Gesundheit Lob auf den Frühsport

Düsseldorf · Ohne ein großes Maß an Verständnis wären Fitnesstrainer auf Dauer arbeitslos. "Einen Morgenmuffel macht man nicht zum Frühsportler. Wenn dessen Biorhythmus in der Früh auf dem Nullpunkt ist, würde er früher oder später die Lust am Sport verlieren", erklärt Jens Bauer.

 Morgengymastik fördert Körper und Geist.

Morgengymastik fördert Körper und Geist.

Foto: AFP

Dem Gesundheitscoach ist es deshalb eigentlich egal, "wann und wie intensiv sich die Leute bewegen — Hauptsache, sie tun was, und es macht ihnen Spaß".

Dieser hält sich aber für viele morgens offensichtlich in Grenzen: Laut einer Studie der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienste und Wohlfahrtspflege drehen sich 80 Prozent der Deutschen im Bett noch einmal um, statt mit einigen Kniebeugen am offenen Fenster in den Tag zu starten. Nur sieben Prozent treiben elf Minuten Sport; drei Prozent immerhin zwischen sechs und zehn Minuten.

"Das ist besser als gar nichts. Schon wer fünf Minuten am offenen Fenster auf der Stelle vor sich hin marschiert, tut etwas für sich und seine Gesundheit. Denn jede Form der Bewegung steigert letztendlich die Konzentrationsfähigkeit und das Wohlbefinden", sagt Bauer. Der 30-Jährige betreut und berät Firmen, Sportclubs und Privatpersonen bei Themen wie Gesundheit, Ernährung und Sport. Dabei ist die Intention seiner Kundschaft durchaus unterschiedlich: "Die einen wollen abnehmen, die anderen haben Rückenschmerzen, wieder andere werden vom Arzt aufgefordert, sich mehr zu bewegen. Doch der Klassiker bekommt im Alter von 49 1/2 plötzlich einen Kick und will bis zum Fünfzigsten wieder fit werden", erklärt der Sportwissenschaftler.

Dabei ist die gute alte Morgengymnastik, die die Chinesen in Form des Tai Chi frühmorgens schon seit Jahrhunderten in ihren öffentlichen Parks praktizieren, ein guter Anfang. "Die Idee der morgentlichen Bewegung an sich ist super", meint Bauer, "wenn das Wort Gymnastik nur nicht so fürchterlich angestaubt klingen würde. Das schreckt mit Sicherheit den ein oder anderen ab." Doch Kniebeuge und Liegestütz müssen nicht sein. Trainingswissenschaftler haben sich mittlerweile moderne Übungen ausgedacht, für die man noch nicht einmal mal eine Yogamatte braucht, sondern die man gleich nach dem Aufwachen im Bett machen kann.

Klassisches Radfahren zum Beispiel. Während man auf dem Rücken liegt, treten die Beine in der Luft in die imaginären Pedale. Trainingseffekt: Die Gelenke werden bewegt, die Bauchmuskulatur gestärkt und das Herz-Kreislauf-System angekurbelt.

Die Brücke haben viele schon in der Schule gelernt. Dabei stellt man sich in den Vierfüßlerstand auf, mit dem Rücken zur Matratze, und bewegt das Becken hoch und runter. Trainingseffekt: Stärkung der Rückenmuskulatur.

Dehnen und Strecken wie eine Katze: Man macht sich lang, hebt jeweils einen Arm und ein Bein leicht an und streckt diese lang vom Körper weg. Trainingseffekt: Der Körper baut Spannung auf, die Bänder werden gedehnt.

Beim Butterfly liegt man auf dem Rücken, schiebt die Schulterblätter zusammen, drückt die angewinkelten Ellbogengelenke tief in die Matratze und öffnet so den Brustkorb. Trainingseffekt: Dehnen des Brustbeins, Stärkung der Rückenmuskulatur.

All diese Übungen lassen sich natürlich auch abends machen, dennoch hat Frühsport nach Studien der Sportwissenschaft noch einen anderen Vorteil: Morgens verbrennt der Körper mehr Fett, weil die Kohlehydratspeicher nicht mehr so voll sind. Vielleicht treibt diese Erkenntnis ja den ein oder anderen künftig früher aus dem Bett.

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