Serie „Endlich fit“ Lauf geht’s!

Düsseldorf · Laufen ist ein echter Jedermann-Sport – man muss nur den richtigen Zugang finden. Sportpädagogin Birgit Neumair gewöhnt Untrainierte und Wiedereinsteiger langsam daran.

 Christina S., Christel S., Barbara E. und Lauftherapeutin Birgit Neumair sind im Südpark unterwegs.

Christina S., Christel S., Barbara E. und Lauftherapeutin Birgit Neumair sind im Südpark unterwegs.

Foto: Endermann, Andreas (end)

Laufen ist eine Form der Fortbewegung – und gleichzeitig die am häufigsten betriebene Sportart der Welt. Aus gutem Grund: Man braucht dafür kaum Ausrüstung und kann fast immer und überall loslegen. Möglichst schnell zu laufen oder möglichst lange – Vorsätze wie diese schrecken besonders die Neulinge ab. Die, die gerade erst den Plan gefasst haben, sich mehr zu bewegen. Birgit Neumair kennt diese Problematik. Sie führt Menschen, die die Sportart im Grunde gerne in ihr Leben integrieren wollen, über ihre Lauftherapie in Düsseldorf ganz vorsichtig an die Bewegung heran.

Neumairs Angebot richtet sich an Menschen, die einen stressigen Job haben und unter Leistungsdruck stehen. An Menschen mit psychischen und physischen Belastungen. Und natürlich an die, die einfach lange keinen Sport gemacht haben. „Jeder hat seine Geschichte, warum er eventuell eine abwehrende Haltung zum Thema Sport hat. Da versuche ich anzusetzen“, sagt sie. Da ist zum Beispiel Christel S., die nach einer Krebstherapie wieder langsam in den Sport einsteigen wollte. „Hier habe ich genau das Richtige für mich gefunden“, sagt sie. Da ist aber auch Barbara E., die mit Übergewicht zu kämpfen hat. Sie ergänzt: „Bei anderen Gruppen bin ich irgendwann an meine Grenzen gestoßen. Hier kann ich hingegen befreit mitlaufen. So hab ich Freude daran gefunden.“

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Foto: dpa, av

Ziele realistisch setzen

In der Lauftherapie vereint Neumair drei Faktoren miteinander. „Ich laufe, ich rede, und ich höre zu“, erklärt sie. Welcher Aspekt neben dem Laufen dabei die dominante Rolle einnimmt, sei von Person zu Person bzw. von Gruppe zu Gruppe unterschiedlich. Bei Anfängern und Wiedereinsteigern sollte es nicht darum gehen, Rekorde zu brechen und Bestzeiten zu erreichen. Deshalb laufen die Teilnehmer auch ohne Uhr. „Wir starten ganz gemächlich und wechseln zwischen Lauf- und Gehphasen. Zweimal in der Woche treffen wir uns, über drei Monate hinweg“, sagt Neumair. Für die Trainerin ist es schön zu sehen, wie sich ihre Klienten mit der Zeit entwickeln – das sei schließlich nicht zu vermeiden. „Wenn die Teilnehmer zu Beginn keine Minute am Stück laufen können, schaffen sie am Ende in der Regel 30 Minuten“, sagt sie.

Rückschläge akzeptieren

Ein wichtiger Punkt für Neumair ist auch der richtige Umgang mit Rückschlägen. Viele Menschen seien schnell frustriert, wenn es mal nicht nach Plan läuft. „Jeder hat mal einen schlechten Tag und ist Schwankungen ausgesetzt. Da versuche ich, den Blickwinkel zu erweitern. Nur so können die grundlegende Einstellung zum Sport geändert und Ängste abgebaut werden“, sagt sie.

Tempo drosseln

Die Furcht, nicht mithalten zu können, nimmt Neumair den Teilnehmern gleich zu Beginn. Das Tempo bestimmt nämlich die Gruppe selbst. Die Richtlinie lautet bei Neumair wie bei anderen Laufcoaches: Die Teilnehmer sollten zunächst so langsam laufen, dass sie sich noch problemlos unterhalten können. Denn die Gespräche nehmen bei der Lauftherapie einen wesentlich höheren Stellenwert ein, als es bei anderen Laufgruppen der Fall ist. Worüber gesprochen wird, das ist natürlich der Gruppe selbst überlassen. „Es wird niemand gezwungen, über sich selbst zu sprechen. Wenn man sich öffnen möchte, ist das auch in einem Einzelgespräch möglich“, sagt die Lauftherapeutin. Sie erlebt regelmäßig, dass sich bei ihren Teilnehmern durch die rhythmisch-zyklische Bewegung beim Laufen innerliche Blockaden lösen.

Keine Ausreden erfinden

Von der Kälte und dem usseligen Wetter im Winter lassen sich die Sportpädagogin und ihre Laufgruppen nicht von der Bewegung abhalten. Weil es früher dunkel wird als im Sommer, ist der gut beleuchtete Südpark das bevorzugte Trainingsterrain. Bei den niedrigen Temperaturen muss man auch besonders auf die Atmung achten. „Am besten ist es, durch die Nase einzuatmen“, rät die Expertin. Denn durch die Nase werde die Atemluft erwärmt, gefiltert und befeuchtet, bevor sie in die Lunge gelange.

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