Gefährliches Virus Europa in Angst vor Ebola
Düsseldorf · Die sich immer rascher ausbreitende Ebola-Epidemie hält die Welt in Atem. Europa will sich besser gegen eine Einschleppung wappnen. Die große Koalition setzt vor allem auf mehr Hilfen in Afrika. Der Bundestag bewilligte am Donnerstag weitere 85 Millionen Euro.
Für die EU-Außengrenzen gab es allerdings keine einheitliche Lösung. Während Deutschland Fieber-Kontrollen an heimischen Flughäfen weiter ablehnt, will nach Großbritannien auch Frankreich Fluggast-Überprüfungen vornehmen. Belgien erwägt, Kontrollen einzuführen. Direktverbindungen in die Krisenländer gibt es in Europa nur von Brüssel nach Liberia und von Paris nach Guinea.
In Deutschland ist eine Debatte über einen besseren Schutz vor Ebola in Gang gekommen. Unions-Innenexperte Stephan Mayer sprach sich dafür aus, die Sicherheitsvorkehrungen zu verschärfen. Offen zeigte er sich insbesondere für Körperscanner, die auf Personen mit Fieber ansprechen.
Angesichts der Inkubationszeit zwischen zwei und 21 Tagen dürfe man sich dabei jedoch nicht in falscher Sicherheit wiegen. "Wer keine erhöhte Körpertemperatur aufweist, ist nicht automatisch nicht mit Ebola infiziert", sagte Mayer. Jedenfalls ließen sich die Patienten herausfinden, die bereits eine erhöhte Körpertemperatur aufwiesen, deshalb seien Vorkehrungen dieser Art "kein Fehler", sagte der CSU-Politiker.
Auch der SPD-Verkehrsexperte Udo Schiefner verwies darauf, dass "Kontrollen am Flughafen grundsätzlich Sinn machen". Sie brächten jedoch mehr, wenn sie nicht nach der Ankunft, sondern vor dem Abflug vorgenommen würden. Damit ließe sich verhindern, dass infizierte Passagiere durch Tröpfchen in der Luft weitere Fluggäste während des Fluges ansteckten. Wenn Deutschland auch keine Direktflüge aus Ebola-Gebieten habe, bedeute das keine Entwarnung. Schließlich komme man per Transit bequem auch von Paris nach Düsseldorf.
Aus Sicht von Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) besteht der beste Eigenschutz für Deutschland in umfassenden Hilfen für Westafrika. Donnerstag gab der Haushaltsausschuss im Bundestag grünes Licht für weitere Hilfsgelder in Höhe von 85 Millionen Euro. Damit belaufen sich die zusätzlichen Mittel im Kampf gegen Ebola auf insgesamt 102 Millionen Euro.
Die Kapazitäten für die Behandlung von Ebola-Kranken in Deutschland sind mit 50 Plätzen begrenzt. Diese sind für Helfer vorgesehen, die sich bei ihrer Arbeit in Westafrika anstecken. Wie der Sanitätsdienst der Bundeswehr gestern bekanntgab, hat die Bundeswehr 20 spezielle Transportsysteme angeschafft, um Ebola-Kranke liegend und isoliert von Afrika nach Deutschland fliegen zu können.
Unterdessen gibt es zwei neue Verdachtsfälle in Europa. Auf dem Flughafen in Madrid wurde eine ganze Maschine isoliert, nachdem ein aus Nigeria stammender Fluggast während der Reise von Paris nach Spanien stark gezittert hatte. In Dänemark wird ein Mitarbeiter der Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen" auf Ebola getestet, da er nach seiner Rückkehr aus Westafrika eine leicht erhöhte Körpertemperatur gespürt hatte.
Die Weltgesundheitsorganisation geht davon aus, dass sich im Dezember jede Woche bis zu 10.000 Menschen mit Ebola infizieren. Marokko stellte bereits die Austragung des Afrika-Cups im Fußball Ende Januar infrage und schlug eine Verschiebung vor.