Virus Europa rüstet sich gegen Ebola-Virus

Berlin · In Europa steigt die Angst, dass sich Ebola ausbreiten könnte. London überprüft bereits Passagiere aus Westafrika. Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) sagt: "In Deutschland muss sich niemand Sorgen machen."

So sieht die Sonderisolierstation in Düsseldorf aus
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So sieht die Sonderisolierstation in Düsseldorf aus

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Foto: dpa, fg

Die Neuinfektionen mit dem Ebola-Virus steigen in West-Afrika wieder an. Die Europäische Kommission richtete gestern eine Luftbrücke in die betroffenen Staaten Sierra Leone, Liberia und Guinea ein. Seit Ausbruch der Epidemie im Dezember vergangenen Jahres infizierten sich nach offiziellen Angaben 8000 Menschen, 4000 starben. Die Dunkelziffer wird allerdings bedeutend höher eingeschätzt.

Für Aufregung sorgte eine Studie des Max-Planck-Instituts, wonach Frankfurt der gefährlichste Flughafen weltweit sein soll, was die Ansteckungsgefahr mit Infektionskrankheiten betrifft. Ein Sprecher des größten deutschen Flughafens erklärte, dass es an einem derartig vernetzten internationalen Drehkreuz natürlich eine höhere Wahrscheinlichkeit des Einfliegens von ansteckenden Krankheiten gebe als an anderen Orten.

Die Gesundheitsbehörden in Deutschland sehen die Lage dennoch entspannt. Besondere Vorsichtsmaßnahmen, etwa die Kontrolle von Einreisenden aus Westafrika, wie sie in London bereits gemacht werden, sind in Deutschland nicht geplant. "Da stehen Aufwand und Erfolg in keinem Verhältnis", sagte ein Experte der Frankfurter Gesundheitsbehörde. Er berief sich auf die Empfehlungen der Welt-Gesundheitsbehörde WHO.

In Düsseldorf verwies ein Flughafen-Sprecher darauf, dass in der Landeshauptstadt keine Direktflüge aus den betroffenen Ländern ankämen. In Düsseldorf gebe es "keine aktuelle Gefährdungslage". Auch Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) betonte: "Unser Gesundheitssystem ist sehr gut aufgestellt, deshalb muss sich niemand in Deutschland Sorgen machen."

Er lobte die Umsichtigkeit der Länder, die in Deutschland für den Infektionsschutz zuständig sind. Sie hätten bei allen bisherigen Verdachtsfällen "professionell gehandelt" und jede denkbare Ansteckung durch eine rechtzeitige Isolierung verhindert. Sollte eine Maschine in Deutschland landen wollen, die einen Ebola-Verdachtsfall an Bord hat, gelten nach Auskunft des Flughafenverbands ADV klare Regeln. In diesem Fall dürfen nur die Airports Düsseldorf, Frankfurt, München und Hamburg angesteuert werden.

Nur sie hätten dafür die "Kernkapazitäten". Der Ablauf wäre im Verdachtsfall wie folgt: Der Pilot informiert die Flugsicherung. Die Maschine muss nach Landung auf einer Sonderposition parken. Dann geht medizinisches Personal an Bord. Der betroffene Passagier wird mit einem roten Punkt gekennzeichnet und mit einem Spezialfahrzeug in eine Isolierstation gebracht.

Im Fall von Düsseldorf käme er in die Uni-Klinik. Die Passagiere, die mit dem Erkrankten Kontakt hatten, bekommen einen gelben Punkt und müssen eventuell unter Quarantäne. Die übrigen erhalten den Status Grün und dürfen nach Hause gehen.

Gesundheitsminister Gröhe verwies darauf, dass die Notfallpläne für den Umgang mit Erkrankten und Verdachtsfällen regelmäßig geübt würden. Zudem verfüge Deutschland über "hervorragend ausgestattete Behandlungszentren", die auf den Umgang mit hoch ansteckenden Krankheiten spezialisiert seien.

Im Kampf gegen Ebola in Westafrika stellt die Bundesregierung bislang rund 32 Millionen Euro zusätzlich zur Verfügung. Die Bundesregierung will unter Führung des Deutschen Roten Kreuzes eine Klinik in Liberia und eine Behandlungsstation in Sierra Leone aufbauen. Dazu hatten Bundeswehr und DRK Freiwillige aufgerufen, sich für den Dienst in Afrika zu melden.

Nach Angaben von DRK und Bundeswehr reagierten insgesamt rund 6500 Menschen auf den Aufruf. Da aber vor allem medizinisches Fachpersonal mit guten Englischkenntnissen gesucht wird, sind längst nicht alle für den Einsatz geeignet.

Von den Freiwilligen, die sich bei der Bundeswehr gemeldet hatten, sind nach Auskunft des Sanitätsführungskommandos in Koblenz rund 600 Personen für den Einsatz geeignet. Das DRK filterte nach Angaben einer Sprecherin 115 Freiwillige heraus, die grundsätzlich für einen Einsatz in Liberia und Sierra Leone in Frage kommen. Darunter befänden sich auch 43 Ärzte.

Nächste Woche will der neue Ebola-Sonderbeauftragte der Bundesregierung, Botschafter Walter Lindner, zusammen mit weiteren Erkundungsteams die Bedingungen und den Bedarf vor Ort genau ermitteln. Danach müssen DRK und Bundeswehr aushandeln, wer wo welche Fachkräfte stellen soll.

(qua)
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