?

Heutzutage ist es meist eine Frau, die den Sport an der Stange ausübt. Doch ursprünglich waren es Männer, die den Polesport, der sich aus der traditionellen asiatischen Akrobatik heraus entwickelt hat, betrieben. In Asien ist es schon seit jeher Brauch, Holzpfähle oder Stangen für das Training und die Steigerung der eigenen Fitness zu verwenden. Es gibt sogar Aufzeichnungen aus dem 12. Jahrhundert, die die Existenz dieser Art des Trainings belegen. Die indische Sportart Mallakhamb, das Turnen an einem Holzpfahl, wurde bereits 1135 nach Christus erwähnt. Auch die Kunstform des Chinese Pole, der Akrobatik an einer Stange, stammt aus dem asiatischen Raum. Noch heute wird sie weltweit in Zirkussen von ausgebildeten Artisten präsentiert und sorgt beim Publikum für Erstaunen. Mehrere Männer trotzen der Schwerkraft, während sie Tricks in der Luft an einer Stange ausführen.

Am Anfang des 20. Jahrhunderts kam die Tanz-Form dann auch in den USA auf. Stangentanz weiblicher Artistinnen erfreute sich in Wanderzirkusseen wachsender Beliebtheit. Die Frauen entblößten sich auf der Bühne teils vor dem männlichen Publikum und boten eine für die damalige Zeit skandalöse Show. Mit der Zeit tanzten die Damen nicht mehr in Zirkussen, sondern traten in Bars auf. In den 1950er Jahren entstanden so die ersten Strip-Clubs mit Stangen auf der Bühne, an denen die leicht bekleideten Tänzerinnen das Publikum verzückten. In den 80ern bekam Poledance noch einmal einen Push und verbreitete sich von Nordamerika aus in den Rest der Welt. Mit dieser Welle eröffneten viele Pole Studios und immer mehr Trainerinnen boten verschiedene Kurse an, um die damals noch sehr exotische Tanzart der breiten Masse näher zu bringen.

Debatten, ob Poledance nun ein schlechtes Frauenbild transportiere und den Körper dem männlichen Blick zur Schau stelle, gab es seitdem immer wieder. Manche forderten gar, Poledance zu verbieten. Jedoch muss man unterscheiden zwischen dem, was in einem Strip-Club passiert, und Pole Dance Kursen. "Die Debatte ist unverständlich. Wer den Sport probiert hat, würde darüber nicht streiten", sagt auch Trainerin Nadine Rebel, deutsche Botschafterin der Pole Fitness Association (PFA) und Betreiberin eines Studios in Augsburg. Ende Oktober 2018 wurde ein Meilenstein im Polesport erreicht: Die General Association of International Sports Federations (GAISF) in London versah die Sportart mit dem Beobachterstatus und erkannte sie damit erstmals an. Die Präsidentin der International Pole Sports Federation (IPSF), Catie Koates, sagte dazu: „In nur acht Jahren haben wir einen globalen Sport etabliert und eine neue Generation von Sportlern und Sportlerinnen inspiriert." Mit der Anerkennung als Sportart wurde der Weg hin zu Olympia freigemacht. Der internationale Poledance-Verband hat es sich zum Zeil gesetzt, Poledance bei den Olympischen Spielen zu etablieren. Rhythmische Sportgymnastik hat dies als Disziplin beispielsweise schon geschafft.

Wie schnell kann man Poledance lernen?

Poledance ist ein Sport, den man nicht von heute auf morgen erlernen kann. Diese besondere Tanz-Form erfordert viel Kraft und eine gewisse körperliche Fitness, die gerade Anfänger oft nicht haben. Doch keine Angst: Jeder kann den Pole-Sport erlernen. Dafür braucht es nur Zeit, Disziplin und auch Spaß an der Sache, um erfolgreich am Ball zu bleiben. Beim Poledance werden Figuren an der Stange getanzt und gezeigt, die dem Anschein nach der Schwerkraft trotzen. So kann sich die Tänzerin beispielsweise mit beiden Händen an der Stange festhalten, mit dem Unterarm von der Pole wegdrücken und mit den Füßen in der Luft Laufbewegungen machen, als ob sie tatsächlich in der Luft freischwebend laufen könnte. Es wird so viel Anpresskraft produziert, dass der Körper gar nicht oder aber sehr kontrolliert zu Boden gleitet. Mit der Muskelkraft der Arme, der Beine, der Hände oder auch der Achselhöhlen wird eine derartige haltende Anpresskraft erzeugt. Viele Körperstellen können – je nach ausgeführter Figur oder Drehung – als sogenannte Press Points (zu Deutsch: Haltepunkte) dienen. Es gibt zahlreiche Figuren und sogenannte Spins, also Drehungen, die an der Pole ausgeführt werden können. Da es sehr viele Variationsmöglichkeiten gibt, ist das Repertoire an Poledance-Figuren nahezu grenzenlos. Trainerinnen aus der ganzen Welt sorgen zudem dafür, dass neue Figuren hinzukommen, in dem sie Videos ihres Trainings oder ihrer Auftritte bei Wettbewerben im Internet teilen.

Wer Poledance lernen möchte, meldet sich am besten in einem Studio in seiner Nähe an. Viele Studios bieten Schnupperstunden an, in denen die Sportart ausprobiert werden kann. Auch gibt es oftmals Workshops für Anfänger an den Wochenenden. Wenn es beim ersten Mal schon großen Spaß macht, kann man sich für einen Kurs anmelden. Wichtig ist jedoch, dass man die richtige Niveaustufe wählt. Um Pole-Figuren sicher und auch ästhetisch ausführen zu können, braucht man Übung. Unter dem Auge und der Anleitung einer erfahrenen Trainerin oder eines geübten Trainers erzielt man die größten Fortschritte. Wie schnell sich Fortschritte zeigen, hängt auf der einen Seite vom jeweiligen Körper und der bereits vorhandenen Muskelmasse ab. Auf der anderen Seite spielt aber auch das individuelle Engagement eine große Rolle. Wer zum Beispiel zu Hause regelmäßig dehnt, seine Bauchmuskeln trainiert und auch seine Griffkraft verbessert, wird schnell Erfolge verbuchen können.

Wie viel Platz braucht man für Poledance?

Das Schöne am Poledance ist, dass man wirklich nicht viel Platz für die Ausübung dieser Sportart benötigt. Es empfiehlt sich ein Radius von etwa 1,20 Meter um die Pole-Dance-Stange herum, damit für die Tricks genug Platz ist. Eine Stange ohne Podest passt somit in nahezu jede Wohnung. Beim Aufstellen sollte jedoch bedacht werden, dass für manche Choreografien zusätzlicher Platz auf dem Boden benötigt wird. Dieser sollte einkalkuliert werden. Oft sind verschiebbare Möbel die Lösung. Eine Pole-Dance-Stange lässt sich relativ schnell auf- und abbauen. Wichtig ist nur, dass vor jedem Benutzen geprüft wird, dass die Stange richtig gespannt ist und das Körpergewicht sicher hält. Die meisten Stangen besitzen einen Durchmesser von 45 mm, das ist auch die international festgelegte Größe für Wettkämpfe. Jedoch sind auch Stangen mit 40 oder 50 mm Durchmesser im Handel erhältlich. Eine gute Stange kostet ab 200 Euro. Günstigere Modelle sind oft nicht empfehlenswert. Es gibt verschiedene Varianten, die sich in ihrer Materialbeschaffenheit, der Art der Deckenbefestigung, der Abspann-Möglichkeiten oder aber ihrer Bestückung mit Kugellagern unterscheiden. Manche Modelle sind beleuchtet oder besitzen eine bühnenähnliche Plattform. Vor dem Kauf ist es sinnvoll, sich von seinem Kursleiter beraten zu lassen.

Welche Kleidung eignet sich für Poledance?

Es ist von Frau zu Frau unterschiedlich, welche Kleidung bevorzugt wird. Zum Aufwärmen wird meist noch eine lange Hose getragen, die gerne auch etwas weiter und bequem sein darf. Danach wechseln viele zu Hotpants oder eng anliegenden Höschen. Das Oberteil sollte die Arme nicht bedecken, damit diese als Press Points genutzt werden können. Gleiches gilt für die Achseln. Es ist daher ratsam, unter der Trainingskleidung Funktionsunterwäsche zu tragen, die bei speziellen Tricks, wo mit den Achselhöhlen oder dem Schritt gehalten wird, zum Einsatz kommen kann.

Welche Vorteile hat Poledance für den Körper?

Poledance trainiert den gesamten Körper und verbessert die Koordination und den Gleichgewichtssinn. Der Oberkörper und der Beckenbereich werden gestärkt, da nicht ganz alltägliche Übungen und Bewegungen ausgeführt werden. Zeitweise wird das gesamte Körpergewicht nur mit der Kraft der Arme gehalten. Da gerade auf die Schultern, die Arme, die Handgelenke und dem Rücken eine ungewöhnliche, nicht alltägliche Belastung zukommt, ist Aufwärmen vor dem Trainieren an der Stange unabdingbar.

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